Waffenexporte an Folterstaaten Amnesty kritisiert Berlin
19.10.2011, 06:48 Uhr
Deutsche Waffen halfen den Golfstaaten bei der Unterdrückung der Opposition.
(Foto: REUTERS)
Kleinwaffen, Munition, Militärfahrzeuge - all dies liefert Deutschland zwischen 2005 und 2009 in den Nahen Osten und nach Nordafrika. Waffen, mit denen offenbar die dortigen Opposition unterdrückt wird, wie Amnesty International beklagt. Jetzt ein Waffenembargo zu verhängen, käme zu spät.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) hat Deutschland und 16 anderen Staaten vorgeworfen, durch in den Nahen Osten und nach Nordafrika zur Unterdrückung der dortigen Protestbewegungen beigetragen zu haben. Allein Deutschland habe zwischen 2005 und 2009 Exportgenehmigungen im Wert von 77 Millionen Euro erteilt, unter anderem für Kleinwaffen, Munition und Militärfahrzeuge, heißt es in dem Bericht. "Diese Waffenlieferungen sind genehmigt worden, obwohl schon damals ein erhebliches Risiko bestand, dass mit diesen Waffen Menschenrechtsverletzungen begangen werden", sagte ai-Rüstungsexperte Mathias John.
Amnesty untersuchte nach eigenen Angaben in der hundertseitigen Studie Rüstungslieferungen nach Ägypten, Bahrain, Libyen, Syrien und in den Jemen. Die wichtigsten Exportstaaten für in diese Länder waren neben Deutschland demnach Belgien, Bulgarien, Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich, Russland, Tschechien und die USA. Die von ihnen gelieferten Waffen, Munition und andere Ausrüstung seien eingesetzt worden, als Polizei und Soldaten "friedliche Demonstranten getötet, verletzt oder willkürlich verfolgt haben", kritisierte die Organisation.

Deutsche Rüstungsexporte florieren.
(Foto: REUTERS)
Jetzt ein Waffenembargo zu verhängen, käme zu spät und sei zu wenig, sagte ai-Experte John. Vielmehr bedürfe es dringend eines wirksamen internationalen Waffenhandelsabkommens. "Dabei muss gelten: Es dürfen keine Rüstungsgüter geliefert werden, wenn das Risiko besteht, dass der Empfänger damit schwere Menschenrechtsverletzungen begeht."
Amnesty forderte die Bundesregierung auf, sich für ein solches Abkommen einzusetzen. Außerdem solle "die Regierung den Bundestag in den Genehmigungsprozess einbeziehen und über ihre Maßnahmen zur Sicherung der Menschenrechte bei Exportgenehmigungen Rechenschaft ablegen", forderte John.
Quelle: ntv.de, AFP