Politik

Druck auf Regime in Damaskus wächst Assad feuert mit Scud-Raketen

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Assad verliert immer mehr an Rückhalt.

(Foto: REUTERS)

Die US-Regierung spricht von einer "erheblichen Eskalation": Das Assad-Regime setzt Scud-Raketen gegen die Rebellen ein. Die USA bestätigen einen entsprechenden Zeitungsbericht. Die Opposition glaubt dennoch, dass sie den Machthaber auch ohne internationale Hilfe stürzen kann.

Die Weltgemeinschaft stellt den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad ins Abseits. Die Syrien-Freundesgruppe aus mehr als 125 Staaten und Organisationen hat das Oppositionsbündnis Nationale Koalition als "legitime Vertretung des syrischen Volkes" anerkannt. Die Widerstandsbewegung sieht sich gestärkt. Assad verliert unterdessen offenbar fast alle Hemmungen im Kampf um seinen Machterhalt. Nach Informationen der "New York Times" setzen syrische Regierungstruppen Scud-Raketen gegen die Rebellen ein, ein hochrangiger US-Vertreter bestätigte die Informationen.

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Nach fast zwei Jahren Bürgerkrieg ist Aleppo ein Trümmerfeld.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Kurzstreckenraketen erlangten vor allem durch ihren Einsatz durch den früheren irakischen Diktator Saddam Hussein weltweit Bekanntheit. Die ballistischen Geschosse gelten als äußert unpräzise. Bei Angriffen auf Rebellenstellungen in Wohngebieten kann es daher zu massiven Kollateralschäden kommen.

Die "New York Times" zitierte Regierungsbeamte mit den Worten: "Scud-Raketen gegen Panzer oder Militärstützpunkte einzusetzen ist eine Sache, mit ihnen Rebellenverstecke in der Nähe von Spielplätzen anzugreifen ist etwas völlig Anderes."

Laut den Regierungsbeamten feuerten Assads Truppen schon mehrere der einst in der Sowjetunion entwickelten Raketen von Damaskus aus auf Ziele in Nordsyrien. Für die US-Regierung sei das eine "erheblichen Eskalation" im syrischen Bürgerkrieg.

Nationale Koalition lehnt Eingreifen ab

Die neue legitime Vertretung des syrischen Volkes, die Nationale Koalition, sprach sich dennoch gegen ein Eingreifen der "Freundesgruppe" in den Konflikt aus, zu der neben den USA auch Deutschland, die EU und viele arabische Staaten gehören. Die Menschen in Syrien fragten sich, warum jetzt, wo der Sturz des Regimes bevorstehe, über eine Intervention gesprochen werde, sagte der Führer der Nationalen Koalition, Muas al-Chatib. Schließlich habe auch in den vergangenen Monaten, als die Regierungstruppen Wohnviertel bombardierten, niemand eingreifen wollen, so der Geistliche.

Die britische Zeitung "Independent" hatte zuvor berichtet, Großbritannien, die USA, die Türkei und andere Staaten würden eine See- und Luftunterstützung für die Regimegegner erwägen.

Die Koalition unter Führung des Geistlichen al-Chatib war erst vor einem Monat gegründet worden. Wegen vieler Streitigkeiten innerhalb der syrischen Opposition war die "Freundesgruppe" vor einer Anerkennung lange zurückgeschreckt. Sie gab die Aufwertung erst zum Abschluss ihres Treffens in Marrakesch bekannt.

Beobachter befürchten Massaker an Alawiten

Die Angst vor einem Ende der Assad-Herrschaft wächst unterdessen nicht nur beim Machthaber selbst. Sie grassiert vor allem unter Alawiten. Viele ausländische Beobachter befürchten, dass es nach dem Sturz Assads zu Massakern an alawitischen Zivilisten kommen könne. Assad und ein großer Teil der Kommandeure der Sicherheitskräfte gehören dieser Minderheit an. In seiner sehr emotionalen Rede betonte Al-Chatib allerdings: "Wir sind dagegen, dass man Menschen zu Ungläubigen erklärt und damit dann rechtfertigt, sie zu töten." Al-Chatib appellierte an die Angehörigen der Minderheit, zivilen Ungehorsam gegen das Regime zu leisten.

Unklar blieben dagegen weiterhin die Hintergründe eines Massakers in Akrab in der Provinz Hama. Dort waren am Dienstag nach übereinstimmenden Berichten von Revolutionsaktivisten und Regimeanhänger zwischen 125 und 210 Menschen getötet worden. Einige Aktivisten sprachen von einem Rachefeldzug sunnitischer Rebellen gegen die alawitische Minderheit. Anderen Berichten zufolge griffen Deserteure Gebäude an, in denen sich Alawiten versammelt hatten, nachdem diese drei Vermittler getötet hatten. Die Vermittler hätten versucht, die Alawiten dazu zu bewegen, ihre Waffen abzugeben, hieß es. Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter forderte die Vereinten Nationen auf, eine Untersuchungskommission an den Ort des Geschehens zu schicken.

Die syrischen Rebellen kommen Assad mit ihren Angriffen derweil bedrohlich nahe. Laut einem Bericht des syrischen Staatsfernsehens explodierten vor dem Innenministerium in Damaskus drei Bomben. Einer der Sprengsätze befand sich angeblich in einem Auto. Oppositionelle behaupteten, der Anschlag habe einem Konvoi des Innenministers Mohammed Ibrahim al-Schaar gegolten. Die Detonationen beschädigten laut dem Sender die Hauptfassade des Ministeriums. "Es gibt Berichte über Opfer", hieß es. Die Syrischen Menschenrechtsbeobachter in London sprachen von mindestens acht toten Soldaten und mehr als 40 Verletzten.

Quelle: ntv.de, ieh/che/dpa

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