Politik

Nach Koran-Verbrennung Afghanen: "Tod für Amerika"

Aufgebrachte Afghanen vor dem US-Stützpunkt Mehterlam, östlich von Kabul.

Aufgebrachte Afghanen vor dem US-Stützpunkt Mehterlam, östlich von Kabul.

(Foto: AP)

Die Unruhen wegen der Koran-Schändung in Afghanistan fordern immer mehr Opfer. Nach den Freitagsgebeten bricht neue Gewalt aus. Die Bundeswehr zieht sich vorzeitig aus Talokan zurück.

Afghanische Polizisten beschützen die US-Militärbasis in Bagram.

Afghanische Polizisten beschützen die US-Militärbasis in Bagram.

(Foto: REUTERS)

Am vierten Tag der Proteste gegen die Koran-Verbrennungen sind in Kabul Hunderte aufgebrachte Afghanen zum Präsidentenpalast gezogen. Die Menge skandierte "Tod für Amerika". Auch in der östlichen Stadt Dschalalabad kamen Hunderte zu einer Demonstration zusammen. Ein weiterer Protestmarsch bildete sich in der Unruheprovinz Ghasni im Südosten Afghanistans.

Auslöser der Proteste war der Fund von verkohlten Koran-Exemplaren auf der Müllhalde des US-Stützpunkts Bagram bei Kabul. Der Koran gilt den Muslimen als direktes Wort Gottes und die Verbrennung des Buches als Gotteslästerung. Bei Protesten wurden mindestens elf Menschen getötet, darunter zwei US-Soldaten.        

Das deutsche Isaf-Kontingent verlässt Talokan vorzeitig.

Das deutsche Isaf-Kontingent verlässt Talokan vorzeitig.

(Foto: dpa)

Die Bundeswehr hatte sich wegen der gewaltsamen Proteste vorzeitig Allerdings sollte das Lager im März ohnehin geräumt werden. Angesichts eines Auflaufs von rund 300 Demonstranten unmittelbar vor dem Stützpunkt habe der Kommandeur der Nordregion die mit der Räumung beschäftigten Kräfte ins rund 70 Kilometer entfernte größere Feldlager Kundus abrücken lassen, teilte die Bundeswehr mit. Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos sagte, die rund 50 Soldaten hätten sämtliche Fahrzeuge mitgenommen.

Das Lager wurde mit Steinen beworfen. Der relativ kleine Komplex ist schwierig zu sichern, weil er mitten in der 200.000-Einwohner-Stadt liegt.

Obama entschuldigt sich

US-Präsident Barack Obama entschuldigte sich für die unbedachte Koranschändung. Er betonte nach Angaben der afghanischen Regierung in einem Schreiben, die Verbrennung von Koran-Exemplaren auf der US-Basis Bagram sei nicht vorsätzlich geschehen. Das Entschuldigungsschreiben sei am Donnerstag von US-Botschafter Ryan Crocker an Präsident Hamid Karsai übergeben worden, teilte der Präsidentenpalast in Kabul mit. Der US-Präsident habe eine vollständige Aufklärung des Falls zugesagt.

Die Taliban schworen Rache und riefen Angehörige der afghanischen Sicherheitskräfte zur Fahnenflucht auf. Taliban-Funktionäre seien angewiesen worden, alle Deserteure, die sich gegen die "Invasoren" stellten, als "Helden" willkommen zu heißen.

Die islamischen Staaten verurteilten die Koranverbrennung. Die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) betonte in einer Erklärung, die Tat stehe im Widerspruch zu den gemeinsamen Bemühungen von muslimischen Ländern und internationaler Gemeinschaft, Intoleranz und religiösen Hass zu bekämpfen. Zugleich begrüßte die Organisation, der 57 Staaten angehören, die Entschuldigungen der Isaf und der USA.

Quelle: ntv.de, dpa

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