Panorama

Staatliche AusnüchterungszellenRegelungen für "sturzbetrunkene" Russen

22.12.2020, 20:07 Uhr
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Brüderchen und Schwesterchen Wodka da, wo sie nichts anrichten können - im Regal. (Foto: imago images/ITAR-TASS)

180.000 Menschen sind in Russland seit 2018 so betrunken gewesen, dass sie nicht mehr in der Lage waren, sich allein zu bewegen. Krank sind diese Personen aber auch nicht - wohin also mit ihnen? Nicht in die Krankenhäuser, sondern in die Ausnüchterungzelle. Das spart Betten und Personal.

Klingt erstmal komisch, ist es aber gar nicht: Sturzbetrunkene Russen können künftig in staatlich finanzierte Ausnüchterungszellen gebracht werden. Das hat das Parlament in Moskau pünktlich zum Neujahrsfest entschieden. Mit dem neuen Gesetz können die Regionen nun offiziell Einrichtungen eröffnen für Menschen, die mit zu viel Alkohol an öffentlichen Orten aufgegriffen werden.

Diese Zentren könnten auch von privaten Trägern übernommen und betrieben werden, hieß es. Zwar gebe es bereits in einigen Regionen solche Ausschlafstätten, diese waren der Staatsduma zufolge aber gesetzlich nicht geregelt gewesen. Die Betroffenen werden für ihren Aufenthalt in den Ausnüchterungsstationen zur Kasse gebeten. Zuvor hatte es Kritik gegeben, dass sich der Staat aus dieser Aufgabe zurückgezogen hat.

In der Wodka-Großmacht Russland sterben nach offiziellen Angaben jedes Jahr bis zu 12.000 Betrunkene, weil sie etwa im Winter draußen im berauschten Zustand erfrieren. Zudem steige die Zahl der Straftaten nach Alkoholkonsum. Der Neuerung zufolge können Polizisten Betrunkene nun nicht mehr zwingend in Krankenhäuser bringen. Meist benötigen Menschen mit einer leichten oder mittelschweren Alkoholvergiftung "keine qualifizierte medizinische Hilfe". Außerdem würden somit die Gesundheitsausgaben nicht unnötig belastet.

Dem Innenministerium zufolge waren 2018 mehr als eine Million Betrunkene an öffentlichen Orten aufgegriffen worden. 180.000 von ihnen seien nicht mehr in der Lage gewesen, sich allein zu bewegen. Die ersten Ausnüchterungszellen entstanden in den 1930er Jahren.

Quelle: ntv.de, soe/ dpa

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