Bombenanschlag in Teheran Atomwissenschaftler getötet
11.01.2012, 10:33 Uhr
Mostafa Ahmadi Roshan starb vor der Technischen Universität im Norden Teherans.
(Foto: REUTERS)
Bei einem Attentat in Teheran stirbt ein Atomwissenschaftler. Es handele sich um einen Verantwortlichen der Atomanlage Natans, teilen die Behörden mit. Politiker beschuldigen die USA und Israel, die Tat begangen zu haben. Es ist nicht das erste Mal, dass iranische Wissenschaftler bei Anschlägen ums Leben kommen.
Im Iran ist ein Atomwissenschaftler bei einem Attentat getötet worden. Mostafa Ahmadi Roschan, ein Verantwortlicher der Atomanlage Natans, sei durch eine Autobombe im Osten Teherans ums Leben gekommen, zitierte die Nachrichtenagentur Ilna den Vize-Gouverneur der Provinz Teheran, Safar Ali Bratloo. Iranische Politiker machten Israel und die USA für den Anschlag verantwortlich. Die USA bestritten eine Verwicklung in den Mordanschlag. "Die Vereinigten Staaten haben absolut nichts damit zu tun", sagte ein Sprecher des US-Präsidialamts in Washington.
Bratloo zufolge hatte ein Motorradfahrer die Bombe unter dem Peugeot des Wissenschaftlers angebracht. Der Fahrer des Wagens wurde bei dem Attentat nahe der Allameh-Tabatabai-Universität Medienberichten zufolge ebenfalls getötet. Mit im Auto habe sich zudem der Bodyguard des Wissenschaftlers befunden, der verletzt ins Krankenhaus gebracht worden sei.
Der 32-jährige Ahmadi Roschan war einem Bericht der Nachrichtenagentur Mehr zufolge Vize-Direktor für kaufmännische Angelegenheiten in Natans, wo der Iran Uran anreichert. Ein Kollege des getöteten Wissenschaftlers sagte der Nachrichtenagentur Fars, Ahmadi Roschan habe an einem Projekt mit Polymermembranen zur Trennung von Gasen in der Atomanlage im Zentrum des Landes gearbeitet. Die iranische Atombehörde würdigte Ahmadi Roschan als "Märtyrer".
"Terroristischer Akt der Agenten der Unterdrückung"
Mehrere Politiker beschuldigten unmittelbar nach dem Anschlag Israel und die USA. "Israel ist für dieses Attentat verantwortlich, die Methode gleicht denen, die bei anderen Anschlägen auf iranische Wissenschaftler angewendet wurden", sagte Bratloo einem iranischen Fernsehsender. Nach Bekanntwerden des Attentats riefen die Abgeordneten im Parlament "Tod Israel" und "Tod Amerika".
Vize-Präsident Mohammed Resa Rahimi erklärte, "dieser terroristische Akt der Agenten der Unterdrückung (aus den USA) und des zionistischen Regimes zielt darauf ab, unsere Wissenschaftler daran zu hindern, (ihrem Land) zu dienen". Sie sollten aber wissen, "dass diese entschlossener sind als je zuvor, den Weg des wissenschaftlichen Fortschritts weiterzugehen", sagte Rahimi.
Der Iran ist wegen seines umstrittenen Atomprogramms international weitgehend isoliert. Der Westen verdächtigt Teheran, unter dem Deckmantel eines zivilen Programms heimlich an Atomwaffen zu arbeiten. Der Iran weist dies zurück und pocht auf sein Recht zur friedlichen Nutzung der Atomenergie. Israel fühlt sich von dem iranischen Atomprogramm unmittelbar bedroht.
Teheran hatte am Montag bekanntgegeben, in der unterirdischen Anlage in Fordo Uran auf bis zu 20 Prozent anzureichern, was die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigte. Die USA und Deutschland warnten daraufhin unter anderen vor einer weiteren Eskalation des Streits um Irans Atomprogramm. Die Europäische Union will noch im Januar neue Sanktionen gegen Teheran verhängen.
Mehrfach Wissenschaftler getötet
In den vergangenen Jahren wurden bereits mehrfach iranische Wissenschaftler bei Attentaten getötet. Im November 2010 kam Majid Shahriari bei einem Anschlag ums Leben. Der Sturm auf die britische Botschaft im November 2011 war nach Darstellung von Fars auch eine Reaktion auf Shahriaris Tod: Der Iran hatte Großbritannien und Israel für den Anschlag verantwortlich gemacht. Beide Länder bestreiten, etwas mit dem Anschlag zu tun zu haben. Bei einem zweiten Anschlag am selben Tag wurde ein weiterer Wissenschaftler verletzt: Fereydoon Abbasi Davani, der heutige Chef der iranischen Atomenergiebehörde.
Vor zwei Jahren, am 12. Januar 2010, , als vor seinem Haus in Teheran ein Motorrad explodierte. Mohammadi soll allerdings den iranischen Oppositionspolitiker Mir Hossein Mussawi unterstützt haben. Im Juli 2011 starb ein dritter Forscher. 2010 sorgte zudem der Computervirus Stuxnet dafür, dass die Urananreicherung des Iran offenbar verzögert wurde. Die iranische Führung machte in allen Fällen Israel und die USA verantwortlich.
Quelle: ntv.de, hvo/AFP