Panorama

Immunschutz aus der Spritze Alle Daten, alle Fakten zur Corona-Impfung

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Einer der Orte, an dem die Pandemie ihren Schrecken verliert: Blick in eines der europäischen Impfzentren.

(Foto: picture alliance/dpa/KEYSTONE)

Deutschland verfügt über eine wirksame Waffe gegen das Virus: Die Corona-Schutzimpfung könnte den Weg aus der Pandemie-Krise ebnen. Wie viele Menschen sind bereits geimpft, wie viele haben eine Auffrischung erhalten? Die Impfdaten im Überblick.

Mediziner und Forscher sind sich einig: Die Impfung gegen Covid-19 schützt Geimpfte nicht nur vor schweren Krankheitsverläufen, sie trägt als solidarischer Akt auch dazu bei, die gesellschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie abzumildern. Wer sich impfen lässt, schützt nicht nur sich selbst, sondern verringert auch das Ansteckungsrisiko für andere. Geimpfte helfen also doppelt mit, das deutsche Gesundheitssystem vor Überlastungen zu bewahren.

Die Corona-Schutzimpfung rettet Menschenleben. Lebensbedrohliche Krankheitsverläufe unter gesunden Menschen mit ausreichendem Impfschutz sind extrem selten. Die vollständige Immunisierung, inklusive Auffrischungsimpfungen, ist nach derzeitigem Erkenntnisstand der beste verfügbare Schutz vor den Auswirkungen der Omikron-Welle. Damit könnte die Impfung einen Ausweg aus der Pandemiesituation eröffnen. Allerdings weist der gesamtgesellschaftliche Immunschutz in Deutschland auch mehr als ein volles Jahr nach dem Start der Impfkampagne noch große Lücken auf - selbst unter den am stärksten gefährdeten Personen in den höheren Altersgruppen.

Das Impftempo in Deutschland war im Lauf des ersten Jahres vor allem durch die Angebotsseite bestimmt: Zu Beginn der Kampagne war der Impfstoff knapp und wurde nur an priorisierte Gruppen verabreicht. Mit der Ausweitung des Empfängerkreises - unter anderem durch überarbeitete Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) - zog das Impftempo zwischendurch immer wieder merklich an. Mittlerweile zählen auch Kinder ab 5 Jahren zur Gruppe derjenigen, die regulär geimpft werden können.

Hinweis: Das Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlicht aktuelle Daten aus dem offiziellen Impfquoten-Monitoring nur von Montag bis Samstag. Die Angaben vom Wochenende werden jeweils zu Wochenbeginn nachgemeldet.

Aber auch politische Entscheidungen wie die Einführung der 2G-Regeln dürfte einen Einfluss auf die Impfbereitschaft der Deutschen gehabt haben. Als sich im Herbst 2021 die Notwendigkeit einer Drittimpfung abzeichnete und die Politik die "Booster-Kampagne" offensiv vorantrieb, sorgte das zusätzlich für einen Nachfrage-Boom. Innerhalb weniger Monate erhielt die Mehrheit der Bevölkerung ihren "Impfbooster".

Die Zahl der täglich verimpften Dosen schwankt im Wochenverlauf üblicherweise stark. Die stärksten Impftage fallen in der Regel auf Dienstag, Mittwoch und Donnerstag. Über das Wochenende geht die Impfleistung dagegen regelmäßig zurück. Zur besseren Einordnung der tatsächlichen Impfleistung berechnet ntv.de daher einen gleitenden Durchschnitt aus der Impfleistung der jeweils zurückliegenden sieben Tagen (mehrtägiges Mittel). Die aktuell veröffentlichten Zahlen können Nachmeldungen enthalten, die jeweils rückwirkend für die Vortage nachgetragen werden.

Im zweiten Impfjahr scheint die Luft weitgehend raus zu sein. Seit Mitte Januar sacken die Impfzahlen kontinuierlich ab. Alles deutet darauf hin: Wer geimpft werden möchte, hat dies vermutlich bereits getan. Anfang März 2022 wurden bereits weniger als 100.000 Impfungen pro Tag durchgeführt. Laut offiziellem Impfquoten-Monitoring des Robert-Koch-Instituts (RKI) waren zu diesem Zeitpunkt gut 63 Millionen Menschen mindestens einmal gegen Covid-19 geimpft. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von rund 76 Prozent. Die große Mehrheit der Bevölkerung hat sich somit für den Impfschutz entschieden.

