RTL/ntv-Trendbarometer Keine Mehrheit für Schwarz-Grün, es wird eng für Schwarz-Rot


Nicht nur die Linke, auch die FDP könnte laut RTL/ntv-Trendbarometer den Einzug in den Bundestag schaffen. Die Umrechnung der Sonntagsfrage auf die Sitzverteilung zeigt: Es wird ausgesprochen eng für eine Koalition aus Union und nur einer weiteren Partei.
Noch vor wenigen Wochen sah es so aus, als wären im kommenden Bundestag nur CDU, CSU, AfD, SPD und Grüne vertreten. Dann hätte auch eine Koalition eine Mehrheit gehabt, deren Parteien zusammen auf deutlich weniger als 50 Prozent der abgegebenen Wählerstimmen kommen. Doch im neuen RTL/ntv-Trendbarometer schafft zusätzlich zur Linken auch die FDP den Wiedereinzug. Dann wäre eine Koalition aus Union und Grünen nicht mehr möglich. Und für eine schwarz-rote Koalition würde es verdammt knapp.
In Zahlen: Für die sogenannte Kanzlermehrheit braucht eine Regierung im neuen Bundestag 316 Stimmen. Geht die Bundestagswahl wie das Ergebnis im jüngsten RTL/ntv-Trendbarometer aus, kommen CDU, CSU und SPD zusammen auf 318 Mandate. Schwarz-Grün wäre mit zusammen 297 Sitzen von einer Mehrheit weit entfernt. Mit zusammen 345 Sitzen hätten zwar Union und AfD eine satte Mehrheit, aber Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz hat in den vergangenen Wochen eine Kooperation mit der AfD wiederholt und resolut ausgeschlossen.
Für Merz ist die Prognose eine schlechte Nachricht: Zwar will die Union mehrheitlich nicht mit den Grünen koalieren - und CSU-Chef Markus Söder schon mal gar nicht - doch hätte sie gerne die Option. Das Kalkül: So könnte sie die SPD in Koalitionsgesprächen eher zu Zugeständnissen bewegen, weil die Union sonst mit den Grünen drohen könnte. So aber wäre Merz der SPD ausgeliefert, die zudem ihre Forderungen durchdrücken könnte, unter Verweis darauf, wie knapp die Mehrheit der Koalition wäre. Es gälte schließlich, die ganze SPD-Fraktion in das gemeinsame Regierungsboot zu holen.
Würde der Bundestag in dieser Woche gewählt, könnten die Parteien dem RTL/ntv-Trendbarometer zufolge mit folgendem Ergebnis rechnen: CDU/CSU 30 Prozent (Bundestagswahl im September 2021: 24,2 Prozent), AfD 20 Prozent (10,4 Prozent), SPD 16 Prozent (25,7 Prozent), Grüne 13 Prozent (14,8 Prozent), BSW 4 Prozent (-), FDP 5 Prozent (11,4 Prozent), Linke 7 Prozent (4,9 Prozent). Für sonstige Parteien würden 5 Prozent der Befragten stimmen.
Ob die FDP tatsächlich den Einzug in den Bundestag schafft, ist offen. Auch das BSW könnte noch zulegen und über die Fünf-Prozent-Hürde kommen. Die Partei von Sahra Wagenknecht verharrt im Trendbarometer allerdings seit Wochen scheinbar unbeweglich bei vier Prozent. Klar ist: Kommen FDP, BSW und Linke rein, reicht es nicht für eine Koalition aus Union und einer zweiten Partei. Auch ohne das BSW könnte die Mehrheit aus Union und SPD noch verloren gehen.
Denkbar würde dann eine Dreierkoalition wie schon in den Ampeljahren. Auf dem Tisch lägen die Deutschlandkoalition (Union, SPD, FDP), Jamaikakoalition (Union, Grüne, FDP), Keniakoalition (Union, SPD, Grüne) sowie eine Kombination unter Einbeziehung des BSW oder der Linken. Die Union arbeitet einem Parteitagsbeschluss folgend aber aus Prinzip nicht mit der Linkspartei zusammen. Auch mit dem BSW würde es schon allein mit Blick auf die Ukrainepolitik schwierig.
Wie SPD und Grüne in einer etwaigen Koalition noch einmal mit der FDP zusammenfinden sollen, braucht ebenfalls viel Fantasie: An der Schuldenbremse jedenfalls will die Partei von Christian Lindner keinesfalls rütteln. Doch eine Regierung mit SPD und Grünen? Das dürfte sich ebenfalls niemand wünschen angesichts des Ausmaßes notwendiger Kompromisse, ganz besonders wenig aber Friedrich Merz, der so lange daraufhin gearbeitet hat, Bundeskanzler zu werden.
Die Daten zum RTL/ntv-Trendbarometer wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland zwischen dem 11. Februar und 17. Februar erhoben. Datenbasis: 2501 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 2,5 Prozentpunkte.
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Forsa-Umfragen im Auftrag von RTL Deutschland.
Quelle: ntv.de