Politik

Geplänkel um Stuttgart 21 Bahn dementiert Gutachten

Es war zu erwarten: Die Bahn widerspricht einem Gutachten, welches belegen soll, dass die geplante ICE-Neubaustrecke im Zuge des Stuttgart 21-Projektes rund fünf Milliarden Euro kosten werde. Die Gutachter hätten in der Vergangenheit schon oft falsch gelegen.

Gutachten hin, Gutachten her: Die Bahn verweist darauf, dass die beauftragten Gutachter schon häufiger danebenlagen.

Gutachten hin, Gutachten her: Die Bahn verweist darauf, dass die beauftragten Gutachter schon häufiger danebenlagen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Deutsche Bahn hat einen Bericht zurückgewiesen, nach dem bei dem umstrittenen Großprojekt "Stuttgart 21" Mehrkosten in Milliardenhöhe drohen könnten. Die erwarteten Kosten für die ICE-Neubaustrecke Wendlingen-Ulm beliefen sich auf 2,89 Milliarden Euro, erklärte ein Konzernsprecher. Der "Spiegel" hatte zuvor berichtet, dass die Strecke etwa zwei Milliarden Euro teurer werde.

Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses des Bundestags, Winfried Hermann, sagte dem "Spiegel", er gehe davon aus, dass die Strecke am Ende mehr als fünf Milliarden kosten werde. Diese Kostenexplosion will Hermann mit einem Verkehrsgutachten der Münchner Gutachter Vieregg und Rössler belegen, das die Grünen am Mittwoch in Stuttgart vorstellen wollen.

"In der Vergangenheit unzutreffend"

Die Bahn wies den Bericht zurück. Der Konzern habe Ende Juli 2010 eine aktualisierte Kostenrechnung "auf Basis seriöser Planungen vorgestellt", erklärte der Konzernsprecher. Das Büro Vieregg und Rössler habe bereits in der Vergangenheit Kostenrechnungen zu Tunnelbauten vorgenommen, die sich als unzutreffend erwiesen hätten.

Laut jüngsten Schätzungen der Deutschen Bahn vom Juli soll der Bau der ICE-Strecke 865 Millionen Euro mehr kosten als ursprünglich geplant. Schon jetzt streiten sich Bund, Länder und Bahn darüber, wer die Mehrkosten zu tragen hat.

Abrisstopp während Spitzengespräch

Gegen das Projekt "Stuttgart 21" gingen in der baden-württembergischen Landeshauptstadt am Freitagabend erneut zehntausende Menschen auf die Straße. Die Veranstalter des Aktionsbündnisses gegen "Stuttgart 21" sprachen von bis zu 65.000 Menschen, die sich am Protestzug durch die Stadt beteiligten. Mehrere Aktivisten besetzten den Angaben zufolge symbolisch zwei Bäume im Schlossgarten, die wegen des Projekts gefällt werden sollen.

Seit Beginn der Abrissarbeiten von Teilen des bisherigen Stuttgarter Hauptbahnhofs haben die Gegner des Milliardenprojekts tausende Unterstützer mobilisiert. Für Montag ist die nächste Demonstration geplant.

Voraussichtlich am kommenden Freitag soll es ein Spitzentreffen von Gegnern und Befürwortern geben, an dem unter anderem auch Ministerpräsident Stefan Mappus teilnimmt. Während des Spitzengesprächs von Befürwortern und Gegnern des umstrittenen Bahnprojekts Stuttgart 21 am kommenden Freitag soll nun doch der Abriss des alten Hauptbahnhofs ruhen.  Diese "Geste" an die Gegner hätten Mappus und  Bahn-Chef Rüdiger Grube und ausgemacht, sagte ein Regierungssprecher. Es handele sich um einen "einmaligen Baustopp". Eine solche Geste war bislang stets abgelehnt worden.

Quelle: ntv.de, AFP

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