Die Statistik zeigt außerdem: Wer einmal geimpft ist, holt sich in der Regel auch die empfohlene zweite oder dritte Dosis. Der Anteil der "Grundimmunisierten" liegt nur noch geringfügig unter dem der Erstgeimpften. Fast alle einmal Geimpften haben sich auch schon die nötige zweite Dosis geben lassen, um als ausreichend geschützt zu gelten. Seit Mitte Januar benötigen auch mit dem Impfstoffs des Herstellers Janssen ("Johnson & Johnson") Geimpfte eine Zweitimpfung, um den Status "grundimmunisiert" zu erreichen.

Auch die empfohlenen Auffrischungsimpfungen wurden gut angenommen. Bereits in der zweiten Januarhälfte galt rein rechnerisch mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung als "geboostert". Anfang März nähert sich die Quote der 60 Prozent-Marke, das entspricht knapp 48 Millionen Menschen. Weiterhin fließt der Großteil der eingesetzten Impfdosen in die Auffrischungsimpfungen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt für bestimmte Personengruppen mittlerweile eine zweite Booster-Impfung, in der Regel entspricht das einer vierten Impfdosis.

Die Auffrischungsimpfungen bieten nach Ansicht der Medizin den bislang besten Schutz vor einer schweren Covid-Erkrankung. Spätestens drei Monate nach der Grundimmunisierung, so lautet die offizielle Empfehlung, sollte die Impfung durch eine weitere Dosis verstärkt werden. Das Auftauchen der neuen Virusvariante Omikron inmitten der laufenden Delta-Welle hat Bund und Länder dazu bewogen, ihre Bemühungen im Hinblick auf die "Booster-Kampagne" zu verstärken.

"Ein guter Individualschutz und eine reduzierte Transmission tragen dazu bei, schwere Erkrankungs- und Todesfälle zu verhindern", heißt es beim RKI. "Somit entlasten Auffrischimpfungen mittelfristig das Gesundheitssystem in Deutschland und sind insbesondere mit Blick auf mögliche nachfolgende Infektionswellen besonders wichtig."

Dabei sollte jedoch auch die Zahl der Erstimpfungen nicht aus dem Blick geraten. Ein nicht unerheblicher Anteil der Bevölkerung Deutschlands hat den RKI-Daten zufolge bisher noch keine Impfdosis erhalten. Darunter befinden sich vermutlich auch rund vier Millionen Kleinkinder. Für Kinder unter fünf Jahren gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff. Lediglich sogenannte "Off-Label-Impfungen" sind in Ausnahmefällen und in Absprache mit dem Arzt für Kleinkinder möglich - etwa bei bekannten Vorerkrankungen, die das Kind im Falle einer Infektion in akute Gefahr bringen würde.

Die möglichen Gründe für die vergleichsweise niedrige Impfquote in Deutschland sind vielfältig. Echte, rein medizinische Einwände, die gegen eine Corona-Schutzimpfung sprechen, sind sehr selten: Selbst für geschwächte Patienten oder Hochschwangere, zum Beispiel, überwiegen im Zweifelsfall stets die Vorteile einer Immunisierung.

Was hält Ungeimpfte davon ab, sich den bislang besten Schutz vor einer Covid-Erkrankung zu besorgen? Im Netz kursiert eine Vielzahl an vagen Vermutungen, offenen Unwahrheiten und unbelegten Behauptungen zu befürchteten Impfrisiken. Ein persönliches Gespräch mit dem Hausarzt kann Unsicherheiten ausräumen. Generell erscheinen die Risiken einer Impfung im Vergleich zu einer ungeschützten Coronavirus-Infektion verschwindend gering. Die Wirkung der Impfstoffe wird genau überwacht - und das nicht nur von den deutschen Behörden, sondern weltweit. Und: Alle vier in Deutschland zugelassenen Impfstoffe wurden bereits millionenfach eingesetzt.

Die Zulassungsempfehlung der europäischen Arzneimittelbehörde EMA machte am 20. Dezember 2021 der Weg frei für einen fünften Impfstoff, der lang erwartet worden war: Das oft als "Proteinimpfstoff" bezeichnete Mittel der Firma Novavax gilt unter Impfskeptikern als eine Art Hoffnungsträger, insbesondere in Kreisen, die moderne mRNA-Impftstoffe ablehnen. Die Auslieferung dieses fünften Impfstoffs begann am 21. Februar 2022. Bisher scheint die Einführung der Novavax-Impfung keine größeren Effekte auf die Impfbereitschaft der verbliebenen Ungeimpften auszulösen.

