Politik

Terrordrama in Madrid Fast 200 Tote, 1500 Verletzte

Am Donnerstagmorgen wurde Madrid von der bislang schwersten Serie von Terroranschlägen in der Geschichte Spaniens erschüttert. Zeitgleich explodierten zehn Bomben in drei Nahverkehrszügen, die auf dem Weg in die Hauptstadt waren oder gerade ihren Zielbahnhof erreicht hatten. Drei weitere, in Reisetaschen versteckte Sprengsätze wurden entdeckt und in kontrollierten Explosionen unschädlich gemacht.

War in ersten Meldungen noch von etwa 15 Toten die Rede, wurde schnell offenkundig, dass die Anschläge ein noch weit schlimmeres Ausmaß genommen hatten. Die Zahl der bei den Explosionen ums Leben gekommenen Menschen stieg bis zum Abend auf mindestens 192, an die 1.500 Menschen wurden jüngsten Schätzungen zufolge verletzt.

Dramatische Szenen

Die Sprengsätze detonierten im morgendlichen Berufsverkehr im Abstand weniger Minuten zwischen 7.35 und 7.55 Uhr im Inneren der Züge. Betroffen von den Explosionen waren der Bahnhof Atocha - die wichtigste Station im Zentrum der spanischen Hauptstadt - sowie die Stationen Pozo del To Raimundo und Santa Eugenia. Diese beiden kleineren Stationen liegen in Arbeitervierteln im Südosten der Stadt an der Strecke Madrid - Alcal de Henares.

Vor den Bahnhöfen spielten sich dramatische Szenen ab. Verletzte rannten blutüberströmt durch die Gegend, Leichen wurden notdürftig mit Zeitungen zugedeckt. Zahlreiche Reisende wurden in den Waggons eingeklemmt.

Der U-Bahn-Verkehr und der Bahnverkehr wurden sicherheitshalber eingestellt, was zu einem Verkehrschaos führte. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin gab es zunächst keine Hinweise auf Deutsche unter den Toten. Am Mittwochabend hatte der FC Bayern München im Bernabeu-Stadion in Madrid gegen Real Madrid gespielt.

"Wir werden nicht vergessen"

In Spanien herrschte nach den Anschlägen Entsetzen, aber auch Entschlossenheit, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Ministerpräsident Jos Mara Aznar sagte nach einer Sitzung des von ihm einberufenen Krisenkabinetts, sein Land werde sich nicht von den Terroristen in die Knie zwingen lassen. "Der 11. März hat bereits einen Platz in der Geschichte der Niederträchtigkeit eingenommen. Wir werden nicht vergessen", sagte Aznar und fügte hinzu: "Wir werden die Terroristen voll und ganz besiegen. Den Sonnenaufgang werden sie nur noch hinter den Mauern ihrer Gefängniszellen erleben können."

Für Spanien wurde eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Zugleich rief Aznar die Spanier auf, an diesem Freitag im ganzen Land gegen den Terror auf die Straße zu gehen. Bereits kurz nach den Anschlägen versammelten sich landesweit Zehntausende zu spontanen Demonstrationen.

Der Wahlkampf wurde ausgesetzt. Am Sonntag finden in Spanien Parlamentswahlen statt.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen