Betrieb eingestellt "Titan"-Betreiber beendet Tauchfahrten zur "Titanic"
06.07.2023, 22:02 Uhr Artikel anhören
Ob die Firma Sicherheitsstandards missachtet hat, wird derzeit untersucht.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Nach dem Tod von fünf Menschen steht OceanGate vor dem Aus: Der Betreiber des implodierten Tauchboots "Titan" bietet ab sofort keine Tauchfahrten mehr an. Diese Nachricht erscheint auf der Unternehmenswebsite, die dann kurz darauf nicht mehr erreichbar ist.
Nach dem schweren Tauchboot-Unglück nahe des Wracks der "Titanic" mit fünf Toten stellt die Betreiberfirma OceanGate Expeditions bis auf Weiteres den Betrieb ein. OceanGate setze alle Erkundungsreisen und den Geschäftsbetrieb aus, hieß es auf der Website des im US-Bundesstaat Washington ansässigen Unternehmens. Kurz darauf war die Internetseite nicht mehr erreichbar. Weitere Details nannte Oceangate zunächst nicht.
Das Unglück der "Titan" hatte die Welt im Juni an Atem gehalten. Das rund 6,5 Meter lange Tauchboot war am 18. Juni im Nordatlantik mit fünf Insassen zum Wrack der "Titanic" aufgebrochen. Nach eindreiviertel Stunden brach der Kontakt zur "Titan" ab.
Es folgte ein fieberhafter Sucheinsatz mit Flugzeugen, Schiffen und Tauchrobotern. Nach viertägiger Suche fand ein Tauchroboter schließlich in 3800 Meter Tiefe am Meeresgrund nahe des Wracks der "Titanic" Trümmerteile der "Titan". Alle fünf Menschen an Bord kamen ums Leben. Unter den Toten war auch der Chef von OceanGate Expeditions, Stockton Rush, der das Unternehmen 2009 gegründet hatte.
Schon zuvor Zweifel an Sicherheit
Rund um das Unglück sind viele Fragen zu den Sicherheitsstandards der Firma laut geworden. Laut US-Küstenwache war das Tauchboot unter dem enormen Wasserdruck implodiert. Eine Implosion ist die plötzliche Zerstörung eines Objekts durch Druck von außen und damit das Gegenteil einer Explosion. Die Implosion der "Titan" muss mit unvorstellbarer Wucht und Geschwindigkeit passiert sein, da der Druck auf dem Tiefseeboden gewaltig ist.
Wann und warum genau die "Titan" implodierte, ist nach Angaben der US-Küstenwache noch unklar. In einer Tiefe von rund 3800 Metern ist der Wasserdruck enorm, weil Millionen Liter Wasser auf den Meeresboden drücken. Schon ein winzig kleiner Defekt am Rumpf eines U-Bootes kann daher dazu führen, dass das Boot im Bruchteil einer Sekunde zerquetscht wird und durch den enormen Wasserdruck schlagartig kollabiert.
OceanGate hatte die "Titan" konstruiert, um dem extremen Wasserdruck in der Tiefsee standzuhalten. Das Tauchboot war bereits vor dem Unglück zum Wrack der "Titanic" getaucht. Allerdings gab es schon vor Jahren Sicherheitsbedenken. Der ehemalige Leiter der OceanGate-Meereseinsätze, David Lochridge, hatte schon 2018 Bedenken zur Sicherheit des Tauchboots geäußert - und wurde daraufhin entlassen. In einer Klage gegen das Unternehmen sprach er von Bedenken wegen des "experimentellen und ungeprüften Designs" der "Titan".
Quelle: ntv.de, mau/AFP