Eine stärkere Wirkung könnte eine verbesserte Aufklärungsarbeit bei der Kinder-Impfung haben. Das RKI veröffentlicht seit 21. Dezember 2021 auch Angaben zur Anzahl der gegen Covid-19 geimpften Kinder der Altersgruppe der 5- bis 11-Jährigen. Für Kinder steht regulär bisher nur der Biontech-Impfstoff ("Comirnaty") zur Verfügung. Er wurde in Deutschland bereits millionenfach verabreicht und hat sich auch bei Kindern als gut verträglich erwiesen.

Zwar entwickeln Kinder im Fall einer Coronavirus-Infektion in der Regel sehr viel seltener schwere Symptome. Die möglichen Langzeitfolgen einer ungeschützten Infektion lassen sich derzeit jedoch noch nicht überblicken. Viele Eltern haben deshalb mit wachsender Sorge auf die Möglichkeit zur Impfung ihrer schulpflichtigen Kinder gewartet.

Für die 5- bis 11-Jährigen werden in Deutschland seit dem 13. Dezember Termine von Seiten der Bundesländer angeboten. Die Stiko (Ständige Impfkommission) empfiehlt die Corona-Impfung insbesondere für Kinder mit bestimmten Vorerkrankungen oder mit Kontakt zu Angehörigen, die zur Risikogruppe zählen - beispielsweise den Großeltern. Auch der ausdrückliche Wunsch der Eltern gilt aus Sicht der Stiko als hinreichender Grund für eine Corona-Impfung.

Bundesweit kamen durch die Ausweitung der Impfkampagne laut Bevölkerungsstatistik mehr als 5,2 Millionen potentielle "Impflinge" im Alter zwischen fünf und elf Jahren dazu. Insgesamt leben in Deutschland nun insgesamt mehr als 79 Millionen Menschen im "impffähigen" Alter. Bereits im Sommer 2021 hatte die Freigabe der Impfstoffe für Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren zu einem merklichen Anstieg der täglich verabreichten Erstimpfungen und der Gesamtimpfquote geführt.

Die hier dargestellten Impfquoten berechnen sich aus den offiziellen Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) und sind als Mindestangaben zu verstehen. Umfragen des RKI deuten darauf hin, dass die tatsächlichen Impfquoten wohl höher angesetzt werden müssten. Der Grund für die Untererfassung: Nicht alle durchgeführten Impfungen werden von dem Meldesystem erfasst, es gibt Unterschiede zum Beispiel beim Meldeverfahren der Impfzentren sowie der Haus- und Betriebsärzte.

Der tatsächliche Impferfolg könnte demnach größer sein als bislang angenommen. Das RKI teilte im Oktober 2021 mit, Hochrechnungen auf Basis der Covimo-Befragungsreihe hätten ergeben, dass womöglich bereits 85 Prozent der Erwachsenen geimpft sein könnten. Allerdings bieten solche Erhebungen ebenfalls keine verlässliche Datenquelle, da sie auf einer kleinen Zahl von Befragten beruhen und vermutlich zu einer Überschätzung der tatsächlichen Impfquoten führen.

Die Angaben der freiwilligen Teilnehmerinnen und Teilnehmer können nicht überprüft werden. Unklar ist außerdem, inwiefern die Befragten tatsächlich einen Querschnitt durch die Bevölkerung darstellen. Bestimmte Gruppen, die sich nicht an solchen Umfragen beteiligen wollen oder können, sind vermutlich unterrepräsentiert. Die ntv.de-Grafiken geben daher nur die gesicherten Daten aus dem Impfquotenmonitoring (DIM) wieder, also den amtlich dokumentierten Impffortschritt.

Die Impfung schützt mit großer Sicherheit vor einem schweren Krankheitsverlauf und dem Tod. Das RKI attestiert den Impfstoffen auf Basis der bisher vorliegenden Zahlen aus Deutschland eine hohe Wirksamkeit. Studien aus verschiedenen anderen Ländern bestätigen diese Einschätzung.

Ausgeschlossen sind Infektionen jedoch auch nach einer Komplettimpfung nicht. Das längere Zeit verfolgte Ziel einer Herdenimmunität stellte sich als unerreichbar heraus. Die Annahme, eine Impfung schütze in ausreichendem Maße davor, sich und andere anzustecken, erwies sich als nicht haltbar - auch weil das Virus eine erhöhte Übertragbarkeit entwickelte: Wenn aber auch Geimpfte das Virus übertragen können, bietet selbst eine Impfquote von mehr als 85 Prozent den verbleibenden Ungeimpften keinen sicheren Schutz. Das Virus kann sich auch unter Geimpften und Geboosterten verbreiten.

