Panorama

"Die Kuh, die ein Reh sein will" Yvonne endlich auf Gnadenhof

Gar nicht so leicht: Yvonne wehrte sich gegen die Verladung in den Transporter.

Gar nicht so leicht: Yvonne wehrte sich gegen die Verladung in den Transporter.

(Foto: dpa)

Kuh Yvonne ist wieder da: Das wochenlang gesuchte Tier kehrt unvermittelt auf eine Weide zurück und kann eingefangen werden. Nun ist Yvonne auf dem Gnadenhof Aiderbichl angekommen, wo sie mit ihrer Familie ihr Leben ohne Schlachter beenden darf.

Nach fast hundert Tagen auf der Flucht ist die berühmt gewordene Kuh Yvonne auf dem Gnadenhof Gut Aiderbichl in Niederbayern eingetroffen. Am Vormittag wurde sie im oberbayerischen Ampfing im Landkreis Mühldorf am Inn mit einer Injektion per Blasrohr ruhiggestellt, eingefangen und in einen Tiertransporter verladen. Auf ihrem künftigen Gnadendomizil in Deggendorf traf sie dann mit ihrem Sohn Friesi zusammen.

"Sie haben sich angeschaut", beschrieb Aiderbichl-Verwalter Hans Winterstaller das Zusammentreffen, dann begannen beide friedlich zu fressen. "Sie kennen sich", ist Wintersteller überzeugt, "sie waren ja zwei Jahre zusammen auf der Alm."

Geschafft: Yvonne und Friesi auf Gut Aiderbichl.

Geschafft: Yvonne und Friesi auf Gut Aiderbichl.

(Foto: dpa)

Neben Sohn Friesi leben auch Yvonnes Schwester Waltraut und Kalb Waldi - sowie weitere 400 Artgenossen - auf Gut Aiderbichl. Sie alle wurden durch den Ankauf der Tierschützer vor dem Schlachter bewahrt. Dahin war Yvonne auf dem Weg, als sie im Mai floh und sich wochenlang im Wald verbarg.

Anteilnahme am Schicksal

Das Schicksal des aus Österreich stammenden Rindes Yvonne hatte wochenlang selbst im Ausland für Schlagzeilen gesorgt. Dazu trug auch bei, dass Gut Aiderbichl Yvonne dem Besitzer abkaufte, um ihr einen ruhigen Lebensabend zu ermöglichen - und die zwischenzeitliche Abschussgenehmigung zu umgehen. Allerdings schlugen zahlreiche Versuche, das Tier aus dem Unterholz zu locken oder per Hubschrauber zu orten, fehl.

Am Ende gelang es schließlich mit einem Betäubungsschuss, Yvonne zu verladen.

Am Ende gelang es schließlich mit einem Betäubungsschuss, Yvonne zu verladen.

(Foto: dpa)

Am Donnerstag dann war "die Kuh, die ein Reh sein will", am Gatter einer Weide entdeckt und eingelassen worden. Bauer Konrad G. schilderte der "Bild"-Zeitung, wie er Yvonne einfangen konnte. "Ich war gegen 18 Uhr mit meiner Tochter Melanie an einer unserer Weiden am Waldrand, um die Zäune zu kontrollieren. Da stand Yvonne plötzlich vor dem Zaun, glotzte die Jungkühe an," sagte er. "Als sie uns sah, lief sie zurück in den Wald. Wir haben überlegt, was wir machen. Am Ende haben wir beschlossen, einfach das Gatter aufzumachen." Dann habe er sich hinter die Kuh geschlichen und sie langsam auf die Weide getrieben. Identifiziert wurde Yvonne dann per Ohrmarke.

Zwei Dosen nötig

Ein erster Versuch, Yvonne noch am Abend mit Hilfe eines Schusses aus einem Betäubungsgewehr einzufangen, wurde nach Einbruch der Dunkelheit aufgegeben. Am Freitag kurz nach 7.00 Uhr war es dann soweit. Schon der erste Schuss saß, doch die Dosis reichte für Yvonne nicht aus. "Das war kein Yvonnchen, sondern Yvonne, die Kampfkuh", sagte Professor Henning Wiesner.

Aus 12 bis 15 Metern Entfernung schoss er mit dem Blasrohr auf Yvonne, erst die zweite Dosis reichte aus, um sie ruhigzustellen. Der frühere Vorstandsvorsitzende des Münchner Tierparks Hellabrunn ist Experte für die Anästhesiologie und dabei speziell die Immobilisation auf Distanz. Er berät für die Wildtier-Immobilisation Zoos und Tierschutzorganisationen weltweit.

Yvonne gilt zwar auch nach fast hundert Tagen im Wald längst noch nicht als Wildtier, "aber sie ist, ungewöhnlich für ein Hausrind, sehr schnell wieder fit geworden", sagte Wiesner. Mit Blick auf die zahlreichen missglückten Fangversuche und die Belohnung, die eine Zeitung auf Yvonnes Ergreifung ausgesetzt hatte, äußerte sich der Tierschutz-Experte vorsichtig: "Wenn da nicht so ein Rummel gewesen wäre, hätten wir uns leichter getan, sie einzufangen."

Quelle: ntv.de, tis/dpa

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