Russen gedenken Dnipro-Toten Moskaus Polizei rückt wegen Blumen für Kriegsopfer an
19.01.2023, 19:14 Uhr
(Foto: picture alliance/dpa)
Manche Bewohner russischer Städte wagen es trotz staatlicher Repressionen, der getöteten Ukrainer zu gedenken. So entsteht nach der brutalen Attacke auf ein Wohnhaus im zentral ukrainischen Dnipro ein kleines Mahnmal in Moskau. Mehrere Bürger legen Blumen ab. Das ruft Polizisten auf den Plan.
Angesichts des Verbots von Kritik am russischen Angriffskrieg ist in Moskau eigens eine Polizeistreife an einem inoffiziellen Mahnmal für ukrainische Opfer abgestellt worden. Bereits seit Dienstagabend sind in der kleinen Parkanlage im Stadtzentrum nun rund um die Uhr zwei Beamte im Einsatz an dem Ort, an dem Passanten Blumen für die Todesopfer im zentral ukrainischen Dnipro abgelegt haben.
Am vergangenen Wochenende war in Dnipro eine russische Rakete mitten in ein Wohnhaus eingeschlagen. Dem Katastrophenschutz zufolge starben als Folge des Einschlags am Samstag mindestens 45 Menschen, darunter fünf Kinder. Die Zahl der Vermissten wurde mit 20 angegeben, 39 Menschen seien gerettet worden und 79 verletzt. Es war der folgenschwerste Angriff dieser Art, seitdem Russland vor drei Monaten damit begann, in Wellen ukrainische Städte auch weit von der Front mit Raketen zu überziehen.
Unbekannte Moskauer errichteten daraufhin die kleine Gedenkstelle am Fuß eines Denkmals für die ukrainische Dichterin Lessja Ukrajinka. Sie legten auch ein Schwarz-Weiß-Foto des zerstörten Wohnhauses in Dnipro und Kuscheltiere in Gedenken an die Kinder unter den Opfern ab. Wenig später rückte die Polizei an. Bürgerrechtlern zufolge wurden mehrere Menschen festgenommen beim Versuch, Blumen abzulegen.
Ungeachtet des Drucks durch die Behörden ist der improvisierte Gedenkort über die Tage zwar viel kleiner geworden, aber noch immer nicht ganz verschwunden. Mehrfach wurden die Blumen schon weggeräumt, doch Passanten brachten neue - unter den Augen der Polizisten. Öffentliche Anti-Kriegs-Aktionen sind in Russland auch angesichts massiver staatlicher Repressionen sehr selten. Nach der jüngsten und besonders heftigen Angriffswelle gegen die Ukraine legten Trauernde jedoch auch in anderen russischen Städten Blumensträuße und Kuscheltiere im Gedenken an die Opfer nieder.
Quelle: ntv.de, lve/dpa