Dadurch könnte das wichtigste Argument für die Beibehaltung strikter Corona-Auflagen bald wegfallen: Geimpfte benötigen im Fall einer Infektion seltener medizinische Hilfe. Das Risiko einer katastrophalen Überlastung des Gesundheitssystem kann so selbst bei extrem hohen Neuinfektionszahlen wie etwa während der Omikron-Welle abgewendet werden.

Experten raten dennoch weiter zur Beibehaltung der bekannten Vorsichtsmaßnahmen wie etwa zur Maskenpflicht, zum regelmäßigem Lüften und zur generellen Vermeidung von Kontakten in geschlossenen Räumen - soweit möglich. Auch regelmäßiges Testen per Schnelltest gilt weiter als sinnvoll - insbesondere vor engerem Kontakt zu älteren, kranken oder pflegebedürftigen Mitmenschen. Experten wiesen wiederholt darauf hin, dass Ungeimpfte grundsätzlich einem deutlich erhöhten Risiko ausgesetzt sind.

Noch ist unklar, wie zuverlässig die Wirkung einer ungeschützten Immunisierung durch eine Infektion vorhält. Nach überstandener Krankheit wird daher auch für Genesene eine zusätzliche Schutzimpfung empfohlen.

Auch für Auslandsreisen kann der Nachweis einer Impfung erforderlich oder sinnvoll sein. In einigen Ländern gelten nach wie vor strenge Einreise- und Quarantäneregeln. Und solange die Corona-Pandemie eine weltweite Bedrohung bleibt, behalten sich Staaten vor, Maßnahmen wieder einzuführen. Für vollständig geimpfte Personen dürften die Einschränkungen jedoch weiterhin deutlich geringer ausfallen, da sie weniger streng geschützt werden müssen als jene, die sich bisher noch nicht impfen lassen konnten oder wollten.

Staatliche Vorgaben wie die in Deutschland sollen es ermöglichen, die geltenden Corona-Auflagen mit Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen für eine wachsende Zahl an Menschen zumindest teilweise zu lockern.

Der dramatische Anstieg der Fallzahlen ab Ende Oktober 2021 durch die Delta- und schließlich durch die Omikron-Variante machte Hoffnungen auf Lockerungen oder gar ein echtes Ende der epidemischen Notlage vorerst zunichte. Noch ist offen, wie sich das Virus sich weiter verändert. Ab wann auf sämtliche Vorsichtsmaßnahmen verzichtet werden kann, ist weiterhin noch nicht einmal absehbar. Sicher ist nur: Vieles hängt davon ab, wie schnell ein möglichst breiter Immunschutz in der Bevölkerung hergestellt werden kann.

mRNA oder Vektor? Diese Impfstoffe gibt es

In Deutschland kommen hauptsächlich vier verschiedene Impfstoffe im Kampf gegen Sars-CoV-2 zum Einsatz, mit dem Proteinimpfstoff Vovavax kam im Februar 2022 ein fünfter dazu. Da die Impfstoffbeschaffung auf EU-Ebene organisiert wurde, sieht es in anderen europäischen Ländern ähnlich aus.

Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hatte bereits am 21. Dezember 2020 den Weg frei gemacht für den Einsatz des Covid-19-Impfstoffs von Biontech und Pfizer ("Comirnaty"). Nach der formellen Zulassung durch die EU-Kommission und dem in Deutschland zuständigen Paul-Ehrlich-Institut (PEI) konnte die Impfkampagne noch im selben Monat starten.

Die EMA-Zulassung für den Impfstoff des US-Herstellers Moderna ("Spikevax") erfolgte am 6. Januar. Der mRNA-Wirkstoff wird seit 15. Januar auch in Deutschland verimpft. Ab Februar stieß der Vektorimpfstoff von Astrazeneca ("Vaxzevria") hinzu. Die EU-Zulassung für den J&J-Impfstoff, der im Impfpass unter dem Namen des Herstellers "Janssen" auftaucht, wurde am 20. April erteilt.

Am 20. Dezember 2021 wurde die Liste um ein weiteres Mittel ergänzt: Das als "Proteinimpfstoff" bekannt gewordene Vakzin der Firma Novavax ("Nuvaxovid") sollte nach der Empfehlung der EMA ebenfalls in ganz Europa zugelassen werden. Dabei handelt es sich um einen Vektor-Impfstoff, der ohne die neue mRNA-Technologie auskommt und in einem herkömmlichen Verfahren hergestellt wird.

