Trennung von Stasi-Mitarbeitern Jahn als "Eiferer" kritisiert
07.05.2011, 20:59 UhrDer neue Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Jahn, wird wegen seines Vorgehens gegen die in seiner Behörde beschäftigten Ex-Stasi-Leute scharf kritisiert. Der Vorwurf, Jahn veranstalte eine "Menschenjagd".
Der neue Stasi-Unterlagen-Beauftragte Roland Jahn gerät im Streit um ehemalige Stasi-Mitarbeiter in seiner Behörde unter Druck. Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz, spricht ihm die Eignung für sein Amt ab. Jahn gehe als "Eiferer" und "mit Schaum vorm Mund" gegen die 48 Stasi-belasteten Mitarbeiter vor, sagte Wiefelspütz dem "Focus". Jahn kontert: "Mein Ziel heißt Versöhnung."
Der ehemalige DDR-Bürgerrechtler Jahn will alle ehemaligen hauptamtlichen Mitarbeiter der Staatssicherheit aus seiner Behörde entfernen. "Unsere Behörde, die über die Tätigkeit der Staatssicherheit aufklärt, ist etwas Besonderes", sagte Jahn der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Es sei wichtig, dass die Glaubwürdigkeit der Aufarbeitung nicht beschädigt werde.
Dem "Tagesspiegel am Sonntag" sagte Jahn: "Ich will, dass die Aufarbeitung gelingt. Dafür müssen die Wunden der Opfer geheilt werden." Er fügte hinzu: "Auch meine Vorgängerin Marianne Birthler hat die Stasimitarbeiter der Stasiunterlagenbehörde als schwere Hypothek bezeichnet. Ich habe dieses Problem erneut deutlich benannt, weil es unsere Arbeit behindert." Zur Kritik von Wiefelspütz sagte er: "Ich möchte Herrn Wiefelspütz nicht kommentieren."
Wiefelspütz sagte, die Stasi-Unterlagen-Behörde sei "keine Einrichtung, in der es um Menschenjagd geht". Die Wahl Jahns zum Behördenleiter war aus seiner Sicht ein Fehler. "Ich habe ihn gewählt, aber ich habe mich geirrt", unterstrich der SPD-Politiker.
Rückendeckung bekam , der im März die Nachfolge von Marianne Birthler antrat, von der Union. "Ich halte seine Bemühungen für richtig", sagte Fraktionsvize Arnold Vaatz (CDU). Ehemalige Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit ausgerechnet in der Unterlagen-Behörde zu beschäftigten, sei eine Zumutung für alle, die in einem kritischen Verhältnis zur DDR gestanden hätten.
Quelle: ntv.de, dpa