Politik

Batallion Asow umkämpft Vororte 20.000 Zivilisten entkommen aus Mariupol

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Brennende Häuserzeile in Mariupol: Das Videostandbild stammt vom ultranationalistischen Batallion Asow.

(Foto: picture alliance/dpa/Azov Battalion/AP)

Rund 20.000 Ukrainer sind der Hölle des belagerten Mariupol entronnen. Allerdings kämpft das ukrainische Bataillon Asow in den Außenbezirken weiter erbittert gegen die Angreifer. Auch in Sumy entkommen zwei Konvois der russischen Einkesselung. Sie werden vom Roten Kreuz eskortiert.

Aus der belagerten ukrainischen Hafenstadt Mariupol ist Angaben aus Kiew zufolge 20.000 weiteren Zivilisten die Flucht gelungen. Insgesamt 4000 Privatautos hätten die Metropole am Asowschen Meer am Dienstag verlassen können, schrieb der Vizechef des Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko, am Abend auf Telegram. Davon seien 570 Fahrzeuge bereits in der mehr als 200 Kilometer nordwestlich gelegenen Stadt Saporischschja angekommen, hieß es. Mariupol mit etwa 400.000 Einwohnern ist seit Tagen von russischen Einheiten umzingelt und vom Rest des Landes abgeschnitten. Immer wieder scheiterten Versuche eines Hilfskonvois, aus der westlich gelegenen Stadt Berdjansk Lebensmittel und Medikamente nach Mariupol zu bringen.

In den Außenbezirken von Mariupol dauerten die Kämpfe unterdessen an. Das ultranationalistische Bataillon Asow habe dort eine Einheit russischer Truppen besiegt, teilte der ukrainische Generalstab am Abend auf Facebook mit. Russland greife weiter mit Raketen und Bomben auch Wohngebiete, Schulen und Kindergärten an, hieß es. Moskau bestreitet seit knapp drei Wochen vehement, im Krieg gegen das Nachbarland gezielt Zivilisten zu attackieren. Der Chef der Militärverwaltung des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, warf den Russen zudem vor, in Mariupol ein Krankenhaus zu belagern. "Russische Besatzer haben Ärzte und Patienten als Geiseln genommen", schrieb er auf Telegram. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Aus der belagerten ukrainischen Region Sumy an der russischen Grenze fuhren mithilfe des Roten Kreuzes zwei Konvois mit Zivilisten an Bord los. Das Rote Kreuz begleitete mindestens 80 Busse Richtung Lubny, wie es am Abend in Genf berichtete. Die Busse wurden von klar markierten Rotkreuz-Fahrzeugen begleitet, was Angriffe verhindern sollte. Die Aktion sei durch eine Vereinbarung zwischen den Konfliktparteien möglich geworden, teilte das IKRK mit.

Russische Armee wirft Ukraine Behinderung vor

Die russische Armee warf der ukrainischen Seite indes mangelnde Kooperation bei den Fluchtkorridoren vor. Von zehn Fluchtrouten, die Russland vorgeschlagen habe, habe die Ukraine nur dreien zugestimmt. Keine dieser Routen führe auf russisches Gebiet, sagte Generaloberst Michail Misinzew vom Verteidigungsministerium in Moskau. Im Gegenteil: Ukrainische Soldaten hinderten Flüchtlinge aktiv am Übertritt nach Russland, behauptete Misinzew.

Seinen Angaben nach hat die russische Armee seit dem Vortag 37.000 Menschen in Bussen oder Autos die Ausreise aus umkämpften Gebieten bei Schytomyr, Luhansk, Donezk und Mariupol ermöglicht. Misinzew warf den ukrainischen Truppen vor, die aus humanitären Gründen vereinbarten Feuerpausen zur Umgruppierung und Verstärkung zu nutzen. Nach Angaben von General Misinzew brachten russische Soldaten seit Montag 450 Tonnen Lebensmittel, Medikamente und andere Hilfsgüter nach Mariupol. Ein ukrainischer Hilfskonvoi wartet nach Kiewer Angaben schon vier Tage auf die Einfahrt in die belagerte Stadt.

Die Ukrainer kritisieren, dass die vermeintlich sicheren Korridore oft von russischer Seite beschossen würden. Russische Truppen hätten sich zuletzt auf den Artilleriebeschuss von Städten wie Charkiw oder Mariupol verlegt und dort große Zerstörungen angerichtet.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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