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Ausreise aus Israel Andere fliegen schon, Deutsche fahren noch Bus

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Auf einem Video, das Steffen Seibert postete, waren zwei Busse zu sehen. 100 Deutsche seien auf dem Weg nach Amman, schrieb er.

Auf einem Video, das Steffen Seibert postete, waren zwei Busse zu sehen. 100 Deutsche seien auf dem Weg nach Amman, schrieb er.

(Foto: Screenshot Deutsche Botschaft Israel / Steffen Seibert )

Deutsche in Israel kritisieren das Auswärtige Amt für sein Krisenmanagement. Während andere Länder ihre Bürger ausfliegen, ruft die deutsche Botschaft zu einer Busfahrt nach Jordanien auf. Flüge gibt es erst ab Donnerstag. Derweil nennt Außenministerin Baerbock eine irreführende Zahl.

Nach den Terror-Angriffen auf Israel wollen viele Deutsche das Land so schnell wie möglich verlassen. Nur wie? Direktflüge nach Deutschland gibt es nicht mehr. Erst ab Donnerstag fliegt die Lufthansa auf Initiative des Auswärtigen Amtes wieder in das Land. So mussten beispielsweise Schülergruppen über Island nach Deutschland ausfliegen. Jugendliche und Kinder, die ohne ihre Eltern im Land waren, hätten Vorrang bei den Bemühungen gehabt, die Ausreise zu organisieren, sagte Außenministerin Annalena Baerbock am Dienstagabend im ZDF. Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, sagte ntv, die "allermeisten" gestrandeten Schülergruppen seien wieder in Deutschland.

Grünen-Politikerin Baerbock wehrte sich gegen Kritik am Krisenmanagement ihres Ministeriums. So wurde beispielsweise bemängelt, dass es bisher keine Flüge nach Deutschland gibt und stattdessen ein Bustransfer nach Jordanien angeboten wurde.

"Wir haben durch die Krisenhotline - diejenigen, die am Flughafen sind, konnten sich an uns wenden -, Flugverbindungen vermittelt. Man musste dann umsteigen bei einigen Strecken. Ich verstehe, dass das eine furchtbare Situation ist, aber wenn Sie 100.000 Anrufe gleichzeitig haben, dann müssen Sie priorisieren", sagte sie. Im gleichen Interview sagte sie, in Israel lebten 100.000 Deutsche. Damit begründete sie, dass Deutschland seine Bürger nicht umgehend ausflog, wie das beispielsweise Polen, Spanien und Italien getan haben. "Die Länder, die sie aufgezählt haben, haben nicht so viele eigene Staatsangehörige da. Bei uns sind es über 100.000."

Tatsächlich nur 5800 auf Krisenvorsorgeliste

Doch diese Zahl ist irreführend. Denn dabei handelt es sich größtenteils um Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft. Nachfahren deutscher Juden, denen die Nazis die Staatsbürgerschaft aberkannten, haben ein Anrecht, diese zurückzuerlangen. Davon machten in den vergangenen Jahren Zehntausende Gebrauch. So haben viele Israelis auch einen deutschen Pass, leben aber in Israel.

Aus dem Auswärtigen Amt erfuhr ntv.de am Dienstagabend, dass 5800 Menschen auf einer Krisenvorsorgeliste der Botschaft stünden - am Morgen hatte Botschafter Seibert noch von 4500 Deutschen auf der Liste gesprochen. Der Kreis derer, die tatsächlich an einer Ausreise interessiert sind, ist aber so oder so weitaus geringer als es die Außenministerin darstellte. Im ZDF sagte sie: "Wir haben unverzüglich mit den deutschen Airlines gesprochen, dass sie ihre Flugverbindungen wieder aufnehmen." Sie verwies darauf, dass andere Fluggesellschaften weiterhin aus Israel herausfliegen. Das bedeutet aber, dass Deutsche erst in ein anderes Land fliegen müssen, um von dort nach Deutschland zurückzukehren. Seibert sagte ntv, es gebe auch Fährverbindungen aus Haifa ins Ausland.

Baerbock sagte, es sei "das Effizienteste" gewesen, die Ticketverbindungen bei anderen Airlines zu buchen, statt beispielsweise Bundeswehr-Maschinen nach Israel zu schicken. Ob die überhaupt zur Verfügung standen, dazu sagte sie nichts. Angesichts eines Kreises möglicherweise mehrerer Tausend Ausreisewilliger hätten einzelne Flüge ohnehin nur einen geringen Beitrag leisten können.

100 Deutsche mit Bussen nach Amman

Auch Seibert wies Kritik zurück, Deutschland täte nichts, um seinen Bürgern die Ausreise zu ermöglichen. "Falsch", schrieb er in englischer Sprache auf X. "Wir helfen deutschen Touristen, das Land zu verlassen. Die Botschaft arbeitet mit Volldampf." Insbesondere kritisierten Deutsche in sozialen Medien, dass lediglich Busfahrten nach Jordanien angeboten wurden, um dann von dort auszufliegen. In einer Anleitung des Auswärtigen Amtes hieß es, dass die Reisewilligen dafür selbst ein Visum für Jordanien beantragen sollten.

Am Vormittag schrieb Seibert auf X, 100 Deutsche hätten Tel-Aviv mit Bussen verlassen und seien auf dem Weg in die jordanische Hauptstadt Amman. Das Auswärtige Amt rät derzeit von Reisen nach Israel und in die palästinensischen Gebiete dringend ab. Eine ausdrückliche Reisewarnung gilt aber nur für den Gaza-Streifen.

Baerbock hatte jüngst schlechte Erfahrungen mit einem bundeseigenen Flugzeug gemacht. Sie musste eine Flugreise nach Australien wegen technischer Probleme abbrechen. Ihr Airbus A340 der Flugbereitschaft konnte nach einer Zwischenlandung in Abu Dhabi nicht weiterfliegen. Baerbock musste per Linienflug nach Berlin zurückkehren. Das betreffende Flugzeug wurde daraufhin ausgemustert.

Quelle: ntv.de

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