Politik

Behördenchaos in Istanbul Mesale Tolu darf Polizeiwache verlassen

Der deutsche Botschafter, Martin Erdmann, steht vor der Wache, in der Tolu festgehalten wird.

Der deutsche Botschafter, Martin Erdmann, steht vor der Wache, in der Tolu festgehalten wird.

(Foto: AP)

Als die türkische Justiz die Freilassung von Mesale Tolu vermeldet, reagiert die Bundesregierung erleichtert. Doch kurze Zeit später ist die deutsche Journalistin wieder in Polizeigewahrsam - offenbar wegen eines Missverständnisses. Am Abend kommt sie schließlich frei.

Die deutsche Journalistin Mesale Tolu ist aus der Untersuchungshaft in der Türkei entlassen worden. Am Abend konnte Tolu in Begleitung ihrer Familie eine Polizeistation im Istanbuler Stadtteil Fatih verlassen. Dort war sie nach dem Verlassen des Gefängnisses hingebracht und festgehalten worden. Tolus Anwältin Gülhan Kaya hatte vor der Wache gesagt, die Anti-Terror-Einheit der Polizei habe Tolus Abschiebung angeordnet.

Zuvor hatte das Gericht allerdings ein Ausreiseverbot bis zu einem Urteil in dem Verfahren gegen die Deutsche verhängt. Die widersprüchlichen Anordnungen sorgten nach Angaben der Anwältin nun für Verwirrung auf der Wache. Ein Gericht hatte am Montag Tolus Entlassung aus der U-Haft und dem Gefängnis im Istanbuler Stadtteil Bakirköy angeordnet.

"Im Augenblick geht es wohl um die Umsetzung des Gerichtsbeschlusses von heute Mittag", hatte der deutsche Botschafter Martin Erdmann am Abend vor der Polizeiwache gesagt. "Diese Umsetzung wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Wir selber bleiben dran, und ich persönlich bleibe hier, bis Frau Tolu freigelassen wird."

"Die spielen ein Versteckspiel"

Der Gefängnisdirektor hatte dem Botschafter zugesichert gehabt, dass Tolu bei ihrer Entlassung kurz ihre vor dem Tor wartenden Familie begrüßen könne, bevor sie zur Erledigung letzter Formalitäten auf eine Polizeiwache gebracht werde. Stattdessen fuhr am Abend ein grauer ziviler Wagen mit getönten Scheiben ohne Stopp aus dem Gefängnis. Später stellte sich auf Nachfrage Erdmanns heraus, dass Tolu in dem Auto saß.

Der Verbleib der Deutschen war danach zunächst unklar gewesen, die Familie und der Botschafter fuhren verschiedene Polizeistationen in Istanbul auf der Suche nach ihr ab. Erdmann zeigte sich über das Vorgehen der türkischen Behörden empört. "Die spielen mit uns ein Versteckspiel." Tolu und den insgesamt 17 türkischen Angeklagten wird Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen. Das Verfahren geht noch weiter. Der nächste Verhandlungstermin ist der 26. April 2018.

Quelle: ntv.de, jwu/jug/AFP/dpa

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