Politik

"Großen Mythos" zerschlagen Al-Kaida bekennt sich

Umar Faruk Abdulmutallab stammt aus einer wohlhabenden Familie.

Umar Faruk Abdulmutallab stammt aus einer wohlhabenden Familie.

(Foto: dpa)

Das Terror-Netzwerk Al-Kaida übernimmt die Verantwortung für den vereitelten Anschlag auf ein US-Flugzeug. Der Grund für das Attentat: Vergeltung für US-Angriffe im Jemen. Al-Kaida ruft zudem zu einem "totalen Krieg gegen die Kreuzzügler" auf. US-Präsident Obama kündigt einen harten Kampf gegen die Terroristen an.

Der Täter habe mit Sprengstoff alle Sicherheitsschranken passiert und damit den "großen Mythos des US-Geheimdienstes" zerschlagen, heißt es in einem Bekennerschreiben von Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel. Das berichteten zwei auf die Beobachtung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen.

Laut dem Unternehmen IntelCenter wurde mit dem Schreiben auch ein Foto des nigerianischen Attentäters veröffentlicht. Das Unternehmen SITE zitierte aus dem Bekennerschreiben, "unser Bruder, der Märtyrer Umar Faruk Abdulmutallab" habe eine "von den Mudschahedin in den Werkstätten von Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel entwickelte Sprengstofftechnik" benutzt. Es habe an einem "technischen Fehler" gelegen, dass der Sprengsatz nicht explodiert sei.

"Krieg gegen die Kreuzzügler"

Das jemenitische Militär bombardierte am 17. und 24. Dezember Al-Kaida-Stellungen im Jemen. Zahlreiche Zivilisten sollen dabei ums Leben gekommen sein.

Das jemenitische Militär bombardierte am 17. und 24. Dezember Al-Kaida-Stellungen im Jemen. Zahlreiche Zivilisten sollen dabei ums Leben gekommen sein.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Anschlagsversuch sei die Antwort auf einen Angriff unter US-Beteiligung im Jemen gewesen. Dabei bezieht sich die Gruppe offenbar auf einen Angriff vom 17. Dezember, bei dem nach jemenitischen Angaben etwa 30 Kämpfer getötet worden waren. Zudem rief der Al-Kaida-Ableger dazu auf, die Mitarbeiter westlicher Botschaften in der Region in einem "totalen Krieg gegen die Kreuzzügler" zu töten.

Die muslimischen Soldaten in den feindlichen Armeen fordert das Bekennerschreiben auf, dem Beispiel von Nidal Hasan zu folgen, Reue zu üben und "Kreuzritter" zu töten. Hasan, ein muslimischer US-Militärpsychiater im Rang eines Majors, hatte im November im texanischen Militärstützpunkt Fort Hood 13 Soldaten erschossen.

"Bedeutsame Eskalation"

Die Sicherheitskontrollen an Flughäfen wurden verschärft.

Die Sicherheitskontrollen an Flughäfen wurden verschärft.

(Foto: REUTERS)

IntelCenter verwies darauf, dass Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel erstmals außerhalb des Gebiets von Saudi-Arabien und Jemen zugeschlagen habe. Damit sei eine "bedeutsame Eskalation" in den Aktivitäten der Gruppe erreicht.

Die "New York Times" berichtet, die USA hätten im Jemen bereits seit längerem eine neue Front im Anti-Terrorkampf eröffnet. In aller Stille hätten die USA eine verdeckte Operation gegen die begonnen. Unter anderem seien schon seit etwa einem Jahr einige der besten im Anti-Terrorkampf geschulten CIA-Agenten in dem arabischen Land, zum anderen hätten Spezialkommandos mit der Schulung jemenitischer Sicherheitskräfte begonnen. Zudem habe das Pentagon seine Militärhilfe massiv aufgestockt.

Verbindungen zum Jemen

Der 23-jährige Abdulmutallab hatte am 1. Weihnachtsfeiertag versucht, eine Maschine von Delta Airlines von Amsterdam nach Detroit mit 278 Passagieren an Bord kurz vor der Landung durch das Zünden von Sprengstoff zum Absturz zu bringen. Daran hinderten ihn beherzte Passagiere und Besatzungsmitglieder. Der Nigerianer galt als terrorverdächtig, sein Vater warnte sogar die amerikanischen Sicherheitsbehörden.

Abdulmutallab hatte Verbindungen zum Jemen. Nach Angaben von Ermittlungsbeamten sagte er, den Sprengstoff und eine Spritze, die in seine Unterwäsche eingenäht waren, im Jemen erhalten zu haben - begleitet von genauen Anweisungen zu seinem Einsatz. Über seinen Internetkontakt mit einem radikalen jemenitischen Geistlichen habe er ein führendes Al-Kaida-Mitglied im Jemen kennengelernt. In einem Trainingslager des Terrornetzes nahe der Hauptstadt Sanaa sei er dann einen Monat lang in der Herstellung von Sprengsätzen ausgebildet worden.

Obama will Terroristen zur Verantwortung ziehen

Obama will entschlossen gegen die Terroristen vorgehen.

Obama will entschlossen gegen die Terroristen vorgehen.

(Foto: AP)

US-Präsident Barack Obama äußerte sich erstmals persönlich zu dem Vorfall und sagte einen entschlossenen Kampf gegen den Terrorismus zu. Seine Regierung werde "nicht ruhen", bis nicht alle Verantwortlichen für den Anschlagsversuch am Freitag gefunden und zur Rechenschaft gezogen seien, sagte Obama an seinem Weihnachtsurlaubsort auf Hawaii. Der Versuch eines 23-jährigen Nigerianers, ein Flugzeug im Landeanflug auf Detroit mit Sprengstoff in die Luft zu jagen, sei "eine ernsthafte Erinnerung an die Gefahren, denen wir gegenüber stehen, und an den Charakter derjenigen, die unser Heimatland bedrohen".

Die Regierung von US-Präsident Barack Obama steht indes nach dem Anschlagsversuch in der Kritik. Der republikanische Senator Jim DeMint sagte auf Fox TV, der Anschlagsversuch zeige, dass Obamas Dialogangebot an die Muslime und seine Pläne zur Schließung des US-Gefangenenlagers Guantanamo "die Terroristen nicht besänftigen".

Der republikanische Abgeordnete Pete Hoekstra sagte: "Die Obama-Regierung kam ins Amt und sagte 'wir werden das Wort Terrorismus nicht mehr benutzen'". Damit habe sie versucht, die Terror-Gefahr "herunterzuspielen". US-Heimatschutzministerin Janet Napolitano räumte ein, es müsse geklärt werden, wie Abdulmutallab mit Sprengstoff in einen US-Flieger gelangen konnte.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP/rts

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