Panorama

Drama in der Adria Zwei Menschen sterben bei Bergungsversuch

Irma-Dohn.jpg

Die Evakuierung ist abgeschlossen, doch das Drama noch nicht vorbei: Von Dutzenden Menschen, die an Bord waren, fehlt jede Spur. Bei den Bergungsversuchen sterben zwei Einsatzkräfte. Und die Passagierliste stellt die Behörden vor Rätsel.

Bei dem Versuch, die havarierte "Norman Atlantic" in der Adria abzuschleppen, sind zwei albanische Einsatzkräfte ums Leben gekommen. Die beiden seien gestorben, als ein Tau gerissen sei, teilte die italienische Marine mit. Damit erhöht sich die Zahl der Toten nach dem Fährbrand auf zwölf. Das Wrack soll in den Hafen der albanischen Stadt Vlora geschleppt werden.

Das Wrack soll in den Hafen der albanischen Stadt Vlora geschleppt werden.

Das Wrack soll in den Hafen der albanischen Stadt Vlora geschleppt werden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Suche nach möglichen weiteren Opfern hält derweil an. Von Dutzenden Menschen, die auf der Passagierliste stehen, fehlt jede Spur. 427 Menschen wurden von der brennenden Fähre "Norman Atlantic" gerettet. In den Häfen von Igoumenitsa und Bari kamen inzwischen Schiffe mit geborgenen Passagieren an.

An Bord der havarierten Fähre waren offenbar auch blinde Passagiere. Nach Angaben des griechischen Ministers für Handelsschifffahrt wurden auch Menschen gerettet, die nicht auf der ursprünglichen Passagierliste standen. Etwa 20 Unbekannte waren unter den Geretteten, die eine griechische Militärmaschine im italienischen Bari aufnehmen sollte. Die "Norman Atlantic" treibt derzeit vor der albanischen Küste. Möglicherweise sind noch Opfer in dem Schiff.

Unklar ist, wie das Feuer ausbrach. Vermutlich entzündete es sich im Fahrzeugdeck. In Italien ermittelt die Staatsanwaltschaft unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung. Gegen wen, ist noch nicht entschieden. Passagiere erheben schwere Vorwürfe gegen die Besatzung. "Auf dem Schiff gab es keinerlei Koordination. Das Personal war praktisch nicht vorhanden", klagte eine Frau. Eine Lkw-Fahrerin sagte: "Drei meiner Kollegen sind umgekommen." Die Trucker hätten in der Fahrerkabine geschlafen. Niemand habe die Passagiere rechtzeitig alarmiert.

"Es war ein schwimmender Vulkan"

Ähnlich hatte sich zuvor ein anderer Lkw-Fahrer geäußert: "Ja, es gab Kollegen, die im Truck geschlafen hatten, weil es nicht genug Kabinen gab", sagte er. Von der Besatzung sei keine Hilfe gekommen. "Es gab keinen Feueralarm, der Rauch hat uns geweckt. Wir mussten Wasser vom Deck trinken und uns mit dem zudecken, was wir gerade finden konnten."

Auch die Retter hätten sich nicht gekümmert, beklagt er weiter. "Wir waren zwischen Feuer und Wasser und niemand hat geholfen. Sie haben nicht eine Flasche Wasser oder eine Decke für die Kinder abgeworfen, und die waren zum Teil in Unterwäsche. Es war ein schwimmender Vulkan."

Geklärt werden muss nun auch, wohin die "Norman Atlantic" geschleppt werden soll. Die Fähre gehört zur griechischen Linie Anek Lines, fuhr aber unter italienischer Flagge. Die italienische Reederei La Visemar beauftragte die niederländische Firma Smit mit der Bergung, die schon beim Unglück der "Costa Concordia" geholfen hatte.

Quelle: ntv.de, fma/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen