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"Eigene Geschichten gefälscht"Reporter betrog den "Spiegel" jahrelang

19.12.2018, 16:03 Uhr
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Die Leitung des "Spiegel" will eine Kommission einsetzen, die Hinweisen auf Fälschungen nachgehen soll. (Foto: dpa)

Fast 60 Texte schreibt ein Reporter in den vergangenen Jahren für den "Spiegel" und Spiegel Online. Seine Reportagen werden mit Preisen ausgezeichnet. Doch nun muss das Nachrichtenmagazin einräumen: Die Geschichten waren teils grob gefälscht, manche Protagonisten frei erfunden.

Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hat einen Betrugsfall im eigenen Haus aufgedeckt. Der Redakteur Claas Relotius habe in "großem Umfang seine eigenen Geschichten gefälscht und Protagonisten erfunden", heißt es in einem auf Spiegel Online veröffentlichten Bericht. Aufgedeckt worden sei der Fall nach internen Hinweisen und eigenen Recherchen. Der Redakteur hat die Vorwürfe laut "Spiegel" eingeräumt.

Relotius habe sein Büro am Sonntag ausgeräumt und seinen Vertrag am Montag gekündigt, hieß es. Er schrieb erst als freier Mitarbeiter für den "Spiegel", seit anderthalb Jahren war er als Redakteur fest angestellt. Von ihm sind dem "Spiegel" zufolge seit 2011 knapp 60 Texte im Heft und bei Spiegel Online erschienen.

Erste Verdachtsmomente hatte es laut "Spiegel" nach einem im November 2018 veröffentlichten Text gegeben. Relotius habe in mehreren Fällen eingeräumt, Geschichten erfunden oder Fakten verzerrt zu haben. Seinen eigenen Angaben zufolge sind mindestens 14 Geschichten betroffen und zumindest in Teilen gefälscht.

Ein Reporterkollege, der eine Geschichte zusammen mit Relotius recherchiert habe, sei misstrauisch geworden und habe Bedenken geäußert, schreibt der "Spiegel". Ihm sei es gelungen, Material gegen den Kollegen zu sammeln.

Nach anfänglichem Leugnen, heißt es in dem Bericht weiter, habe Relotius eingeräumt, dass er viele Passagen nicht nur in dem einem Text, sondern auch in anderen erfunden habe. Auch sei er Protagonisten, die er in seinen Storys zitiert habe, nicht begegnet. Vor seiner Zeit beim "Spiegel" hatte der Journalist für mehrere andere Medien gearbeitet und auch einige Auszeichnungen erhalten.

Die Leitung des "Spiegel" will eine Kommission aus internen und externen Experten einsetzen. Sie sollen den Hinweisen auf Fälschungen nachgehen. Die Ergebnisse sollen öffentlich dokumentiert werden, "um die Vorgänge aufzuklären und um Wiederholungsfälle zu vermeiden". "Ausschließen lassen sie sich, auch bei bestem Willen, nicht."

Quelle: mbo/dpa

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