Wirtschaft soll sich freiwillig verbessern Merkel verwirft Frauenquote
02.02.2011, 15:13 Uhr
Weibliche Führungskräfte sind rar in der deutschen Wirtschaft.
(Foto: dapd)
Das Machtwort der Kanzlerin ist ein Dämpfer für Arbeitsministerin von der Leyen: Merkel lehnt eine verpflichtende Frauenquote für die deutsche Wirtschaft ab. Stattdessen sollen die Unternehmen freiwillig Fortschritte erzielen. Damit stellt sich die Kanzlerin hinter die FDP, die eine Quote strikt ablehnt.
Kanzlerin Angela Merkel lehnt eine gesetzlich vorgeschriebene Frauenquote in der deutschen Wirtschaft vorerst ab. Die CDU-Chefin verfolge fürs erste nicht das Ziel einer gesetzlich gesetzten Quote, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. "Der Wirtschaft sollte nach ihrer Meinung noch einmal die Chance gegeben werden, freiwillig zu Fortschritten zu kommen." Dies dürfe jedoch nicht auf den "Sankt-Nimmerleins-Tag" geschoben werden. Aus diesem Grund finde im März ein Treffen mit den Personalchefs und Arbeitsdirektoren der Dax-30-Unternehmen statt.
Arbeitsministerin Ursula von der Leyen von der CDU strebt eine Quote von 30 Prozent in Vorständen und Aufsichtsräten an, die notfalls mit Sanktionen durchgesetzt werden soll. Dagegen hält Familienministerin und Parteikollegin Kristina Schröder eine flexible Lösung für sinnvoll. Ihrem Modell zufolge sollten Firmen ab einer gewissen Größe dazu verpflichtet werden, individuell eine Quote festzulegen, die dann innerhalb von zwei Jahren erreicht werden muss.
Bisherige Ergebnisse "bescheiden"
FDP-Chef Guido Westerwelle und die anderen FDP-Minister im Kabinett lehnen eine gesetzlich verpflichtende Quote kategorisch ab. Seibert sagte, die gesetzliche Frauenquote sei nicht durchsetzbar. Es gebe unterschiedliche Auffassungen.
Der Regierungssprecher kritisierte die bisherigen Bemühungen der Wirtschaft, mehr Frauen auf Chefsessel zu bringen, als unzureichend. "Die Wirtschaft hat sich vor zehn Jahren zu freiwilligen Maßnahmen bekannt, deren Ergebnis gelinde gesagt bescheiden ausfällt", sagte er. "Es ist wirklich schwer vorstellbar, dass so wenige qualifizierte Frauen zur Verfügung stehen, dass man es noch nicht mal schafft, jeden 30. Sessel im Vorstand mit einer Frau zu besetzen."
Der Energiekonzern Eon setzt sich derweil ehrgeizige Ziele: Der Anteil weiblicher Führungskräfte soll von derzeit etwa 11 Prozent auf "deutlich über 20 Prozent" verdoppelt werden, sagte ein Unternehmenssprecher und bestätigte damit einen Bericht des "Handelsblatts". "Das Ziel ist klar: Wir wollen deutlich mehr Frauen und den Anteil verdoppeln", sagte der Sprecher. Der Weg dorthin müsse aber noch konkretisiert werden. Der Prozess sei noch nicht abgeschlossen. Laut "Handelsblatt" will Eon den Frauenanteil durch gezielte Entwicklungs- und Mentorprogramme erhöhen.
Quelle: ntv.de, dpa/rts