Um Zahl der Eingriffe zu begrenzen Ärzte sollen OP-Rechte handeln
30.07.2012, 06:50 Uhr
Ärzte operieren immer häufiger - wohl auch, weil sie dafür mehr Geld bekommen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Zahl von Operationen steigt in den vergangenen Jahren massiv an. Viele der Eingriffe dürften unnötig sein. In der Diskussion, wie sich der Trend aufhalten lässt, kommt nun der Vorschlag, eines Zertifikate-Systems: Wer viel operieren will, soll dafür zahlen.
Die AOK und der Spitzenverband der Krankenkassen schlagen vor, die Zahl mit Hilfe eines Zertifikate-Systems wie beim CO2-Emissionshandel zu verringern. Für planbare Leistungen wie Hüft-OPs solle man dies "zumindest ernsthaft prüfen", sagte der Vorstandschef der AOK Rheinland/Hamburg, Günter Wältermann, dem "Handelsblatt". Der Dachverband aller 145 Kassen erklärte dazu, man prüfe die Idee. Hintergrund ist der starke Anstieg von Krankenhausoperationen, die sind.
Der Emissionsrechtehandel zielt darauf ab, den Ausstoß schädlicher Treibhausgase zu reduzieren. Firmen erhalten eine begrenzte Anzahl von Zertifikaten, die je zum Ausstoß einer Tonne Kohlendioxid berechtigen. Kommen sie damit nicht aus, müssen sie Zertifikate von anderen Anbietern zukaufen. Kliniken könnten verpflichtet werden, für Mehrleistungen Zertifikate von anderen Kliniken zu kaufen, die ihre Leistungsmenge nicht ausschöpfen.
Dem Bericht zufolge ist die Zahl der Knie-Operationen seit 2003 um 51 und die der Hüft-OPs um 18 Prozent gestiegen. Krankenkassen und Experten meinen, dass Patienten oft behandelt werden.
Auch der Ärztetag bemängelt das System
Auch der CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn spricht sich für ein Vorgehen gegen überflüssige Operationen aus. Es könne nicht sein, dass Ärzte desto mehr Geld erhielten, je häufiger sie operierten. Das sei ein falsches Anreizsystem. Daher sollte die "Politik tatsächlich darüber nachdenken, solche Vergütungssysteme zu regulieren oder gar ganz zu verbieten", sagte Spahn in der ARD. Er verwies darauf, dass auch der Ärztetag sich bereits gegen das derzeitige Vergütungssystem ausgesprochen habe.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte sich am Wochenende ähnlich geäußert: "Die ökonomischen Anreize für leitende Ärzte sind in Deutschland zu weit gegangen", sagte er der "FAS". Der Göttinger Fall sei zwar ein besonders krasses Beispiel, es habe aber bereits ähnliche Fälle gegeben. "Wir haben uns auch zu sehr auf die Selbstkontrolle der Ärzte verlassen", sagte Lauterbach.
Quelle: ntv.de, che/dpa/AFP