Politik

Nord-Stream-Anschlag Deutsche Ermittler durchsuchten verdächtiges Schiff

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In der Nacht vom 25. zum 26. September wurden drei der vier Nord-Stream-Pipelines östlich der Insel Bornholm in 80 Metern Tiefe gesprengt. Die Gasleitung war nicht in Betrieb, enthielt aber Gas, das daraufhin an die Oberfläche strömte.

(Foto: dpa)

Die Bundesanwaltschaft bestätigt Teile der Berichte über Ermittlungsergebnisse zu den Nord-Stream-Explosionen. Über Täter, Motive und eine mögliche staatliche Steuerung sagt die Karlsruher Behörde nichts.

Die Bundesanwaltschaft hat im Januar im Zusammenhang mit den Nord-Stream-Explosionen ein verdächtiges Schiff durchsuchen lassen. Das teilt die Karlsruher Behörde auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.

Die Mitteilung folgt auf Berichte über Ermittlungsergebnisse, nach denen eine Gruppe von sechs Personen im September mit einer in Rostock gemieteten Jacht auf die Ostsee gefahren war, um Sprengsätze an der Gaspipeline anzubringen.

Die Bundesanwaltschaft teilte weiter mit, es bestehe der Verdacht, dass das Schiff zum Transport von Sprengsätzen verwendet worden sein könnte, die am 26. September 2022 an den Pipelines explodiert waren, teilte eine Sprecherin der Karlsruher Behörde mit. Die Auswertung der sichergestellten Spuren und Gegenstände dauere an. "Die Identität der Täter und deren Tatmotive sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen", hieß es weiter. "Belastbare Aussagen hierzu, insbesondere zur Frage einer staatlichen Steuerung, können derzeit nicht getroffen werden."

Ukraine streitet jede Verwicklung ab

Recherchen von ARD, SWR und der "Zeit" haben eine Reihe von mutmaßlichen Details aus den Ermittlungen bekannt gemacht. An den Ermittlungen seien Behörden in Deutschland, Schweden, Dänemark, den Niederlanden und USA beteiligt gewesen. Den Berichten zufolge könnte "eine pro-ukrainische Gruppe" verantwortlich für den Anschlag auf die Gaspipeline sein - Beweise gibt es allerdings nicht.

Der Berater im ukrainischen Präsidentenbüro, Mychajlo Podoljak, stritt eine Beteiligung der Ukraine entschieden ab. Die Ukraine habe nichts mit dem Unfall in der Ostsee zu tun und keine Informationen über pro-ukrainische Sabotage-Gruppen, twitterte er.

Von US-Seite verwies der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der US-Regierung, John Kirby, auf die laufenden Ermittlungen in Deutschland und Skandinavien. "Wir glauben, dass es ein Sabotageakt war", betonte er. Zunächst müssten die Ermittlungen beendet werden. Erst dann lasse sich über das weitere Vorgehen sprechen.

Jacht-Vermietung gehört "offenbar" zwei Ukrainern

Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson sagte am Dienstag auf einer Pressekonferenz mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, er habe keine weiteren Kommentare dazu. Stoltenberg erklärte, man wisse, dass es ein Angriff, eine Sabotage war. Es wäre falsch, vor Abschluss der Untersuchungen darüber zu spekulieren, wer dahinterstecke.

Den Medienberichten zufolge fanden die Ermittler bislang zwar keine Beweise dafür, wer die Zerstörung in Auftrag gab. Sie machten demnach aber ein Boot aus, das für das Unterfangen in der Ostsee verwendet worden sein könnte. Die Jacht sei von einer Firma mit Sitz in Polen angemietet worden, welche "offenbar zwei Ukrainern gehört", hieß es. Das scheint bislang der einzige Hinweis auf eine Spur in Richtung Ukraine zu sein.

Zwei Taucher, zwei Tauchassistenten

Das Team, das den Anschlag verübt haben soll, soll aus einem Kapitän, zwei Tauchern, zwei Tauchassistenten und einer Ärztin bestanden haben. Diese Gruppe soll die Jacht am 6. September - also knapp drei Wochen vor den Explosionen - in Rostock angemietet haben. Nach Rückgabe des Schiffs seien in dem Schiff Spuren von Sprengstoff gefunden worden, so die Berichte, die nun von der Bundesanwaltschaft bestätigt wurden.

Laut Bundesanwaltschaft fand die Durchsuchung vom 18. bis 20. Januar "im Zusammenhang mit einer verdächtigen Schiffsanmietung" statt. Im Rahmen der weiteren Ermittlungen werde sämtlichen Hinweisen zur Aufklärung des Sachverhalts nachgegangen. Ein Tatverdacht gegen Mitarbeiter des deutschen Unternehmens, welches das Schiff vermietet habe, bestehe nicht. Weitere Auskünfte könnten derzeit nicht erteilt werden.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa

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