Rentenbeiträge könnten sinken 19-Prozent-Marke wackelt
02.08.2012, 15:50 Uhr
Verdienter Ruhestand.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Rentenbeiträge könnten 2013 auf den niedrigsten Stand seit 1995 sinken. Arbeitnehmer und Arbeitgeber würde das eine zusätzliche Entlastung von rund einer Milliarde Euro bringen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund allerdings will die Summe lieber für eine Demografie-Reserve aufsparen.
Die Rentenbeiträge könnten erstmals seit 1995 wieder unter die 19-Prozent-Marke fallen. Das berichtet das "Handelsblatt" unter Berufung auf Rentenversicherungskreise. Zum Jahreswechsel sei eine Senkung von derzeit 19,6 auf 18,9 Prozent möglich. Die Deutsche Rentenversicherung bestätigte die Berechnungen nicht, sondern verwies auf ihre Juni-Schätzung, wonach der Beitrag auf 19,0 Prozent sinken könnte.
Auch das Bundesarbeitsministerium bestätigte die Angaben nicht, verwies aber auf die gute Einnahmesituation der Rentenversicherung im Juni. Diese sei allerdings auf Sondereffekte wie Urlaubsgeld und rückwirkende Tariferhöhungen zurückzuführen, sagte ein Sprecher. Nun müsse aber zunächst die weitere Entwicklung abgewartet werden. In dem Maße, in dem Potenzial für Senkungen vorhanden sei, werde es diese auch geben, fügte er hinzu.
Ein Sprecher der Deutschen Rentenversicherung sagte: "Endgültig wird der Beitragssatz festgelegt von der Bundesregierung im Herbst dieses Jahres auf der Basis der Oktoberschätzung."
Nachhaltigkeitsrücklage in Frage gestellt
Die Bundesregierung senkte den Rentenversicherungsbeitrag zuletzt Anfang 2012 um 0,3 auf 19,6 Prozent, nachdem zuvor ein Einnahmeüberschuss in Milliardenhöhe erzielt worden war. Angesichts der anhaltend guten Finanzlage errechneten die Rentenversicherer dann Ende Juni für das Jahr 2013 eine Senkung um 0,6 auf 19,0 Prozent. Nach diesen Berechnungen wird die sogenannte Nachhaltigkeitsrücklage zum Jahresende auf rund 28,8 Milliarden Euro ansteigen, was rund 1,66 Monatsausgaben der Deutschen Rentenversicherung entspricht. Ab einer Rücklage von 1,5 Monatsausgaben muss der Beitragssatz gesenkt werden.
Das "Handelsblatt" schrieb nun, die Rücklagen der Rentenversicherung könnten zum Jahresende die zuletzt erwarteten 28,8 Milliarden Euro noch übertreffen. Für Arbeitnehmer und Arbeitgeber würde eine Senkung auf 18,9 Prozent eine zusätzliche Entlastung von insgesamt einer Milliarde Euro bedeuten.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und Oppositionspolitiker hatten schon Ende Juni vor weiteren Beitragssenkungen gewarnt. Stattdessen solle eine Demografie-Reserve aufgebaut werden, um die Rente der jüngeren Generationen zu sichern. Die Begrenzung der Nachhaltigkeitsrücklage auf 1,5 Monatsausgaben solle abgeschafft werden.
Quelle: ntv.de