Panorama

Schlafen im Terminal Reisende verzweifeln

Nur die wenigsten Reisenden werden wohl einen Blick für die Schönheit des Moments haben.

Nur die wenigsten Reisenden werden wohl einen Blick für die Schönheit des Moments haben.

(Foto: dpa)

Wer nun verreisen will, sollte stressresistent sein. Wegen des Winterwetters warnen Fluggesellschaften vor erheblichen Behinderungen. Hunderte übernachten auf dem Flughafen in Frankfurt, in Brüssel fehlt Enteisungsmittel. Bei der Bahn gibt es "erhebliche Verspätungen" - auch auf den Straßen ist es kaum besser.

Umfunktionierung eines Terminals: Der Frankfurter Flughafen.

Umfunktionierung eines Terminals: Der Frankfurter Flughafen.

(Foto: dpa)

Die Lage bleibt angespannt: Wegen müssen Reisende auch zu Weihnachten mit erheblichen Behinderungen im Bahn- und Flugverkehr rechnen. Die Berliner Flughäfen warnten, in der gesamten Vorweihnachtszeit seien Verspätungen und Flugausfälle wahrscheinlich. Passagiere sollten sich bei Reiseveranstaltern oder Fluggesellschaften frühzeitig informieren. Am Frankfurter Flughafen wurde an diesem Montag etwa ein Viertel der rund 1340 geplanten Flüge gestrichen.

Die Lufthansa rechnet ab Mittwoch wieder mit einem normalen Flugbetrieb. Am Dienstag will die größte deutsche Fluggesellschaft schrittweise zusätzliche Flüge anbieten, sagte eine Firmensprecherin. "Wir gehen davon aus, dass am Dienstagabend ein weitestgehend normales Programm geflogen werden kann."

Der Winter macht so manchem zu schaffen.

Der Winter macht so manchem zu schaffen.

(Foto: dapd)

Während Langstreckenflüge etwa der Lufthansa von Frankfurt noch vergleichsweise regelmäßig starten konnten, war der innerdeutsche Verkehr stark eingeschränkt. Etwa 500 Menschen übernachteten auf Feldbetten im Frankfurter Flughafen. Von München und Stuttgart wurde noch vergleichsweise oft geflogen, obwohl auch hier die Flughäfen kurzzeitig gesperrt werden mussten.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer appellierte an die Länder, das Nachtflugverbot an den Flughäfen vorübergehend auszusetzen. Gerade in der Weihnachtszeit müssten gestrandete Passagiere schnell zu ihren Familien kommen, sagte der CSU-Politiker der "Bild"-Zeitung.

Chaos auch im Ausland

Das Chaos könnte auch im britischen Luftverkehr über Weihnachten hinaus anhalten. Bis kommenden Mittwoch könne "höchstens ein Drittel" der ursprünglich geplanten Flüge abgewickelt werden, teilte der Flughafenbetreiber BAA mit. "Reisende sollten sich auf weitere Verspätungen und Flugstreichungen in den kommenden Tagen und möglicherweise bis über Weihnachten hinaus einstellen", hieß es. Mehrere Terminals wurden gesperrt.

Eine Maschine wird in Heathrow von Eis befreit.

Eine Maschine wird in Heathrow von Eis befreit.

(Foto: AP)

Im Londoner Flughafen Heathrow wird das Nachtflugverbot gelockert, um die wegen Eis und Schnee festsitzenden Passagiere schneller an ihr Ziel zu bringen. Für vier Tage solle der Betrieb bis 1.00 Uhr ausgeweitet werden, teilte Transportminister Philip Hammond mit. Landungen werden durch diese Regelung die ganze Nacht über erlaubt.

Die wetterbedingte Lage am Brüsseler Flughafen ist weniger chaotisch als zunächst angenommen. Mehrere Fluggesellschaften kündigten an, sie wollten Dienstag planmäßig fliegen, berichtet die Nachrichtenagentur Belga. Am Montag hieß es zunächst, ein Mangel an Enteisungsmittel werde keine Starts am internationalen Flughafen der belgischen Hauptstadt bis Mittwoch zulassen. Der Flughafen rief alle Reisenden auf, sich vor ihrem Abflug bei ihrer Fluggesellschaft zu erkundigen. Bereits am Wochenende hatten rund 1400 Menschen wegen Schnee und Eis am Brüsseler Flughafen festgesessen.

Fluggäste in Berlin-Tegel.

Fluggäste in Berlin-Tegel.

(Foto: dpa)

Auf dem Pariser Flughafen Roissy-Charles de Gaulles wurden Dutzende Flüge gestrichen. "Der Flugverkehr auf den Flughäfen in Paris ist stark beeinträchtigt", teilte die Zivilluftfahrtbehörde mit. Rund 3000 Menschen mussten die Nacht in den Terminals verbringen.  Auch der Amsterdamer Flughafen Schiphol kündigte weitere Annullierungen an. Auf dem Brüsseler Flughafen mussten sich rund 1500 gestrandete Passagiere mit einer weiteren Nacht auf dem Fußboden abfinden. In Norditalien dagegen besserte sich die Lage auf den Straßen und den Flughäfen nach zweitägigem Chaos deutlich. Dort waren am Wochenende alle Flughäfen in der Toskana geschlossen, der Zugverkehr war zum Stillstand gekommen. Zahlreiche Autofahrer mussten die Nächte im Wagen verharren.

Bahn: "Alles was wir haben, ist draußen"

Bahnreisende müssen mit vollen Zügen und Verspätungen rechnen.

Bahnreisende müssen mit vollen Zügen und Verspätungen rechnen.

