Politik

DHL stoppt Sendungen aus Jemen für USA Bomben-Paket fliegt über Köln

Die Flugzeuge sollten in der Luft gesprengt werden.

Die Flugzeuge sollten in der Luft gesprengt werden.

(Foto: AP)

Das in Großbritannien gefundene Luftfrachtpaket mit Sprengstoff ist am Flughafen Köln umgeladen worden. Das Paket mit Ziel USA befand sich in einem aus dem Jemen kommenden Container. Offenbar sollte die Maschine in der Luft explodieren. Die DHL verschärft inzwischen die Kontrollen. Im Jemen werden derweil weitere 26 verdächtige Sendungen gefunden.

Die Angst vor einer neuen Art von Bedrohung aus der Luft steigt: Die Terrorfracht, die per Luftpost in die USA sollte, war echt und offenbar höchst gefährlich – und nahm ihren Weg über Deutschland.

Eines der Pakete, die Sprengstoff enthielten - versteckt im Toner des Druckers.

Eines der Pakete, die Sprengstoff enthielten - versteckt im Toner des Druckers.

(Foto: dpa)

Wie Scotland Yard mitteilte, wurde die in Großbritannien entdeckte Paketbombe am Flughafen Köln/Bonn umgeladen. Die manipulierte Drucker-Patrone befand sich in einem Container, der mit einem Flieger aus Jemen in Köln gelandet und dort vom US-Paketdienst United Parcel Service (UPS) aufgenommen worden war. Das europäische Luftfrachtzentrum von UPS befindet sich am Flughafen Köln/Bonn.

Ziel seien die Vereinigten Staaten gewesen, hieß es in der Erklärung. Die Fracht war an eine jüdische Einrichtung in Chicago adressiert. Zwischen Großbritannien und dem Jemen gibt es keine Direktflüge. UPS und FedEx stoppten alle Lieferungen aus dem Jemen. Auch die Deutsche-Post-Frachttochter DHL ist von den verschärften Sicherheitsvorkehrungen betroffen und muss alle Sendungen aus dem Jemen in die USA stoppen, wie eine Post-Sprecherin sagte.

DHL verschärft Kontrollen

In Deutschland wurden am Abend die Kontrollen von Paketen aus dem Jemen verschärft. Nach einer Bitte der amerikanischen Luftsicherheitsbehörde (TSA) und in Abstimmung mit dem Bundesinnenministerium bat das Verkehrsministerium die DHL, Fracht aus dem Jemen auf ihrem Drehkreuz in Leipzig zu kontrollieren. Die DHL kam dieser Bitte unverzüglich nach, teilte das Verkehrsministerium mit. Das Unternehmen kontrolliere damit bis auf Weiteres die Fracht aus dem Jemen, gleichermaßen wie UPS und FedEx.

Flugzeug sollte in der Luft explodieren

Nach Darstellung von Großbritanniens Premierminister David Cameron wollten die Terroristen das Flugzeug in die Luft sprengen. Der Sprengsatz, der am Freitag auf dem East-Midlands-Flughafen nahe Nottingham gefunden worden war, sei so präpariert gewesen, dass er bereits im Flugzeug explodieren sollte, sagte Cameron.

Cameron war am Nachmittag auf seinem Landsitz Chequers zu einem informellen Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammengetroffen. Die britische Innenministerin Theresa May bestätigte nach einer Sitzung des Krisenstabs Cobra in London, dass das in England gefundene Paket einen funktionsfähigen Sprengsatz enthalten habe.

Unklar blieb, warum die britischen Behörden zunächst meldeten, es habe sich bei einem verdächtigen Päckchen nicht um einen explosiven Fund gehandelt und warum der Flugbetrieb nur phasenweise unterbrochen wurde.

Mädchen gab Pakete auf

Die beiden Sprengstoffpakete sind nach den Worten des jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Saleh von einem Mädchen aufgegeben worden. Die junge Frau sei inzwischen festgenommen worden. Die Polizei im Jemen habe einen Hinweis der US-Behörden erhalten, nachdem diese das Mädchen als Besitzerin der SIM-Karte an einem der Sprengsätze ermittelt hätten.

Weitere 26 verdächtige Sendungen

Nachdem die beiden Sprengsätze gefunden wurden, suchten die Behörden intensiv nach weiteren bedrohlichen Paketen.

Nachdem die beiden Sprengsätze gefunden wurden, suchten die Behörden intensiv nach weiteren bedrohlichen Paketen.

(Foto: REUTERS)

Nach dem Fund der zwei mit Sprengstoff präparierten Luftfracht-Paketen haben die Behörden im Jemen 26 weitere verdächtige Sendungen entdeckt. Die Pakete würden derzeit untersucht, verlautete aus Ermittlerkreisen in Sanaa. Zudem seien Mitarbeiter von Luftfrachtgesellschaften und der Frachtabteilung des internationalen Flughafens Sanaa festgenommen worden, um sie zu vernehmen.

Nach Angaben der Polizei in Dubai enthielt das am dortigen Flughafen abgefangene Paket einen Sprengsatz, dessen Bauart auf "terroristische Gruppen wie Al-Kaida" hinweise. Demnach befand sich in dem Paket ebenfalls einen Computerdrucker, dessen Tintenpatronen den hochexplosiven Sprengstoff PETN und Blei enthielten. Der Sprengsatz sei mit einem Stromkreis versehen, "der mit einer im Drucker versteckten Handykarte verbunden war".

Obama: "Glaubwürdige terroristische Bedrohung"

. US-Präsident Barack Obama sagte in Washington, von den beiden Paketen sei eine "glaubwürdige terroristische Bedrohung" ausgegangen. Frachtflugzeuge an den Flughäfen von Philadelphia und Newark bei New York wurden ebenfalls durchsucht. Kanadische und US-Abfangjäger eskortierten ein Linienflugzeug der Fluggesellschaft Emirates mit Ziel New York, weil auch dort Fracht aus dem Jemen vermutet wurde. Der Verdacht bestätigte sich aber nicht.

Extremisten testen Sicherheitsvorkehrungen

Die Arabische Halbinsel gilt als neue Hochburg des in Afghanistan und Pakistan militärisch unter Druck geratenen Al-Kaida-Netzes. Dessen Gruppe im Jemen gilt seit längerem als der aggressivste Arm der Extremistenorganisation, die am 11. September 2001 die Anschläge in den USA verübt hatte.

Ein Vertreter der US-Regierung und mehrere Analysten äußerten die Vermutung, dass die Pakete nur ein Test der Extremisten sein könnten, um die Frachtkontrollen und die Reaktion der Sicherheitsbehören zu prüfen. Der entscheidende Hinweis auf die beiden Paketbomben kam nach US-Angaben aus Saudi-Arabien. "Die USA danken dem Königreich für seine Hilfe bei der Übermittlung von Informationen, die die unmittelbare Bedrohung aus dem Jemen deutlich gemacht haben", erklärte Obamas Anti-Terror-Beauftragter John Brennan. Auch Großbritannien, die Vereinigten Arabischen Emirate und "andere Freunde und Partner" hätten dazu beigetragen, die verdächtigen Sendungen auf den Flughäfen East Midlands nahe Birmingham und Dubai aufzuspüren.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts

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