"Kultur für alle!"Hilmar Hoffmann ist tot

Trauer in der deutschen Medienlandschaft: In Frankfurt am Main stirbt ein prominenter Fürsprecher für ein freies und allgemein zugängliches Kulturangebot für alle. Hilmar Hoffmann hinterlässt der deutschen Kulturpolitik eine bleibende Mahnung.
Der einflussreiche Frankfurter Kulturpolitiker Hilmar Hoffmann ist gestorben. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung starb der 92-Jährige am Vorabend auf dem Weg in eine Klinik. Die Polizei bestätigte den Todesfall am Samstag. Hoffmann hat die deutsche Kulturpolitik über Jahrzehnte hinweg geprägt.
Eine seiner bekanntesten Forderungen bezog sich auf die Neuausrichtung der Kulturförderung in Deutschland, die er stärker auf die Wirkung in breiten Schichten der Öffentlichkeit ausrichten wollte. Seine Vorstellungen dazu legte er unter anderem in dem 1979 erschienen Sachbuch "Kultur für alle" dar, mit dem er Perspektiven und Modelle zum Umbau der Hochkultur hin zu einer "Breitenkultur" schaffen wollte.
Die Wirkung der NS-Propaganda und die Schrecken des Krieges erlebte der 1925 geborene Hoffmann noch am eigenen Leib. 1944 geriet er als junger Offiziersanwärter eines Fallschirmjäger-Regiments der Wehrmacht bei Cherbourg in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft. Erst zwei Jahre nach Kriegsende kehrte er ins kriegszerstörte Deutschland zurück.
Vor dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen setzte er sich zeitlebens dafür ein, allgemein zugängliche Kulturangebote als Grundlage einer freien, offenen und ideologiefernen Gesellschaft zu fördern und auszubauen. Zentral war für ihn dabei der öffentliche Bildungsauftrag. Als einer der ersten, so heißt es in einer Würdigung des Deutschen Filminstituts, habe er die Bedeutung dieses Bildungsauftrags unter den Bedingungen einer heranwachsenden Mediengesellschaft erkannt.
Der gebürtige Bremer arbeitete lange Jahre als Kulturpolitiker und Filmhistoriker. An einer seiner wichtigsten Wirkungsstätten, in Frankfurt am Main, war er von 1970 an zwei Jahrzehnte lang als Kulturdezernent der Stadt tätig. In der Finanzmetropole entstand unter seiner Ägide unter anderem das Museumsufer. Der Spitzname "Herr Kultur" aus dieser Zeit blieb haften. Von 1990 bis 2012 übernahm Hoffmann neben vielen weiteren, teils ehrenamtlichen Aufgaben auch die Leitung des RTL-Programmausschusses.
Sein Tod kam - trotz des fortgeschrittenen Alters - vollkommen überraschend: Dem "Bild"-Bericht zufolge war Hoffmann auf dem Weg zu einem regulären Behandlungstermin, als er plötzlich zusammenbrach und starb.