NRW stellt neues Lagebild vorReul: Mehr Verdächtige bei türkisch-arabischen Clans registriert

Die erfasste Clankriminalität in Nordrhein-Westfalen wird Innenminister Reul zufolge klar von türkisch-arabischstämmigen Großfamilien dominiert. Zwar kann die Polizei Erfolge erzielen, doch das "Problem ist nicht gelöst", sagt er bei der Vorstellung des Lageberichts.
Im Kampf gegen die Clankriminalität hat die Polizei in Nordrhein-Westfalen weniger Straftaten und weniger Tumulte, aber dafür mehr Verdächtige registriert. Das hat NRW-Innenminister Herbert Reul bei der Vorstellung des neuen Lagebilds zur Clankriminalität 2024 mitgeteilt. Die Zahl der Straftaten mit Clan-Bezug sank 2024 um 4,2 Prozent auf 6707. Der Rückgang sei zum Teil auf die Cannabis-Legalisierung zurückzuführen. Die Zahl der Verdächtigen stieg im gleichen Zeitraum um 1,6 Prozent auf 4282.
Während 2019 noch zwölf Tumultlagen mit Clan-Hintergrund festgestellt wurden, sei es im vergangenen Jahr nur noch eine gewesen. "Das Problem ist nicht gelöst, aber wir kommen voran", sagte Reul. Das Sicherheitsgefühl der Bürger habe sich verbessert, die wahrnehmbare Kriminalität sei deutlich gesunken, sagte der Abteilungsleiter für Organisierte Kriminalität im Landeskriminalamt, Achim Schmitz. Reul hatte 2019 erklärt, gezielt Clans vorgehen zu wollen.
Die Polizei geht in NRW gegen 118 kriminelle Familien-Clans vor. Vier Namen seien aus der Liste gestrichen worden, vier neu hinzugekommen. Die Polizei überprüfte bei 700 Razzien etwa 1700 Objekte. Die Summe der vorläufig gesicherten Werte lag im vergangenen Jahr bei etwa 1,75 Millionen Euro, im Vorjahr waren es 960.000 Euro. Dennoch gebe es gesetzlichen Nachholbedarf bei der Vermögensabschöpfung.
Von 82 Ermittlungsverfahren im Bereich der Organisierten Kriminalität seien sechs Clan-Verfahren, die von kriminellen Angehörigen türkisch-arabischstämmiger Großfamilien dominiert wurden. Die Polizei habe in diesen Verfahren zehn Haftbefehle erwirken können. Neben Razzien und Fallkonferenzen gebe es auch Ausstiegsprogramme für Clan-Angehörige.
Das Lagebild basiert auf einer namens-gebundenen Recherche des Landeskriminalamts. Erfasst werden ausschließlich Straftaten krimineller Angehöriger türkisch-arabischer Großfamilien mit Bezügen zum Libanon oder zur Bevölkerungsgruppe der Mhallamiye. Der Begriff Clankriminalität ist umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.