"Sie loszuwerden ...." Netanjahu: Hamas-Spitze ist "Haupthindernis für Kriegsende"
14.09.2025, 10:15 Uhr Artikel anhören
Rauchwolken nach einem israelischen Angriff auf ein Gebäude in Gaza-Stadt.
(Foto: IMAGO/APAimages)
Nach Israels Luftangriffen in Katar hagelt es internationale Kritik - auch von US-Präsident Trump. Außenminister Rubio will in Israel über die Folgen für die Friedensbemühungen für den Gazastreifen sprechen. Netanjahu hält an seinen Zielen fest.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat angedeutet, dass der Luftangriff in Katar fehlgeschlagen ist. "Die in Katar lebenden Hamas-Terroristenchefs kümmern sich nicht um die Menschen in Gaza", erklärte Netanjahu im Onlinedienst X. "Sie haben alle Versuche einer Waffenruhe blockiert, um den Krieg endlos in die Länge zu ziehen."
Die israelische Armee hatte am Dienstag Luftangriffe auf Ziele in Katars Hauptstadt Doha geflogen. Nach Armeeangaben richteten sie sich gegen die Führungsebene der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas. "Sie loszuwerden, würde das Haupthindernis für die Freilassung all unserer Geiseln und die Beendigung des Krieges beseitigen", erklärte Netanjahu nun.
Der Angriff in Katar stieß international auf Kritik, auch US-Präsident Donald Trump äußerte seinen Unmut. Er hatte gesagt, er sei "äußerst betrübt über den Ort des Angriffs" und Katar als "starken Verbündeten und Freund der Vereinigten Staaten" bezeichnet. US-Außenminister Marco Rubio sagte, "natürlich waren wir darüber nicht glücklich, der Präsident war darüber nicht glücklich".
Militäreinsatz im Gaza geht weiter
Nach Rubios Angaben von hat dies aber keine Auswirkungen auf das enge Verhältnis zu Israel. "Das wird die Art unserer Beziehung zu den Israelis nicht ändern", sagte er am Samstag vor seinem Abflug nach Israel. Es müsse aber darüber gesprochen werden, welche Folgen der Angriff auf die diplomatischen Bemühungen um eine Beendigung des Kriegs im Gazastreifen habe. Am Sonntagmorgen traf Rubio zu einem Besuch in Tel Aviv ein.
Das Forum der Geisel-Familien kritisierte das Vorgehen der israelischen Regierung scharf. Der Angriff in Katar habe "zweifelsfrei bewiesen, dass es ein Hindernis für die Rückkehr der Geiseln und die Beendigung des Krieges gibt: Ministerpräsident Netanjahu", erklärte die Initiative. "Jedes Mal, wenn sich eine Einigung abzeichnet, wird sie von Netanjahu sabotiert."
Israel setzte derweil seinen Militäreinsatz im Gazastreifen fort. Nach Angaben des Hamas-Zivilschutzes wurden bei israelischen Angriffen am Samstag 32 Menschen getötet. Aufgrund der massiven Einschränkungen für Medien in dem Palästinensergebiet lassen sich die Angaben nicht unabhängig überprüfen.
Israel hatte in den vergangenen Tagen seine Offensive zur Einnahme der Stadt Gaza ausgeweitet. Nach Armeeangaben flohen seitdem mehr als 250.000 Menschen in andere Teile des Gazastreifens. Der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz erklärte hingegen, nur rund 68.000 Einwohnern sei es gelungen, die Stadt zu verlassen.
"Die Hamas zerschlagen und besiegen"
Nach UN-Schätzungen hatten sich in der Stadt Gaza und Umgebung zuletzt noch rund eine Million Menschen aufgehalten. Die Stadt ist nach Angaben Israels eine der letzten Hochburgen der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen.
Am Samstag warf die israelische Armee Flugblätter ab, in denen die Bewohner der westlichen Stadtteile Gazas zum Verlassen der Gebiete aufgefordert wurden. Die israelische Armee gehe mit "sehr großer Härte" in dem Gebiet vor und sei entschlossen, "die Hamas zu zerschlagen und zu besiegen", hieß es in der Botschaft an die palästinensischen Bewohner. Die Menschen wurden darin aufgefordert, sich über die Al-Raschid-Straße an der Küste in Gebiete südlich der Stadt Gaza in Sicherheit zu bringen.
International wird die Ausweitung der israelischen Offensive in Gaza scharf kritisiert. Die UN, die in Teilen des Gazastreifens eine Hungersnot festgestellt haben, befürchten eine Verschlimmerung der katastrophalen humanitären Lage.
Die Hamas und ihre Verbündeten hatten mit ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 den Gaza-Krieg ausgelöst. Bei dem Großangriff wurden nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet. 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer werden 47 Menschen von der Hamas festgehalten, 25 von ihnen sind nach israelischen Angaben bereits tot. Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Behörden bislang mehr als 64.700 Menschen getötet.
Quelle: ntv.de, Jay Deshmukh, AFP