Empörung in Kroatien Tausende protestieren für Recht auf Abtreibung
12.05.2022, 23:22 Uhr
In Kroatien wollen Demonstrierende das "Gesundheitssystem zwingen, Frauen zu respektieren".
(Foto: picture alliance / PIXSELL)
In Kroatien sorgt der Fall einer 39-Jährigen für Empörung: Obwohl ihr Kind tot oder mit schweren gesundheitlichen Problemen zur Welt gekommen wäre, wird der Frau ein Schwangerschaftsabbruch lange verwehrt. Nun gehen Tausende für das Recht auf Abtreibung auf die Straße.
In Kroatien sind tausende Menschen für das Recht auf Abtreibung auf die Straße gegangen. "Wir werden das Gesundheitssystem zwingen, Frauen zu respektieren", sagte die prominente Frauenrechtsaktivistin Sanja Sarnavka vor in der Hauptstadt Zagreb versammelten Demonstranten. Der Protest hatte sich am Fall einer 39-Jährigen entzündet, der trotz der schweren Erkrankung ihres Fötus eine Abtreibung zunächst verweigert worden war.
Mirela Cavajda, bereits Mutter eines Kindes, war im sechsten Schwangerschaftsmonat, als Ärzte im April bei ihrem Fötus einen Gehirntumor diagnostizierten. Die Ärzte sagten ihr, das Kind werde entweder sterben oder schwere gesundheitliche Probleme davontragen, wie Cavajda örtlichen Medien schilderte. Die Abtreibung hätten sie aber verweigert und ihr stattdessen empfohlen, ins Nachbarland Slowenien zu gehen.
Insgesamt vier Krankenhäuser in Zagreb wiesen sie demnach ab. Der Fall sorgte landesweit für Empörung. Eine medizinische Kommission kam schließlich am Mittwoch zu dem Schluss, dass eine Abtreibung in Cavajdas Fall sowohl medizinisch als auch juristisch gerechtfertigt sei, und genehmigte sie.
Die Demonstration in Zagreb fand unter dem Motto "Genug" statt. Auf Protest-Plakaten waren Slogans wie "Es reicht mit der Verweigerung medizinischer Behandlungen" oder "Genug mit der Gefährdung der Gesundheit von Frauen".
Schwangerschaftsabbrüche sind in Kroatien grundsätzlich bis zur zehnten Woche möglich. Auch später kann in Ausnahmefällen noch abgetrieben werden: bei Vergewaltigungen, Inzest oder ernster Gefahr für die Gesundheit der Mutter oder des Kindes. Aktivistinnen befürchten jedoch eine schleichende Einschränkung des Rechts auf Abtreibung.
Konservative Gruppen drängen seit Jahren mit Unterstützung der einflussreichen katholischen Kirche auf Einschränkungen beim Recht auf Abtreibung. Erhebungen zufolge lehnen es inzwischen viele Mediziner unter Berufung auf Gewissensgründe ab, Abtreibungen vorzunehmen.
Quelle: ntv.de, ter/AFP