Unstimmigkeiten in Jerusalem Bericht: Israels Militärs gegen neue Gaza-Offensive
14.09.2025, 18:16 Uhr Artikel anhören
Gaza ist bereits weitflächig zerstört.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Der Angriff auf die Hamas-Führung in Katar hat die Spannungen offenbar verschärft: Medien berichten von Uneinigkeit innerhalb des israelischen Militärs. Derweil startet der Sondergipfel arabischer Staaten über eine gemeinsame Haltung gegenüber Israel.
Innerhalb der israelischen Armeespitze gibt es Berichten zufolge breiten Widerstand gegen den geplanten Militäreinsatz in der Stadt Gaza, der bald beginnen solle. Die konservative Zeitung "Israel Hajom" berichtete, ranghohe Vertreter hätten in dem Zusammenhang gewarnt, Israel gefährde seine nationale Sicherheit "auf nie dagewesene Art".
Israelische Sicherheitsvertreter hätten Zweifel daran geäußert, dass die Offensive ihr erklärtes Ziel, die Hamas zu zerschlagen, erreichen wird. Der Einsatz könne mehrere Monate dauern, das Leben der Geiseln gefährden, zu schweren Verlusten unter den Soldaten führen und Israel international weiter isolieren, "wegen der Bilder der Zerstörung und ziviler Todesopfer aus der Stadt Gaza".
Laut "Israel Hajom" gab es auch vor dem Luftangriff auf Katar Anfang der Woche Unstimmigkeiten. Der Einsatz sei trotz der Einwände des Stabschefs des Mossad-Direktors und des Chefs des Militärgeheimdienstes durchgeführt worden. Demnach unterstützten zwar alle das Ziel, die Hamas-Führung zu eliminieren, lehnten jedoch den Zeitpunkt des Angriffes ab, da ein amerikanischer Vorschlag zur Beendigung des Krieges auf dem Tisch lag. Sie befürchteten, Israel damit in eine größere Krise zu verwickeln.
Sondergipfel arabischer Staaten
Die israelische Luftwaffe hatte am Dienstag versucht, in Katars Hauptstadt Doha die Führungsspitze der Hamas anzugreifen. Nach Hamas-Angaben schlug die Attacke jedoch fehl, es sei kein Mitglied der Verhandlungsdelegation der Hamas getötet worden. Sechs Menschen seien aber ums Leben gekommen.
Das Golfemirat Katar ist ein wichtiger Verbündeter der USA. Beide Länder fungieren mit Ägypten als Vermittler im Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas. Die USA sind zugleich Israels wichtigster Verbündeter. Außer Katar hatten auch andere US-Partner in Nahost wie die Vereinigten Arabischen Emirate und Jordanien den israelischen Luftangriff in Doha scharf verurteilt.
Bei einem von Katar geplanten Sondergipfel mit fast 60 arabischen und islamischen Staaten dürfte es heute und Montag um die Suche nach einer gemeinsamen Haltung gegenüber Israel gehen. Vor dem Treffen der Monarchen, Staats- und Regierungschefs soll es heute in Doha zunächst ein vorbereitendes Gipfeltreffen auf der Ebene der Außenminister geben.
Universität in Gaza angegriffen
Derweil hat die israelische Armee ein weiteres Gebäude der Islamischen Universität in der Stadt Gaza zerstört. Israelische und palästinensische Medien veröffentlichten Videos, auf denen zu sehen war, wie das Gebäude getroffen wurde. Die Armee bestätigte den Vorfall. Die islamistische Terrororganisation Hamas habe das Gebäude für das Ausspähen von Soldaten und die Vorbereitung von Angriffen benutzt, teilte das Militär mit. Die Vorwürfe lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Die Islamische Universität war während des Krieges, der schon seit fast zwei Jahren wütet, bereits mehrmals angegriffen worden. Nach palästinensischen Angaben hatten Binnenflüchtlinge auf dem Gelände der Hochschule Zuflucht gesucht.
Die israelische Armee hat bereits Dutzende Hochhäuser in der Stadt Gaza zerstört. Israel hatte im August angekündigt, die Armee solle die gesamte Stadt einnehmen, um die dort vermuteten Einheiten der Hamas zu zerschlagen. Nach Medienberichten bereitet das Militär mit den Luftangriffen einen tieferen Vorstoß seiner Bodentruppen in die Stadt vor.
Quelle: ntv.de, raf/dpa