Politik

Ex-Mitarbeiter plaudert über Afghanistan CIA besticht Karsais Regierung

Der afghanische Präsident Karsai ist gegenüber den USA nicht besonders redselig - also müssen die Verbündeten anders an Informationen kommen. Dazu würden eine "bedeutsame Zahl" von Regierungsbeamten seit Jahren bestochen, sagt ein Ex-CIA-Mitarbeiter. Der Geheimdienst reagiert empört.

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Afghanistans Präsident Hamid Karsai: Informationen verschwiegen?

(Foto: picture alliance / dpa)

Der US-Geheimdienst CIA führt einem Zeitungsbericht zufolge zahlreiche Mitglieder der Regierung des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai auf einer geheimen Gehaltsliste. Die Zahlungen würden als notwendig erachtet, weil Karsai "nicht alles erzählt" und oft auch nicht zu wissen scheine, was in seiner Regierung vorgehe, zitiert die "Washington Post" einen ehemaligen CIA-Mitarbeiter. Die Geheimdienst-Gelder flössen an eine "bedeutsame Zahl" von Regierungsbeamten in Kabul.

Ziel sei es, ein dichtes Netz an Zuträgern im Präsidentenpalast zu unterhalten. Einige seien CIA-Informanten, andere hätten weniger formale Verbindungen, schreibt die Zeitung weiter. Der Geheimdienst leiste die Zahlungen trotz Bedenken, dass dadurch Korruption gefördert und Anstrengungen durchkreuzt werden könnten, die Abhängigkeit von dunklen Finanzierungskanälen zu verringern. Zuvor war bereits von einem Berater Karsais berichtet worden, der auf der Gehaltsliste des US-Geheimdienstes stehen soll.

CIA kritisiert Bericht

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"Gefährlich und kontraproduktiv"

(Foto: picture alliance / dpa)

Ein CIA-Sprecher reagierte mit scharfer Kritik auf die Veröffentlichung. Die anonyme Quelle der Zeitung werde von "Ignoranz, Bosheit oder beidem getrieben", sagte Sprecher Paul Gimigliano. Der Geheimdienst spiele eine entscheidende Rolle, US-Ziele in Afghanistan voranzubringen, darunter Sicherheit und Stabilität. Spekulationen darüber, wer dabei helfe, seien "sowohl gefährlich als auch kontraproduktiv", sagte der Sprecher weiter.

Der Geheimdienst unterhalte seit Jahren Verbindungen zu Mitgliedern der afghanischen Regierung, berichtete die Zeitung weiter. "Sie zahlen jeden, von dem sie denken, dass er ihnen helfen kann", wird ein US-Beamter zitiert. "Das ist die Haltung der CIA seit 2001." In diesem Jahr begann der Afghanistan-Krieg.

Der US-Auslandsgeheimdienst ist den Angaben zufolge aber nicht die einzige Finanzierungsquelle, die mit Geheimzahlungen versucht, Einfluss auf das Schicksal Afghanistans zu nehmen. Der Präsidentenpalast unterhalte einen Fonds, aus dem politische Loyalität belohnt werde und der sich aus Mitteln der iranischen Regierung, ausländischer Geheimdienste und wichtiger afghanischer Firmen speise, berichtet die "Washington Post" unter Berufung auf einen "prominenten Afghanen mit Kenntnissen der internen Vorgänge". Aus dem Fonds würden jedes Jahr zwischen 10 und 50 Millionen Dollar (zwischen 7,9 und 39,4 Millionen Euro) verteilt.

Quelle: ntv.de, dpa

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