Politik

"Hart aber fair" ohne Plasberg Eine Zins-Sendung, die man sich sparen kann

Susan Link (r.) vertritt vorübergehend Moderator Frank Plasberg.

Susan Link (r.) vertritt vorübergehend Moderator Frank Plasberg.

Minuszinsen sind per se ein ziemlich undankbares Thema für eine Talkrunde - und für viele wohl eher Einschlafhilfe als Aufreger. Dass die brave Susan Link den erkrankten Frank Plasberg als Moderatorin vertritt, macht die Sache nicht aufregender.

Die Deutschen sind ein Volk von Sparern: Mehr als sechs Billionen Euro liegen in deutschen Privathaushalten auf der hohen Kante. Und das, obwohl das Sparen, so wie es die meisten Deutschen lieben, gar nicht mehr belohnt wird: Auf Sparbuch, Tagesgeld und Co. gibt es in der Regel keine Zinsen mehr, zudem kassieren immer mehr Institute für besonders hohe Einlagen sogar Negativzinsen. "Muss uns die Politik vor den Minuszinsen retten?", will deshalb Moderatorin Susan Link von ihren Gästen bei "Hart aber fair" wissen.

Fehlt auf unbestimmte Zeit: Frank Plasberg.

Fehlt auf unbestimmte Zeit: Frank Plasberg.

(Foto: picture alliance/dpa)

Wer sich jetzt wundert, was die Moderatorin des ARD-"Morgenmagazins" auf Frank Plasbergs Sendeplatz zu suchen hat: Wegen eines "lange zurückliegenden Knalltraumas" hat der Talkmaster momentan Gleichgewichtsprobleme, Link springt auf unbestimmte Zeit für ihn ein. Wie lange Plasberg fehlen wird, ist noch unklar, aber seine Vertretung macht gleich zu Beginn der Sendung klar, dass sie nicht auf einen festen Platz schielt: "Lieber Frank, gute Besserung, das hier ist dein Platz, ich halte ihn solange für dich warm."

Und tatsächlich steht vor Link nicht nur das obligatorische Glas Cola (light), das in den vergangenen 19 Jahren "Hart aber fair" zu Plasbergs ungesundem Markenzeichen geworden ist, die Moderatorin orientiert sich auch in ihrer Gesprächsführung stark an seinem Stil - bleibt dabei allerdings ein wenig braver. Das wiederum tut dem ohnehin schon etwas zähen Zins-Thema nicht gut, die 75 Minuten der Sendung ziehen sich diesmal wie Kaugummi.

Girokonto, Netflix und fehlende Fäden

Leider bleibt auch der Erkenntnisgewinn überschaubar, weil das Thema für einen überwiegenden Teil der Bevölkerung ohnehin nicht relevant ist: "Die Negativzinsen treffen nach wie vor vor allem wohlhabende Kunden", sagt Dorothea Mohn vom Verbraucherschutz. Kleine Sparer seien dagegen nicht betroffen - und klein sind für Mohn alle, die maximal fünfstellige Beträge auf der Bank haben. Deshalb sieht die Verbraucherschützerin für die Politik "eigentlich keine Notwendigkeit, hier Hand anzulegen".

"Man nimmt es jetzt bei denen, die sich am wenigsten wehren können", wirft zwar die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht ein, ohne genauer zu benennen, was von wem genommen wird, die übrigen Talkgäste würden Mohns Aussage dafür aber weitestgehend unterschreiben. Blöd, dass zu dem Zeitpunkt noch 70 Minuten Sendezeit gefüllt werden wollen. Deshalb darf der CSU-Generalsekretär Markus Blume sich dann auch ein kostenloses Basiskonto für Neukunden bei Banken wünschen, während Christian Achilles vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband entgegnet, dass die Führung eines Girokontos nun mal komplexer sei als ein Netflix-Account und deshalb eben Geld koste. Gut zu wissen.

Die Diskussion schlingert zwischen solcherlei Allgemeinplätzen und Fachgeplänkel hin und her und bildet alles in allem eine ziemlich schwer verdauliche Mischung. Dass es Link nicht schafft, einen roten Faden durch die Sendung zu ziehen, hat mit Sicherheit mit der wenig mitreißenden Themenwahl zu tun - allerdings verpasst es die Vertretungs-Moderatorin auch, den wenigen vielversprechenden Beiträgen konsequent nachzugehen. Nächste Woche hat Link dann die Chance, es besser zu machen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen