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Kriegsgegner im Lager krank Dutzende russische Ärzte schreiben offenen Brief an Putin

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Ungebrochen auch im Gerichtssaal: Alexej Gorinow hält bei seinem Prozess im Sommer 2022 ein Schild mit der Aufschrift: "Ich bin gegen den Krieg."

Ungebrochen auch im Gerichtssaal: Alexej Gorinow hält bei seinem Prozess im Sommer 2022 ein Schild mit der Aufschrift: "Ich bin gegen den Krieg."

(Foto: dpa)

In Putins Russland ist das ein schweres Vergehen: Der Politiker Gorinow forderte eine Schweigeminute für die Kriegsopfer. Wenig später landet er in einer Strafkolonie, wo er schwer erkrankt. Nun wenden sich zahlreiche russische Ärzte an ihren Präsidenten.

Russische Ärzte haben einen offenen Brief an Kremlchef Wladimir Putin mit der Forderung nach medizinischer Behandlung für den in Haft erkrankten Kriegsgegner Alexej Gorinow veröffentlicht. Die Verweigerung ärztlicher Hilfe verstoße gegen die russische Verfassung, heißt es in dem Brief, den bis zum Mittag 134 Ärzte unterschrieben haben.

Gorinow, ein Moskauer Kommunalpolitiker, ist der erste in Russland wegen Diskreditierung der russischen Armee verurteilte Kriegsgegner. Die Anwälte Gorinows berichteten zuletzt über eine drastische Verschlechterung seines Gesundheitszustands. Gorinow wurde 2022 zu sieben Jahren Haft verurteilt, nachdem er auf der Sitzung eines Moskauer Stadtteilparlaments eine Schweigeminute für die "Opfer der militärischen Aggression in der Ukraine" gefordert hatte. Inzwischen läuft gegen den 62-Jährigen ein weiteres Verfahren wegen "Rechtfertigung des Terrorismus", weil er mit Mithäftlingen über den Krieg gesprochen hat.

Nach Angaben seiner Anwälte leidet der chronisch Lungenkranke unter einer akuten Bronchitis, seine Hautfarbe beschreiben sie inzwischen als blau. "Alexej hat nicht mal die Kraft, auf dem Stuhl zu sitzen oder zu reden. Mehrere Male ist er praktisch gestürzt." Eine Bitte um ärztliche Behandlung habe die Gefängnisleitung verweigert, teilten die Anwälte mit.

An Putin gewandt, heißt es in dem Brief der Ärzte: "Wir fordern Sie als Garanten der Verfassung der Russischen Föderation auf, die koordinierte Funktionsweise und die Zusammenarbeit der staatlichen Behörden sicherzustellen und die notwendigen Maßnahmen zur Behebung der anhaltenden Verletzung im Fall von A. A. Gorinow zu ergreifen." Gorinow müsse in einer spezialisierten Einrichtung untersucht werden. Sein Zustand ist lebensbedrohlich und könne sich schnell verschlechtern.

Gorinow ist nicht der einzige politische Häftling, dem offenbar medizinische Hilfe verweigert wird. Der russische inhaftierte Oppositionelle Alexej Nawalny soll nach Angaben seiner Mitstreiter gesundheitlich schwer angeschlagen sein. Seit Tagen gibt es auch kein Lebenszeichen des Kremlkritiker, der in einem international kritisierten Prozess zu 19 Jahren Straflager verurteilt worden war.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa

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