(Foto: dpa)

Die Deutsche Bahn sprach von einer allmählichen Besserung. Eine Rückkehr bis Weihnachten zum normalen Fahrplan könne aber nicht garantiert werden. "Wir fahren, was wir fahren können", sagte ein Sprecher. Probleme hatte die Bahn im Regional- und Fernverkehr. Teilweise gibt es "erhebliche Verspätungen", sagte ein Bahn-Sprecher. "Vereinzelt" seien auch Züge ausgefallen. In ganz Deutschland sei die Höchstgeschwindigkeit der ICE und Intercitys auf 200 Kilometer pro Stunde begrenzt, um Schäden an den Fahrzeugen zu vermeiden. ICE können auf speziell ausgebauten Streckenabschnitten etwa 300 Stundenkilometer schnell fahren, Intercitys schaffen ein Tempo von 200 km/h.

Auf die Frage, ob die Wintervorbereitungen ausreichend gewesen seien, antwortete der Sprecher: Angesichts der starken Schneefälle handelte es sich um eine "Extremsituation", die Straßen, Flughäfen und die Schiene gleichermaßen treffe. Alle verfügbaren Mitarbeiter seien im Einsatz - an den Bahnhöfen oder zur Räumung von Strecken: "Alles, was wir haben, ist draußen." Weil Fluggäste zur Bahn wechselten, seien die Züge sehr voll. Der Sprecher empfahl, sich vor der Fahrt einen Sitzplatz zu reservieren. Sollte eine Verbindung ausgebucht sein, sei in der Regel in dem früheren oder späteren Zug noch etwas frei.

Kritik an den massiven Problemen der Bahn kommt vor allem von Fahrgastverbänden. "Die Probleme bei der Bahn sind hausgemacht und werden insbesondere von der Politik bestimmt. Die Politik investiert zu wenig in eine zuverlässige Schiene, setzt die Bahn unter hohen Renditedruck und das Ganze führt zu den Problemen, die wir heute haben", sagte "Pro-Bahn"-Sprecher Matthias Oomen bei n-tv. Auch sei die Kommunikation mit den Fahrgästen nicht optimal. "Da ist vieles Verbesserungswürdig", kritisiert er. "Beim Auto gibt es einen zuverlässigen Verkehrsfunk. Diesen haben wir bei der Bahn nicht wirklich." Es sei noch viel zu tun, damit die Leute besser informiert sind.

Chaos auf Autobahnen

Ein Lastwagen steht in der durchbrochenen Mittelleitplanke auf der Autobahn 2.

Ein Lastwagen steht in der durchbrochenen Mittelleitplanke auf der Autobahn 2.

(Foto: dpa)

Schnee und Eis legten auch große Teile des Autoverkehrs lahm. Mit einem flächendeckenden Autobahn-Verbot für versucht Nordrhein-Westfalen ein winterliches Verkehrschaos abzuwenden. Die Behörden in dem bevölkerungsreichsten Bundesland verbannten alle LKW jenseits der 7,5 Tonnen von den Autobahnen. Nur in den Bezirken Münster und Detmold wurde das Fahrverbot inzwischen wieder aufgehoben. Damit stand die Berufskraftfahrt in NRW just zum Wochenanfang nahezu still. Auch im übrigen Bundesgebiet hielten die Verkehrsprobleme meist an. Die Polizei warnte vor Blitzeis auf den Straßen.

Warten hieß es auch für alle Lkw-Fahrer, die mit einem Gefährt von mehr als 7,5 Tonnen nach Luxemburg oder Frankreich wollten. Auch die Nachbarländererließen ein ähnliches Autobahn-Fahrverbot wie in Nordrhein-Westfalen.

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(Foto: dpa)

Auch in anderen Ländern Europas sorgte das Winterwetter für erhebliche Behinderungen. Verschlimmert wurde die Lage auch durch die Behinderungen im Ausland: In Belgien wurden Staus von insgesamt 600 Kilometer gemessen. Wie in NRW musste auch in Belgien der Lkw-Verkehr auf Autobahnen verboten werden. In den Niederlanden wurde die Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 50 begrenzt. In Frankreich besserte sich die Lage allmählich, obwohl auch hier Flughäfen beeinträchtigt wurden und Schnellzüge ihre Geschwindigkeit reduzierten.

Schnee und Eis erschweren noch immer in einigen Regionen die Versorgung von Tankstellen mit Benzin und Diesel. Tanklastzüge könnten auf den glatten Straßen aus Sicherheitsgründen nicht fahren, erklärte der nach Angaben der Mineralölwirtschaftsverbandes.

Tödlicher Unfall an Berliner S-Bahn

Bergungsarbeiten an den Gleisen der Berliner S-Bahn in Blankenburg.

Bergungsarbeiten an den Gleisen der Berliner S-Bahn in Blankenburg.

(Foto: dapd)

In Berlin traf es erneut die S-Bahn: Technische Probleme mit zugefrorenen Sandstreuanlagen führten auf allen Linien zu Verspätungen - teilweise verkehrten die Bahnen im einsetzenden Berufsverkehr mit weniger Waggons nur im 20-Minuten-Takt. Die Polizei ermittelt zudem in einem tragischen Unfall: In Berlin kam ein Mitarbeiter der S-Bahn beim Enteisen einer Weiche ums Leben. Sein Kollege erlitt bei dem Unfall mit einem Zug schwere Verletzungen. Die beiden Männer waren an einer Strecke unterwegs, um Weichen von Schnee und Eis zu befreien und wurden von einer S-Bahn erfasst. Den genauen Unfallhergang ermitteln das Eisenbahnbundesamt und die Berliner Polizei.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP/rts

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