So werden die Impfquoten berechnet

Die Corona-Schutzimpfung wird in Deutschland in den meisten Fällen in Form einer dreifachen Dosis mit einem mehrmonatigen Abstand verabreicht. Die Empfehlungen für die einzelnen Impfstoffe wurden jedoch bereits im ersten Impfjahr mehrfach angepasst.

Das hat die Zählung der eingesetzten Impfmengen und der daraus berechneten Impfquoten erheblich erschwert und sorgt weiterhin für Missverständnisse und Verwirrung. Da es in Deutschland kein zentrales Impfregister gibt, lässt sich der gesamtgesellschaftliche Immunschutz anhand der offiziellen Zahlen und berechneten Quoten nur annäherungsweise bestimmen.

Angesichts eines sehr dynamischen Pandemiegeschehens und eines sich ständig verändernden Erregers ist die Forschung weiterhin dabei, neue Erkenntnisse über die Wirksamkeit der verschiedenen Impfstoffe zusammenzutragen. So hat sich beispielsweise gezeigt, dass der Impfstoff von Johnson & Johnson (Janssen), der zunächst als Einmalimpfung verabreicht wurde, weniger Schutz vor einer symptomatischen Infektion bietet. Den Empfängern wird deshalb eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Vakzin empfohlen.

Auch die RKI-Statistik soll nun dahingehend überarbeitet werden. Das Robert-Koch-Institut (RKI) unterscheidet bei der Impfquote nämlich zwischen "mindestens einmal geimpften", "grundimmunisierten" und "geboosterten" Personen. Nach einer einfachen Janssen-Impfung galten Betroffene bisher als "komplett" oder "vollständig" geimpft. Im Dezember 2021 wurde die Kategorie in "grundimmunisiert" umbenannt. Um diesen Status zu erlangen, benötigen auch mit Janssen Geimpfte mittlerweile eine zweite Impfung.

Neben den vom RKI veröffentlichten Impfquoten berechnet ntv.de für einige Darstellungen noch den Anteil der "nur Erstgeimpften" und der Ungeimpften. Dies geschieht anhand von Bevölkerungsdaten des statistischen Bundesamtes und der veröffentlichten Impfquoten nach RKI-Logik.

Das RKI räumt ein, dass es bei der Berechnung der Impfquoten zu gewissen Unschärfen kommen kann. Hintergrund ist eine lückenhafte Datenerfassung. So ist zur Berechnung der Impfquoten der Impfort, nicht der Wohnort der geimpften Person ausschlaggebend. Das kann insbesondere in Ballungszentren, wo sich besonders viele ortsfremde Personen impfen lassen, zu Verzerrungen führen. In den Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin etwa werden die Impfquoten vermutlich deutlich überschätzt.

Hinzu kommt, dass in den Datensätzen, die das RKI von der kassenärztlichen Bundesvereinigung erhält, zum Teil nicht unterschieden wird, ob der einfache, doppelte oder dreifache Immunschutz nur durch Impfung oder auch durch eine frühere Infektion erlangt wurde. Personen, die eine Corona-Infektion durchgemacht und anschließend nachgeimpft wurden, werden dann teilweise als "grundimmunisiert" gezählt - obwohl nur eine Dosis verabreicht wurde. In einigen Regionen und Altersgruppen führt dies und die unklare Zuordnung der Janssen-Impfung dazu, dass die berechnete Impfquote der "Grundimmunisierten" höher liegt als die der Erstgeimpften.

Die genannten Probleme betreffen auch die weiteren Impfserien. Mittlerweile können bestimmte Personen bereits eine vierte Impfdosis erhalten. Bisher werden aber nur die verabreichten Drittimpfungen statistisch erfasst. Das RKI veröffentlicht auch hierzu eine berechnete Booster-Impfquote. Es ist aber wiederum nicht klar, wie viele Menschen in den einzelnen Altersgruppen tatsächlich dreimal geimpft wurden. Umgekehrt lässt sich nicht genau sagen, wie viele Menschen in Deutschland eine oder gar mehrere Corona-Infektionen durchgemacht haben und dadurch über einen gewissen natürlichen Immunschutz verfügen.

Bezahlt wird die Impfung vom Bund, die Kosten für den Aufbau und die Organisation der Impfzentren tragen die Länder und die Krankenkassen. Die Lieferungen werden nach einem feststehenden Schlüssel gemäß der Bevölkerungsanteile an die Bundesländer verteilt. Einige Bundesländer erhielten zeitweise Sonderzuteilungen, weil sie aufgrund ihrer Lage an den Landesgrenzen besonderen Risiken ausgesetzt waren.

Quelle: ntv.de

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