Lawinen-Unglück am Montblanc Rettungskräfte bergen Vermisste
12.07.2012, 19:49 Uhr
Den ganzen Tag über suchten Rettungskräfte mit Helikoptern nach den Vermissten.
(Foto: dpa)
Ihr Aufstieg am Montblanc-Massiv beginnt am sehr frühen Morgen, dann erfasst sie eine Lawine: In Frankreich sterben mindestens neun Menschen, darunter befinden sich auch drei Deutsche. Lange suchen die Einsatzkräfte daraufhin nach weiteren vier Vermissten. Schließlich finden sie die Bergsteiger lebend.
Bei einem der schwersten Unglücke in den französischen Alpen hat eine Lawine am Montblanc-Massiv mindestens neun Menschen, darunter drei Deutsche, in den Tod gerissen. Vier weitere Alpinisten wurden später lebend gefunden. Lange Zeit war unklar, ob sie unter den Schneemassen sind oder sich retten konnten. Nun gibt es keine Vermissten mehr. Als mögliche Ursache des Unglücks gilt eine 40 Zentimeter dicke Eisplatte. Sie könnte gebrochen sein und damit die Lawine ausgelöst haben, sagte der Präfekt des Departement Haute-Savoie, Philippe de Rumigny.
Außer den Deutschen starben ein Schweizer, drei Briten und zwei Spanier. 15 Personen wurden nach Angaben der Präfektur ins Krankenhaus von Sallanches gebracht, zwei weitere waren unverletzt gerettet worden. Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte den Tod der drei Deutschen. Woher die Opfer genau kamen, wurde zunächst nicht bekannt.
Nach Angaben der Rettungskräfte geschah das Unglück in mehr als 4000 Metern Höhe am Col du Mont Maudit - übersetzt der verfluchte Berg. Der Gipfel liegt für Bergsteiger auf dem Weg zum Montblanc, dem mit 4810 Metern höchsten Berg der Alpen. Die Opfer hatten nach bisherigen Erkenntnissen auf 3600 Metern in einer Hütte übernachtet und sich sehr früh auf den Weg gemacht.
"Kein Grund für eine Lawine"
Alarmiert wurden die Retter am frühen Morgen von einem der Verletzten. Die Behörden leiteten einen Großeinsatz ein. Die Gendarmerie durchkämmte mit Lawinensuchhunden den Unglücksort, zwei Helikopter und zahlreiche freiwillige Helfer waren im Einsatz.
Die Ursache für die Lawine war zunächst unklar. "Es gab keinen Grund für eine Lawine und ein Unglück dieses Ausmaßes", sagte der stellvertretende Bürgermeister Jean-Louis Verdier dem TV-Sender BFM. Danach waren auch italienische Bergretter an der Suche nach den Vermissten beteiligt. Nach Angaben des Wetterdienstes Météo France gab es in dem Gebiet starke Winde.
Die Tragödie zum Auftakt der diesjährigen Tourismus-Saison gilt als eines der schlimmsten Lawinen-Unglücke seit Jahren am Montblanc-Massiv. Erst vergangene Woche waren in den Schweizer Alpen fünf deutsche Bergsteiger beim Abstieg vom 4010 Meter hohen Lagginhorn 400 Meter in die Tiefe gestürzt und tödlich verunglückt. Jährlich versuchen sich etwa 20.000 Alpinisten am Montblanc-Aufstieg - in der Hochsaison seien dort täglich bis zu 500 Bergsteiger.
Schlechtwetter auch im Sommer
Dass sich im Sommer eine Lawine löst, ist nach Angaben von Stefan Winter, Ressortleiter Breitensport beim Deutschen Alpenverein (DAV), gut möglich. "Auch im Sommer haben wir ständig mit Schlechtwettersituationen im Hochgebirge zu kämpfen, gerade jetzt zurzeit", sagte er. "Wir haben eine Westwetterlage, und Nordwestwind kommt noch hinzu."
Das bedeute entsprechend niedrige Temperaturen im Bereich zwischen 3000 und 4000 Metern. "Wenn feuchte Luft dazu kommt, gibt es Niederschlag, der in größerer Höhe als Schnee fällt. Wind ist der Baumeister von Lawinen - da können schon kleinere Neuschneemengen von zehn Zentimetern Verfrachtungen ergeben, die auch im Sommer tatsächlich zu einem Lawinenunglück führen." Das letzte schwere Unglück in den französischen Alpen hatte es am 24. August 2008 mit acht Toten - darunter vier Deutschen - gegeben.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa