"Immerhin sieht sie gut aus" Hope Hicks, die Trump-Flüsterin
20.01.2018, 20:53 Uhr
Trumps "wahre Tochter": Hope Hicks,
(Foto: AP)
In nur sieben Jahren hat Hope Hicks es von der Uni bis ins Weiße Haus geschafft. Seit dem Sommer 2017 ist das ehemalige Model die Kommunikationsdirektorin des US-Präsidenten. Sie weiß offensichtlich, wie man mit Trump reden muss.
Sie ist die jüngste Kommunikationsdirektorin in der Geschichte des Weißen Hauses. Akribisch geplant hatte die 29-jährige Hope Hicks ihre Karriere jedoch nicht. Ihr raketenhafter Aufstieg hat viele in Washington überrascht, und glaubt man dem kürzlich veröffentlichten Buch des Journalisten Michael Wolff, dann ist der einzige Grund dafür ihre an ein Vater-Tochter-Verhältnis erinnernde Beziehung zu Trump.
Wolff schreibt in "Fire und Fury", während Ivanka Trump eher die Rolle einer Ehefrau zufalle, werde Hicks von Regierungsmitarbeitern als Trumps "wahre Tochter" bezeichnet. "Den höherrangigen Mitarbeitern in der Regierung erschien sie nicht nur als zu jung und zu unerfahren - unter den Journalisten im Wahlkampf war sie für ihre kurzen Röcke bekannt, in denen sie sich kaum bewegen konnte -, sondern als übereifrige Ja-Sagerin, die sich stets davor fürchtete, einen Fehler zu machen, sich ständig selbst kritisierte und Trumps Zustimmung suchte", schreibt Wolff.

Positive Schlagzeilen für den Präsidenten - seit dem Rauswurf von Anthony Scaramucci ist Hope "Hopie" Hicks Kommunikationschefin im Weißen Haus.
(Foto: REUTERS)
Hicks, die in der 60.000-Einwohner-Stadt Greenwich im US-Bundesstaat Connecticut zur Welt kam und an der Southern Methodist University im texanischen Dallas Englisch studierte, arbeitet seit 2014 für die Familie Trump. Im Januar 2015, also knapp sechs Monate bevor Donald Trump offiziell seine Präsidentschaftskandidatur bekanntgab, rief der Milliardär sie in sein Büro und teilte ihr mit, dass sie in Zukunft in seinem Wahlkampfteam arbeiten werde. Zuvor war sie unter anderem für die Kommunikation von Ivanka Trumps Modelinie zuständig gewesen. Schon als Jugendliche hatte sie als Model gearbeitet, gelegentlich machte sie das auch für Ivanka.
Trump sah die politische Unerfahrenheit der damals 26-Jährigen keineswegs als Nachteil. Im Gespräch mit dem "New York Magazine" schilderte Hicks den Tag, an dem sie in die Politik einstieg. Trump habe sie angeschaut und gesagt: "Ich denke darüber nach, für das Präsidentenamt zu kandidieren, und du wirst meine Pressesprecherin sein", erinnerte sich Hicks. "Ich glaube, es ist das Jahr der Außenseiter. Es hilft, Leute mit Außenseiterperspektive zu haben."
"Das beste Stück Rockschoß"
Wolff zufolge hatte Hicks eine On-Off-Beziehung mit Trumps früherem Wahlkampfmanager Corey Lewandowski. Nachdem der von Trump im Juni 2016 gefeuert worden war, soll Trump ihr bei einem Treffen im Trump Tower gesagt haben, sie sei "das beste Stück Rockschoß", das der verheiratete Lewandowski jemals haben werde. Daraufhin sei Hicks aus dem Zimmer gestürmt, schreibt Wolff. Ganz gleich ob Hicks mit dem 44-jährigen Lewandowski eine Affäre hatte oder nicht - zusammen haben die beiden Trumps Wahlkampfmaschine ins Rollen gebracht.
Bevor Hicks zur Trump-Organisation stieß, hatte sie für eine in New York ansässige Kommunikationsagentur gearbeitet. Außerdem versuchte sie ihr Glück in der Model-Branche und als Schauspielerin. Im Weißen Haus war sie zunächst für die strategische Kommunikation zuständig. Nach dem Rauswurf von Trumps drittem Kommunikationsdirektor Anthony Scaramucci übernahm sie den Posten.
US-Medien nennen sie "Trump-Flüsterin". Was der Präsident von Hicks hält, wird klar, wenn man sich das Gehalt der 29-Jährigen ansieht. Als Kommunikationsdirektorin verdient sie 179.700 Dollar pro Jahr, das höchstmögliche Gehalt für Regierungsangestellte. "Die Menschen unterschätzen ihre tatsächlichen Kommunikationsfähigkeiten", sagte Sarah Huckabee Sanders, die Sprecherin des Weißen Hauses. Außerdem fügte sie hinzu, dass Hicks ihrem Alter "weit voraus" und "eine der talentiertesten Kommunikations-Expertinnen" sei.
Nach innen gilt das auf jeden Fall: Hicks, die von Trump liebevoll "Hopie" genannt wird, soll sehr darauf bedacht sein, das Ego des Präsidenten zu streicheln. Sie zeigt ihm angeblich nur positive Schlagzeilen und verschafft ihm zahlreiche Interviews, in denen er keine Konfrontationen zu befürchten hat, etwa mit Trumps Lieblingsnachrichtensender Fox News.
Robert Mueller interessiert sich für Hicks
Auch wenn Trump große Stücke auf seine Kommunikationsdirektorin hält, so ließ er sie im Wahlkampf doch auch niedere Dienste verrichten. Lewandowski, der noch vor Trumps Wahlsieg seinen Posten als Wahlkampfmanager räumen musste, schrieb zusammen mit David Bossie ebenfalls ein Buch. "Let Trump Be Trump" ist zu entnehmen, dass Hicks im Wahlkampf immer Trumps Anzüge mit einem Dampfbügeleisen bearbeitete - während er sie trug: erst das Jackett, dann die Hose. Als sie das Bügeleisen einmal vergaß, soll Trump sie angeschrien haben. Ein zweites Mal vergaß sie das Gerät nicht.
In dem Buch findet sich auch die Wiedergabe eines Gespräches zwischen Trump und Lewandowski über die Anfänge der Wahlkampagne: "Als wir das Ganze starteten, waren es du, ich und ein Flugzeug. Das war alles, was wir hatten", sagte Trump zu Lewandowski. "Und wir hatten Hope", erwiderte Lewandowski. "Sie hatte ungefähr so viel Erfahrung wie eine Kaffeetasse", sagte Trump. "Immerhin sieht sie gut aus", erklärte Lewandowski. "Das ist immer hilfreich", bestätigte Trump.
Wie groß Hicks' Einfluss auf den Präsidenten wirklich ist, darüber kann nur spekuliert werden. Sie ist jedoch einige der wenigen, die das erste Jahr der Trump-Präsidentschaft unbeschadet überstanden haben. Dazu zählen außerdem noch Ivanka Trump, Jared Kushner, Stephen Miller, Kellyanne Conway - und einige seiner Anwälte. "Es ist nicht klar, welchen Einfluss sie oder irgendjemand anders auf den Präsidenten hat, da Trump seinen eigenen Willen hat und die Menschen überrascht, mitunter auch seine Berater", sagt der Politologe Robert Shapiro.
Die Nähe zu Trump reicht allerdings aus, um aus Hicks eine Zeugin in den Russland-Untersuchungen zu machen. Mitarbeiter von Sonderermittler Robert Mueller haben sie nach Informationen der "New York Times" im Dezember befragt. Anfang 2017 soll das FBI ihr mitgeteilt haben, russische Agenten hätten in der Zeit zwischen der Wahl und Trumps Amtsantritt versucht, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Eine für Freitag geplante und mit Spannung erwartete Anhörung von Hicks vor dem Geheimdienstausschuss wurde jedoch kurzfristig verschoben - die Ermittler benötigten mehr Zeit, ihre Befragung vorzubereiteten, meldete unter anderem CNN unter Berufung auf vier Quellen.
Sollte die Beziehung zwischen Hicks und Trump in der Zukunft bröckeln oder ganz zerbrechen, dann könnte dies zu ernsthaften Konsequenzen für den Präsidenten führen, sagt Shapiro, der an der Columbia University in New York lehrt. "Sie könnte zu einer Gefahr werden, wenn sie Dinge weiß, die Trump schädigen könnten", sagte er. "Das könnte durchaus der Fall sein, aber wir wissen es nicht."
Hicks erzählte mal, ihre Mutter habe ihr schon vor Trumps Sieg empfohlen, eines Tages ein Buch über den Wahlkampf zu schreiben. Es würde wie "Primary Colors" sein, das Buch über einen schmutzigen Präsidentschaftswahlkampf, das 1998 mit John Travolta verfilmt wurde. Sie habe ihrer Mutter darauf nur geantwortet: "Du hast ja keine Ahnung."
Quelle: ntv.de