"Vermutlich Terminprobleme" Lula und Selenskyj treffen sich doch nicht
21.05.2023, 15:25 Uhr Artikel anhören
Sprachen bislang nur per Videoschalte: Lula und Selenskyj.
(Foto: imago)
Angesichts der russischen Aggression stellt sich der brasilianische Regierungschef Lula nicht klar auf die Seite der Ukraine. Selenskyj sucht das Gespräch, mehr als eine Videoschalte kommt bislang aber nicht zustande. Auch beim G7-Gipfel kommt es nicht zu einem persönlichen Treffen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist am Rande des G7-Gipfels wider Erwarten nicht mit dem brasilianischen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva zusammengekommen. Zur Begründung sagte Selenskyj, es habe vermutlich Terminschwierigkeiten gegeben.
Der brasilianische Präsident ist einer der führenden Vertreter der Länder, die eine Parteinahme zugunsten der Ukraine in dem von Russland geführten Angriffskrieg vermieden haben und sich in einer neutralen Rolle sehen. Für Verärgerung westlicher Regierungen hatte Lula mit der Äußerung gesorgt, westliche Waffenlieferungen verlängerten den Krieg. Auch deswegen war eine Zusammenkunft beider Staatsoberhäupter mit Spannung erwartet worden.
Zuvor hatten brasilianische Medien berichtet, die Delegation sei irritiert wegen des empfundenen Drucks auf Brasilien und Indien, eine Position anzunehmen, die eher der ukrainischen Sicht auf den russischen Angriffskrieg entspricht. Auch die Finanznachrichtenagentur Bloomberg meldete unter Berufung auf brasilianische Beamte, Selenskyjs Besuch habe die Delegation entnervt und diese fühle sich nun unter Druck, ein persönliches Treffen mit Lula zu akzeptieren.
Lula weiterhin zwischen den Stühlen
Selenskyj war am Samstag als Überraschungsgast im japanischen Hiroshima eingetroffen und hatte am Rande des G7-Gipfels mehrere Staats- und Regierungschefs getroffen, darunter auch den indischen Regierungschef Narendra Modi. Indien und Brasilien sind als Partnerländer beim Treffen der führenden demokratischen Industriestaaten dabei. Brasilien übernimmt am 1. Dezember von Indien die G20-Präsidentschaft und damit für ein Jahr eine internationale Schlüsselrolle.
Bei einer Videoschalte mit Selenskyj im März hatte der Linkspolitiker Lula erneut für seine Idee für eine internationale Vermittlungsinitiative zur Beilegung des Ukraine-Krieges geworben. Nach umstrittenen Äußerungen zur Rolle der USA und der EU im Ukraine-Krieg bemühte sich Lula zuletzt um eine Schadensbegrenzung. So kritisierte er zum Abschluss eines Staatsbesuchs in Portugal Russlands Angriff auf die Ukraine. Trotzdem forderte Lula, der sich mit China als Vermittler ins Spiel bringen möchte, keinen Rückzug der russischen Truppen aus der Ukraine.
Quelle: ntv.de, mba/rts