Größte Klinik des Gazastreifens Mehrere Verletzte nach Explosion am Al-Shifa-Krankenhaus
10.11.2023, 18:27 Uhr Artikel anhören
Mitte der Woche war bereits Rauch in der Nähe des Al-Shifa-Krankenhauses zu sehen. Nun gibt es Berichte von mehreren Angriffen auf verschiedene Krankenhäuser im Gazastreifen.
(Foto: REUTERS)
In den frühen Morgenstunden soll es mindestens eine Explosion auf dem Gelände des Al-Shifa-Krankenhauses im Gazastreifen gegeben haben. Der Direktor spricht von zwei Toten und mehreren Verletzten. Laut Israel stammt die Rakete aber aus Gaza selbst.
Mindestens eine Explosion soll sich am frühen Morgen auf dem Gelände des Al-Shifa-Krankenhauses ereignet haben. Der Direktor der größten Klinik des Gazastreifens, Mohammad Abu Salamija, sprach von "israelischen Angriffen" und "Bombardements" auf Gebäude der Klinik, in denen Notfälle behandelt würden und Flüchtlinge Zuflucht gefunden hätten. Es gebe zwei Tote und zehn Verletzte. Die radikalislamischen Hamas sprach von 13 Toten und "dutzenden Verletzten". Die Berichte lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Laut den israelischen Streitkräften ist die Explosion auf eine Rakete zurückzuführen, die Extremistengruppen von innerhalb des Palästinenser-Gebietes abgefeuert haben. "Eine Überprüfung der operativen Systeme der IDF deutet darauf hin, dass ein fehlgeleitetes Projektil, das von Terroristen-Organisationen im Gazastreifen abgefeuert wurde, das Schifa-Krankenhaus getroffen hat", heißt es in einer Erklärung. Das Ziel der Rakete seien israelische Soldaten auf einem Einsatz in der Umgebung gewesen.
Abu Salamija sagte zudem, israelische Panzer hätten das Gelände beschossen und die Entbindungsstation des Al-Shifa-Krankenhauses getroffen. Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP sah mindestens sieben abgedeckte Leichen außerhalb des Krankenhauses. Laut der von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen belagerten israelische Panzer vier Krankenhäuser im Westen von Gaza. Zeugen berichteten von Panzern rund um das Kinderkrankenhaus Al-Rantis.
Auch Schule wurde in Gaza-Stadt angegriffen
Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO gab an, Berichte über intensive Kampfhandlungen rund um das Shifa-Krankenhaus erhalten zu haben. "Wir haben aber keine Angaben zu Schäden", sagte Harris. Das Shifa-Krankenhaus sei das einzige mit einer Kinderabteilung. Dort seien Kinder auf der Intensivstation und andere, die Dialyse benötigten. Eine Unterbrechung ihrer Versorgung sei für sie lebensgefährlich. Palästinensische Medien und die Terrororganisation Hamas berichteten, es gebe Kämpfe in der Nähe mehrerer Krankenhäuser, darunter im Gebiet des Schifa-Krankenhauses.
Salamija sagte später, dass bei israelischen Angriffen auf die Al-Buraq-Schule in Gaza-Stadt, mindestens 25 Menschen getötet wurden. Diese seien in sein Krankenhaus gebracht worden.
Das Al-Schifa-Krankenhaus soll als Hamas-Versteck dienen
Am Donnerstagabend hatte die israelische Armee heftige Kämpfe in der Nähe des Al-Shifa-Krankenhauses gemeldet und angegeben, "mehr als 50 Terroristen" getötet und von den Hamas genutzte Tunnel zerstört zu haben. Israel hat der Hamas wiederholt vorgeworfen, das Al-Shifa-Krankenhaus als Versteck und zur Koordination ihrer Angriffe zu nutzen, was die Terroristen bestreiten.
Die israelische Armee hatte ihre Angriffe auf Ziele der Hamas im Gazastreifen als Reaktion auf den brutalen Überfall der Islamisten auf Israel am 7. Oktober gestartet. Hunderte Hamas-Kämpfer waren nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten vor allem an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden etwa 1400 Menschen getötet. Mehr als 240 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Die militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad veröffentlichte am Donnerstag ein Video, in dem ihren Angaben zufolge zwei der Geiseln zu sehen sind. Der militante Arm der Organisation erklärte, die in dem Film gezeigte alte Frau und den 13-jährigen Jungen freilassen zu wollen, "wenn die notwendigen Sicherheitsvoraussetzungen vor Ort gegeben sind". Die israelische Armee prangerte die Veröffentlichung des Videos umgehend als "psychologischen Terrorismus" an.
Quelle: ntv.de, ysc/AFP/dpa