"Ich weine jeden Tag" Zimmermädchen gibt nicht auf
28.07.2011, 19:40 Uhr
Nafissatou Diallo fühlt sich ungerecht behandelt.
(Foto: dpa)
Das Zimmermädchen, das Strauss-Kahn Vergewaltigung vorwirft, geht in die Offensive. Sie kündigt an, Zivilklage einzureichen, sollte das Verfahren gegen den Ex-IWF-Chef eingestellt werden. Und sie spricht über die Belastungen, der sie und ihre Tochter ausgesetzt sind.
Das Zimmermädchen, das Ex-Währungsfondschef Dominique Strauss-Kahn der versuchten Vergewaltigung beschuldigt, ist erstmals auf einer Pressekonferenz aufgetreten. "Ich weine jeden Tag", sagte Nafissatou Diallo in New York. "Wir können nicht schlafen", erzählte sie über sich und ihre Tochter. Sie dankte allen Unterstützern, die ihr Mut zugesprochen hätten.
Sie wolle den Fall "für alle Frauen der Welt" durchziehen. "Ich habe meiner Tochter versprochen, stark zu sein. Stark für alle Frauen auf der Welt", sagte Diallo. Sie versicherte, vieles, was über sie gesagt wurde, sei nicht wahr. "Meine Tochter sagte eines Tages zu mir: Sie kennen dich nicht. Strauss-Kahn kennen alle und wissen, was für ein mächtiger Mann er ist. Dich kennen nur wenige, aber diese wenigen sagen gute Dinge über dich. Höre auf zu weinen und kämpfe." Deshalb sei sie in die Öffentlichkeit gegangen.
"Was mir passiert ist, soll keiner Frau auf der ganzen Welt passieren", sagte Diallo in ihrer kurzen Ansprache. Sie wiederholte ihre Anschuldigungen aber nicht im Detail. Gesicht und Name Diallos waren erst am Wochenende bekanntgeworden, als sie sich in langen Interviews zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zeigte. Darin sagte sie auch, dass Strauss-Kahn sie nackt angegriffen und zum Oralsex gezwungen haben soll. "Ich will ihn im Gefängnis sehen", sagte sie. "Gott möge ihn strafen."
Mitglieder der afrikanischen Gemeinde sicherten der vor zehn Jahren aus dem westafrikanischen Guinea eingewanderten Frau ihre Unterstützung zu: "Wir wollen Gerechtigkeit! Wir fragen nach nichts weniger als Gerechtigkeit." Es gebe überall Unterstützer für die 32-Jährige, täglich würden E-Mails, Briefe und Blumen eintreffen.
Geld ist nicht der Grund
Diallos Anwalt hatte zuvor angekündigt, die Frau wolle im Fall einer Einstellung des Verfahrens gegen Strauss-Kahn Zivilklage einreichen. Ihr gehe es nicht darum, einen finanziell Vorteil aus der Affäre zu schlagen.
Damit bezog er sich auf Berichte, wonach die 32-Jährige am Tag nach dem angeblichen Übergriff in einem New Yorker Hotel in ihrer Muttersprache mit einem wegen Drogendelikten inhaftierten Freund telefoniert und ihr Vorgehen besprochen haben soll. "Der Kerl hat viel Geld, ich weiß, was ich tun werde", soll sie der US-Tageszeitung "New York Times" zufolge gesagt haben.
"Bestimmte Dinge vermischt"
Anwalt Kenneth Thompson sagte, in der Berichterstattung der Zeitung seien "bestimmte Dinge vermischt worden". Die Aufzeichnung des Telefonats durch die Haftanstalt belege, dass seine Mandantin die Worte nicht gesagt habe. Vielmehr habe sie davon gesprochen, dass sie ein mächtiger und wichtiger Mann zu vergewaltigen versucht habe und sie sich deswegen an einen Anwalt wenden wolle.
Das Zimmermädchen aus Westafrika wirft Strauss-Kahn vor, es Mitte Mai sexuell angegriffen zu haben. Nachdem Anfang Juli massive Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Frau aufgekommen waren, kam der 62-Jährige unter Auflagen aus seinem Hausarrest frei. Die Staatsanwaltschaft erklärte nach einem achtstündigen Gespräch mit der Frau am Mittwoch jedoch, die Anklage gegen ihn aufrecht erhalten zu wollen.
Die Frau beschuldigt den Franzosen Strauss-Kahn, sie am 14. Mai in seinem Hotelzimmer nackt überfallen zu haben. Vor vier Wochen waren Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit laut geworden, Strauss-Kahn kam daraufhin auf freien Fuß. Diallos Anwalt Kenneth Thompson sagte jetzt, die Indizien gegen seine Mandantin beruhten auf einem Übersetzungsfehler.
Quelle: ntv.de, AFP