"Angesichts des Überfalls" Deutsch-jüdische Werteinitiative für Wehrpflicht
01.03.2022, 20:21 Uhr
Eine allgemein verpflichtende Wehrpflicht wurde in Deutschland 2011 ausgesetzt.
(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)
Die Sicherung einer jüdischen Zukunft in Deutschland steht für den Verein Werteinitiative in engem Zusammenhang mit der Verteidigung von Werten und gesellschaftlichem Frieden . Sie schließt sich den jüngsten Forderungen einiger Politiker nach einer Wiedereinführung eines Gesellschaftsdienstes an.
In der im Zuge des Krieges in der Ukraine aufgeflammten Wehrpflicht-Debatte hat sich der Verein "Werteinitiative - jüdisch-deutsche Positionen" für eine Wiedereinführung des Wehr- sowie des Ersatzdienstes ausgesprochen. Der Verein setze sich für eine "Sicherung einer jüdischen Zukunft in Deutschland" ein und das bedeute auch die Verteidigung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung als nicht-verhandelbare Basis des friedlichen Zusammenlebens, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Für die Verteidigung einer auf diesen Werten fußenden Gesellschaft nach Außen hin bedürfe es "einer gut ausgebildeten, modern ausgestatteten und moralisch-ethisch agierenden Bundeswehr". Man stehe der Idee, dass junge Menschen eine Phase ihres Lebens verpflichtend in den Dienst der Gesellschaft stellen, positiv gegenüber.
Adler: Demokratieunterricht sollte Bestandteil sein
Der Vorsitzende der Werteinitiative, Elio Adler, erklärte laut Mitteilung: "Angesichts des barbarischen Überfalls auf die Ukraine sehen wir, wie bedeutsam gesellschaftlicher Zusammenhalt ist." Die dafür erforderlichen Werte können ihm zufolge auf Länderebene in Schulen gefördert werden. Auf Bundesebene könne der Staat sie im Rahmen eines Wehr- oder Gesellschaftsdienstes "erlebbar machen". Adler zufolge sollten die zum Dienst Verpflichteten Demokratieunterricht erhalten. "Eine Mischung aus Geschichts-, Ethik- und Politikkunde könnte den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken."
Angesichts des Ukraine-Krieges hatten sich zuletzt einige Stimmen aus dem Bundestag - und vor allem aus der Unionsfraktion - gemeldet, die ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr fordern, das auch als Wehrdienst abgeleistet werden kann. Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Carsten Linnemann hatte gegenüber der "Bild"-Zeitung erklärt: "Ich persönlich setze mich seit Jahren für die Einführung eines Gesellschaftsjahres ein, das sich verpflichtend an junge Männer und Frauen nach Beendigung ihrer Schulzeit richtet."
Högl: Diskussion hilft nicht
Es wurden aber auch Gegenstimmen laut. Die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl, sprach von einer "theoretischen Diskussion", die nicht weiterhelfe. Der verteidigungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Marcus Faber, bezeichnete eine mögliche Wiedereinführung gegenüber der "Welt" als "das falsche Signal".
Der Verein Werteinitiative setzt sich bereits seit Jahren für eine Wiedereinführung von Wehr- und Ersatzdienst ein.
Quelle: ntv.de, mpe