Wie viele Menschen sind geimpft? Weitere Studie nährt Zweifel an RKI-Zahlen
14.08.2021, 16:14 Uhr
Am Mittwoch gesteht das Robert-Koch-Institut, dass in Deutschland möglicherweise mehr Menschen geimpft sind als offiziell angegeben. Gestützt wird diese These nun durch eine weitere Erhebung. Statistik-Experten warnen vor voreiligen Schlüssen.
Eine neue Umfrage offenbart nach Angaben des "Spiegel" deutliche Differenzen zu den offiziellen Impfzahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI). In einer repräsentativen Befragung, die Infratest dimap bis zum 13. Juli gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) durchgeführt hat, gaben demnach 75 Prozent der 18- bis 59-Jährigen, sie hätten ihre erste Spritze bereits erhalten.
Dieser Wert lag zu damaligen Zeitpunkt 16 Prozentpunkte höher als im offiziellen Impfquotenmonitoring. Das RKI gab die Erstimpfungsquote der 18- bis 59-Jährigen am 13. Juli mit 59 Prozent an. Die Auswertung des "Corona Compass" von Infratest liegt dem "Spiegel" laut Bericht vor.
Das RKI hatte am Mittwoch selbst von einer Differenz zwischen offiziellen Meldezahlen und Umfrageangaben bei der Impfquote der unter 60-Jährigen berichtet. Das Institut veröffentlichte eine Umfrage, in der sogar 79 Prozent der 18- bis 59-Jährigen angaben, erstgeimpft zu sein. Dies wären 20 Prozentpunkte mehr als im offiziellen Impfquotenmonitoring auswiesen wurden.
Zu kleine Stichprobe? Soziale Erwünschtheit?
Die Differenzen legen nahe, dass die tatsächliche Impfquote höher liegen könnte als es die offizielle Statistik ausweist. DIW-Forscher Mathias Huebener sagte dem "Spiegel", dass er von mindestens 70 Prozent Erstimpfungsrate bei den 18- bis 59-Jährigen bis zum 13. Juli ausgeht. Demnach wären hochgerechnet rund fünf Millionen Menschen mehr erstimmunisiert als die RKI-Statistik ausweist.
Auch das RKI schreibt in seinem Report, dass der Unterschied zum sogenannten Digitalen Impfquotenmonitoring, das dem Impfdashboard zugrunde liegt, in der Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen besonders auffällig gewesen sei. Während bei der Erhebung namens Covimo (kurz für: Covid-19 Impfquoten-Monitoring) 79 Prozent der Erwachsenen unter 60 Jahren angaben, mindestens einmal geimpft zu sein, waren es laut dem offiziellen System nur 59 Prozent.
Allerdings weisen Statistik-Experten darauf hin, dass Infratest dimap und DIW lediglich 1820 Personen befragt haben. Die eigene Erhebung des RKI beruht sogar nur auf rund 1000 Befragten. Hochrechnungen, die auf so kleinen Stichproben beruhen, sind daher mit Vorsicht zu genießen. Ein weiterer Faktor, der die Ergebnisse verzerren könnte, ist das Phänomen der "sozialen Erwünschtheit". Von ihr wird dann gesprochen, wenn Befragte eine Antwort geben, von der sie glauben, dass sie nicht auf Ablehnung stößt.
Quelle: ntv.de, chr/AFP