Politik

Streit um Hennefer Bürgermeister Dahm wegen spontaner Impfung angezeigt

Kaum etwas ist derzeit so begehrt wie eine Impfung. Darf man da spontan zugreifen?

Kaum etwas ist derzeit so begehrt wie eine Impfung. Darf man da spontan zugreifen?

(Foto: imago images/Jochen Eckel)

Darf man sich als junger Mensch spontan und ohne Termin impfen lassen, wenn sonst die Dosis weggeworfen werden müsste? In Nordrhein-Westfalen wird ein Bürgermeister deswegen als Vordrängler beschimpft und kassiert eine Anzeige.

In Nordrhein-Westfalen hat der Bürgermeister der Stadt Hennef Kritik auf sich gezogen, weil er sich spontan und ohne Termin impfen ließ. Wie unter anderem der Kölner "Express" berichtet, hatte SPD-Politiker Mario Dahm sich die Spritze geben lassen, als bei einer Impfaktion Dosen übrig geblieben seien. Seinen Angaben zufolge wären die Impfdosen ansonsten verfallen. Der Fall ereignete sich bereits vor knapp zwei Wochen - nun wurde der Vorfall sogar Thema im Landtag, zudem kassierte er eine Anzeige.

Dahm ist Bürgermeister der Stadt Hennef.

Dahm ist Bürgermeister der Stadt Hennef.

(Foto: SPD in Hennef)

Im Parlament des Bundeslandes beschimpfte ihn Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann als Impf-Vordrängler. "Da gibt es einmal dieses Prachtexemplar eines Bürgermeisters in Hennef", sagte der CDU-Politiker bei einer Aktuellen Stunde. Es gebe Kreise, "die sich gar nichts einfallen ließen, wie alte Leute zum Impfzentrum kommen", sagte er. Da gebe es auch eine kommunale Verantwortung.

Kritik hatte es laut dem Bonner "General-Anzeiger" auch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz gegeben. "Heute bleibt folgenlos, wenn sich noch nicht Impfberechtigte eine Injektion besorgen", teilte diese demnach mit und forderte Strafen für "erschlichene Impfungen". Die Anzeige erstattete ein Arzt, der ihm unterlassene Hilfeleistung vorwirft.

NRW beim Impfen unterm Bundeswert

Dahm reagierte auf die Kritik Laumanns uneinsichtig. Dem "Express" sagte er, der Minister suche ein "willkommenes Ablenkungsmanöver", weil er unter "massivem politischem Druck angesichts der landesweiten Impforganisation" stehe. "Wenn es eine vernünftige Organisation gegeben hätte, hätten Ärzte, Senioreneinrichtungen, Krankenhäuser und Verwaltungen Anfang des Jahres im ganzen Land nicht kurzfristig vor Ort schwierige Entscheidungen treffen müssen. Zur Anzeige gegen ihn sagte er, diese entbehre "jeder juristischen Grundlage". Es sei aber in Ordnung, dass über seine Entscheidung kontrovers diskutiert werde. "Ich stelle mich der Diskussion."

In NRW sind mittlerweile gut 400.000 Menschen geimpft worden, was etwa 1,83 Prozent der Bevölkerung entspricht. Damit liegt das Bundesland etwas unter dem Wert für ganz Deutschland, der aktuell bei 2,16 Prozent liegt. Insgesamt haben 2,2 Millionen Menschen in Deutschland die erste Impfung erhalten, die zweite gut 416.000, etwa 0,5 Prozent.

Quelle: ntv.de, vpe

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