Zwei Deutsche in Äthiopien getötet "Erlebnisreise" endet dramatisch
18.01.2012, 15:59 Uhr
Reiche westliche Touristen wecken Begehrlichkeiten inmitten der Armut.
(Foto: dpa)
Das Gebiet an der äthiopisch-eritreischen Grenze gehört zu den heißesten und ärmsten Regionen Welt – aber auch zu den gefährlichsten. Trotz Reisewarnungen zieht es immer wieder Touristen dort hin, um die Vulkanlandschaft zu genießen. Für fünf europäische Urlauber - darunter zwei Deutsche - endet die "Erlebnisreise" in die Wüste jetzt tödlich.

Der Überfall ereignet sich im Norden Äthiopiens.
(Foto: dpa)
Bei einem Überfall auf eine Reisegruppe in Äthiopien sind nach Angaben von Bundesaußenminister Guido Westerwelle zwei deutsche Touristen getötet worden. Nach Angaben der äthiopischen Behörden seien drei weitere europäische Touristen getötet worden. Zudem seien zwei Deutsche und zwei Einheimische von den Angreifern im Grenzgebiet zu Eritrea verschleppt worden, erklärte ein Sprecher der Regierung des afrikanischen Landes in Addis Abeba. Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte die "Entführung weiterer Deutscher der Reisegruppe". Über deren Verbleib sei nichts bekannt.
Reiseveranstalter war nach eigenen Angaben Diamir Erlebnisreisen in Dresden. In seinen Reisehinweisen warnt das Auswärtige Amt, dass in der Region Überfälle und Entführungen "durch Banditen und örtliche Untergrundgruppen" nicht ausgeschlossen würden.
Der Reiseveranstalter Diamir erklärte dagegen, die betreffende Reise nach Äthiopien sei seit 2006 im Programm und werde mehrmals pro Jahr veranstaltet. "Bis zum gegenwärtigen Zwischenfall hatte Diamir keinerlei Hinweise darauf, dass die Sicherheit der Gäste in der Region infrage stehen könnte", erklärte das Unternehmen im Internet. "Zum Zeitpunkt des Zwischenfalls bestand weder für Äthiopien noch für Teile des Landes eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland." Der Sprecher des Auswärtigen Amtes bestätigte, dass es keine Reisewarnung gegeben habe. Jedoch sei auf die erhöhte Risikolage in der Region im Nordosten des Landes beim Vulkan Erta Ale hingewiesen worden.
Einer konnte entkommen
Ein Sprecher der Regierung in Addis Abeba sagte, es seien zwei Deutsche, zwei Ungarn und ein Österreicher getötet worden. Ein Italiener und ein Ungar seien verletzt worden. Einer der Reisenden sei den Angreifern unverletzt entkommen. Die Europäer seien in der Nacht zum Dienstag in der Region Afar, einem der heißesten Gebiete auf der Erde, überfallen worden. In die unwirtliche Gegend wagen sich außer Einheimischen nur Forscher, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und Abenteuer-Touristen. Berühmt ist das Gebiet für die Danakil-Depression, ein unter dem Meeresspiegel gelegenes Gebiet mit Salzminen und Vulkanen.
Äthiopien warf Eritrea vor, die Angreifer zu unterstützen. Eritrea wies die Anschuldigungen des Erzrivalen zurück. Das sei eine Lüge, sagte ein Vertreter Eritreas bei der Afrikanischen Union. Sein Land habe mit den Tätern nichts zu schaffen.
Touristen werden ausgeflogen
Die deutsche Botschaft in Äthiopien organisierte unterdessen einen Hubschrauberflug, um die restlichen Teilnehmer der Reisegruppe - zwölf Personen, darunter eine "Anzahl Deutscher" - aus der Gefahrenzone im Grenzgebiet zu Eritrea heraus zu schaffen. In Berlin wurde zudem ein Krisenstab eingerichtet.
Das Bundeskriminalamt (BKA) entsandte mehrere Beamte nach Äthiopien. BKA-Präsident Jörg Ziercke mahnte zur Vorsicht bei der Bewertung des Angriffs. "Das Lagebild ist sehr diffus", sagte Ziercke in der ARD. Die Hintergründe seien unklar. Bei den Tätern handele es sich möglicherweise um Rebellen.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa/AFP/rts