Gefechte in Grenzregion Kaschmir-Krise fordert erneut Tote
20.08.2019, 21:04 Uhr
Auch ein indischer Soldat soll getötet worden sein.
(Foto: picture alliance/dpa)
Mehrere Menschen werden bei neuerlichen Scharmützeln in der Konfliktregion Kaschmir getötet, darunter ein siebenjähriger Junge. Pakistan bezichtigt Indien, den Waffenstillstand nicht einzuhalten und hofft nun auf Hilfe aus Den Haag.
Bei erneuten Gefechten in der Konfliktregion Kaschmir sind mehrere Menschen getötet worden. Nach "Waffenstillstandsverletzungen durch Indien" seien im pakistanisch-kontrollierten Teil von Kaschmir drei Zivilisten ums Leben gekommen, schrieb der Armeesprecher Asif Ghafoor auf Twitter. Unter den Getöteten sei ein siebenjähriger Junge. Als Reaktion auf die Waffenstillstandsverletzungen habe Pakistan auf indische Posten gezielt. Dabei seien mindestens sechs indische Soldaten getötet worden. Von der indischen Armee und lokalen Medien allerdings hieß es, ein indischer Soldat sei nach Beschuss aus Pakistan getötet und vier Militärangehörige seien verletzt worden.
Anfang August hatte Indien der indischen Kaschmir-Region den Autonomiestatus entzogen und damit die Spannungen im Verhältnis zu Pakistan schlagartig erhöht. Seitdem häufen sich wieder Scharmützel entlang der Kontrolllinie, der De-facto-Grenze zwischen den beiden Ländern im der Region Kaschmir. Seit Donnerstag waren nach Angaben aus Islamabad insgesamt mindestens elf Soldaten und Zivilisten im pakistanischen Teil Kaschmirs durch Beschuss aus Indien getötet worden.
Mit dem Entzug der Autonomie will Neu Delhi das hauptsächlich von Muslimen bewohnte Gebiet stärker in das mehrheitlich hinduistische Indien integrieren. Bisher hatte die Region unter anderem eine eigene Verfassung und weitgehende politische Kompetenzen. Viele Kaschmirer sind gegen die Neuregelung. Aus Sorge vor Protesten hatte die Regierung mehrere Zehntausend Soldaten in die bereits militarisierte Grenzregion zu Pakistan geschickt. Pakistan beansprucht das Gebiet auch und bezeichnete die Abschaffung des Status als "illegal".
Pakistan will Internationalen Gerichtshof einschalten
Nun will sich das Land an den Internationalen Gerichtshof in Den Haag wenden. "Es wurde eine grundsätzliche Entscheidung getroffen, das umstrittene Kaschmir vor den Internationalen Gerichtshof zu bringen", sagte Außenminister Shah Mehmood Qureshi. Die Entscheidung sei unter Berücksichtigung aller rechtlichen Aspekte getroffen worden, zitierte der lokale TV-Sender GeoTV Qureshi. Der Sonderassistent des Ministerpräsidenten, Firdous Ashiq Awan, habe nach einer Kabinettsitzung zu Journalisten gesagt, dass das Kabinett eine grundsätzliche Genehmigung erteilt habe, berichtete die Zeitung "Dawn".
Islamabad hatte kurz nach der Entscheidung Indiens, der indisch-kontrollierten Kaschmir-Region die Teilautonomierechte zu entziehen, angekündigt, das Thema in allen globalen Foren anzusprechen. Am Freitag hatte der UN-Sicherheitsrat erstmals seit 50 Jahren eine Sitzung zu Kaschmir abgehalten. Pakistan begrüßte diesen Schritt und bezeichnete ihn als Erfolg. Der pakistanische Ministerpräsident Imran Khan sagte, die Sitzung habe elf frühere Resolutionen des UN-Sicherheitsrates bestätigt, nach denen Kaschmir das Recht zur Selbstbestimmung habe. Pakistan und Indien streiten seit ihrer Unabhängigkeit vor mehr als 70 Jahren um die Region im Himalaya.
Quelle: ntv.de, joh/dpa