Lkw-Besitzer identifiziert Autoverkehr fließt wieder über beschädigte Krim-Brücke
10.10.2022, 17:16 Uhr (aktualisiert)
Putin ordnete die Einrichtung einer Untersuchungskommission an.
(Foto: IMAGO/SNA)
Die Brücke zwischen Russland und der besetzten Halbinsel Krim ist von höchster strategischer Bedeutung für den Angriffskrieg des Landes in der Ukraine. Nach der Explosion am Morgen beschwichtigen russische Behörden: Der Autoverkehr fließe wieder und auch die Züge sollen schon bald wieder fahren.
Auf der schwer beschädigten Brücke zwischen Russland und besetzten ukrainischen Halbinsel Krim dürfen wieder Autos und Busse fahren - allerdings eingeschränkt und in wechselnde Richtungen. Lastwagen müssen weiterhin per Fähre übersetzen. Auch der Eisenbahnverkehr soll nach russischen Angaben am Abend wieder aufgenommen werden.
Die Detonation habe sich am frühen Morgen in einem Lastwagen ereignet, teilte das russische Nationale Anti-Terror-Komitee mit. Russischen Angaben zufolge kamen drei Menschen ums Leben. Sie saßen wahrscheinlich in einem Auto, das sich in unmittelbarer Nähe zu dem Lkw befand, der in die Luft geflogen war. Durch die Detonation hätten sieben Treibstoff-Anhänger eines Zuges Feuer gefangen, erklärte das Komitee. Zwei Bereiche der Autofahrbahn auf der 19 Kilometer langen Kertsch-Brücke seien zum Teil eingestürzt. Der Brückenbogen, der die wichtige Meerenge zwischen dem Schwarzen und dem Asowschen Meer überspannt, sei nicht beschädigt worden. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Interfax wurde das Feuer auf der Brücke inzwischen gelöscht.
Die Brücke auf die 2014 von Russland völkerrechtswidrig annektierte Krim wurde 2018 eröffnet, sie gilt nicht nur als Prestigeprojekt des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Über sie wird auch ein großer Teil des Nachschubs geliefert für die russischen Truppen in der von ihnen größtenteils besetzten südukrainischen Region Cherson.
"Erst der Anfang"
Die Krim war in den vergangenen Monaten wiederholt Ziel ukrainischer Gegenangriffe. Unter anderem war dabei ein wichtiger Flugplatz getroffen worden. Die Versorgung der Truppen laufe über den Land- und Seeweg, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.
Die Ursache der Explosion ist noch nicht klar. Der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak reklamierte keine direkte Verantwortung seines Landes, schrieb aber kurz nach Bekanntwerden des Vorfalls auf Twitter, dies sei "der Anfang". Alles "Illegale" müsse zerstört werden, und "alles Gestohlene" an die Ukraine zurückgegeben werden. Russischen Ermittlern zufolge ist der Besitzer des Lastwagens inzwischen identifiziert worden. Es handele sich um einen Einwohner der südlichen russischen Region Krasnodar, ohne den Namen des Mannes zu nennen. Demnach wurden an seinem Wohnsitz Ermittlungen eingeleitet, die dokumentierte Fahrtroute des Lastwagens werde überprüft.
Putin wies die Regierung an, eine staatliche Untersuchungskommission zur Prüfung des Vorfalls einzurichten, wie die Nachrichtenagentur Tass meldete. Interfax zitierte den Vorsitzenden des Krim-Parlaments, Wladimir Konstantinow, mit den Worten, "ukrainischen Vandalen" sei es gelungen, mit "ihren blutigen Händen" nach der Krim-Brücke zu greifen. Sie selbst hätten auf der Krim nichts Nennenswertes geschaffen. Aber nun hätten sie die Straßenstrecke auf der Brücke beschädigt. "Jetzt haben sie etwas, worauf sie stolz sein können." Die Schäden seien jedoch nicht schwerwiegend und ließen sich schnell reparieren.
(Dieser Artikel wurde am Samstag, 08. Oktober 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mbo/rts/dpa