Umweltschützer kritisieren Irreführung Japan erklärt Fukushima für sicher
16.12.2011, 08:45 Uhr
Das Atomkraftwerk in Fukushima ist von einem sicheren Zustand weit entfernt, meinen Umweltschützer.
(Foto: picture alliance / dpa)
Laut der Regierung in Japan ist das nach dem Erdbeben beschädigte Atomkraftwerk in Fukushima unter Kontrolle. Die Reaktoren seien in einem Zustand der "Kaltabschaltung". Umweltschützer widersprechen der Darstellung und halten der Regierung Irreführung vor.
Neun Monate nach hat die Regierung das havarierte Kernkraftwerk Fukushima Daiichi für sicher erklärt. Die in Folge des Erdbebens und Tsunamis vom März schwer beschädigten Reaktoren seien in einem sogenannten "cold shutdown" (Kaltabschaltung) unter Kontrolle gebracht. Bis zum Jahresende sollte dies erreicht werden.
Umweltschützer kritisieren das als eine Irreführung der Bevölkerung. Nach Definition der Regierung und des Atombetreibers Tepco liegt eine Kaltabschaltung vor, wenn die Temperatur am Boden der Druckbehälter unter 100 Grad gehalten wird.
Falscher Gebrauch des Begriffs?
Experten und Umweltschützer werfen der Regierung einen falschen Gebrauch des technischen Begriffs der Kaltabschaltung vor. "Hier von Kaltabschaltung zu sprechen grenzt an eine bewusste Lüge", erklärte Reinhard Uhrig, Atomexperte von Global 2000. Die geschmolzenen Brennelemente hätten sich durch den Boden der Reaktordruckbehälter durchgebrannt und lägen nun als Klumpen auf dem Boden der Umhüllung. Dort wiesen sie weiter Temperaturen von schätzungsweise 3000 Grad auf. Von einem sicheren Zustand seien die Reaktoren noch weit entfernt.
In dem Akw war am 11. März durch ein Erdbeben der Stärke 9,0 und einem anschließenden Tsunami das Kühlsystem so schwer beschädigt worden, dass die Brennstäbe in den Reaktoren 1 bis 3 vollständig schmolzen. Um die Reaktorkammern zu kühlen, besprühen die Reparaturtrupps sie weiter mit Wasser. Dazu errichtete der Betreiber Tepco ein Zirkulationssystem, mit dessen Hilfe inzwischen eine stabile Kühlung der Reaktoren gewährleistet sei. Die Entsorgung des verseuchten Wassers stellt weiter eines der größten Probleme dar.
Quelle: ntv.de, dpa