Ukrainischer Oppositionsführer droht mit Protesten Klitschko setzt auf Steinmeier
17.12.2013, 06:40 Uhr
Vitali Klitschko ist in der Ukraine einer der Oppositionsführer.
(Foto: AP)
Vitali Klitschko hofft beim Konflikt in der Ukraine auf eine deutsche Vermittlung. Er sieht dafür mit neuen Bundesaußenminister Steinmeier die ideale Persönlichkeit. Der ukrainische Präsident Janukowitsch trifft heute mit seinem russischen Amtskollegen Putin zusammen. Russland und die EU machen sich gegenseitig Vorwürfe.
Ungeachtet der prowestlichen Proteste in Kiew wollen die Präsidenten Russlands und der Ukraine, Wladimir Putin und Viktor Janukowitsch, eine engere Zusammenarbeit beschließen. Bei den Regierungskonsultationen beider Länder in Moskau liegen nach Kremlangaben mehrere Dokumente zur Unterschrift bereit. Janukowitsch hofft nach seiner Abkehr von der EU dringend auf Finanzhilfen sowie Rabatte für russische Gaslieferungen, um die Ex-Sowjetrepublik vor dem Bankrott zu retten.
Oppositionsführer Vitali Klitschko, Boxweltmeister im Ruhestand, drohte mit einer Ausweitung der Proteste, sollte Janukowitsch in Moskau tatsächlich bilaterale Abkommen unterzeichnen. Wenn sich Janukowitsch auf einen Deal mit Russland einlasse, "werden wir mit unseren Demonstrationen das ganze Land lahm legen. Wir lassen uns nicht davon zurück schrecken, dass der Präsident wieder seine Sicherheitskräfte auf den Platz schickt", schrieb Klitschko in einem Gastbeitrag für die "Bild"-Zeitung.
"Wäre ein großartiges Zeichen"
Gleichzeitig fordert Klitschko den designierten deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier zur Vermittlung in Kiew auf. Er hoffe, dass sich Steinmeier "genauso wie (Amtsvorgänger) Guido Westerwelle" für die Freiheit der Ukraine einsetze. "Es wäre ein großartiges Zeichen, wenn Herr Steinmeier auf einer seiner ersten Reisen nach Kiew kommen würde, um auf dem Maidan zu sprechen", so Klitschko. Der SPD-Politiker sei der richtige Vermittler in dieser schwierigen Situation.
Auslöser für die seit Wochen andauernden Proteste ukrainischer Regierungsgegner sind der prorussische Kurs und Kiews Verzicht auf eine EU-Partnerschaft. Die Oppositionellen demonstrieren im Zentrum von Kiew für einen prowestlichen Kurs ihres Landes. Russland versucht derweil, seinen Nachbarn zur Mitarbeit in einer Zollunion und späteren Eurasischen Wirtschaftsunion zu bewegen.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte seinen EU-Kollegen bei einem Treffen in Brüssel erneut vorgeworfen, sich in innere Angelegenheiten der Ukraine einzumischen. Die Außenminister der EU kritisierten im Gegenzug wirtschaftlichen und politischen Druck Moskaus auf die Regierung in Kiew, damit diese ein Assoziierungsabkommen mit der EU nicht unterschreibe. Diplomaten sprachen von einer "sehr offenen" Unterhaltung.
Der schwedische Außenminister Carl Bildt warf Moskau in diesem Zusammenhang vor, es habe "eine ziemlich breite Propagandakampagne auf der Grundlage von Fehlinformationen und manchmal blanken Lügen" gegen das geplante Assoziierungsabkommen der EU mit Kiew geführt.
Box-WM-Titel freigegeben
Klitschko ist zum zweiten Mal in seiner Karriere zum Weltmeister im Ruhestand ernannt worden. Weil er wegen der politischen Verpflichtungen in seiner ukrainischen Heimat derzeit keine Pflichtverteidigung als Champion bestreiten kann, hat ihm der World Boxing Council (WBC) den ruhenden Status (Champion Emeritus) verliehen. Das teilte das Klitschko-Management mit.
Der WBC hatte Klitschko ein Ultimatum für die Terminbekanntgabe seiner anstehenden Pflichtverteidigung gesetzt, das bereits abgelaufen ist. Der 42-jährige Klitschko gibt damit den regulären Titel als WBC-Weltmeister frei.
Quelle: ntv.de, rpe/wne/jog/dpa/AFP