"Manipulierend und unberechenbar" "NYT" attackiert Assange
27.01.2011, 11:05 UhrDie Enthüller stehen nun selbst am Pranger. Die "New York Times" kündigt eine Chronik zum Internetportal Wikileaks an, in dem die Zeitung nicht zimperlich mit dessen Gründer Assange umgeht. Er sei zwar schlau und technisch ungemein versiert, aber zugleich "arrogant, dünnhäutig , verschwörerisch und seltsam leichtgläubig". Wikileaks nennt die Ausführungen ein "Geschmiere".
Die "New York Times" hat die Veröffentlichung eines Elektronischen Buchs über das Enthüllungsportal Wikileaks angekündigt. Die Chronik über die Wikileaks-Enthüllungen und ihre Konsequenzen ("Open Secrets: Wikileaks, War and American Diplomacy") werde ab Montag über die wichtigsten Internet-Buchhändler erhältlich sein, teilte die Zeitung mit. In dem Buch würden zudem 27 weitere vertrauliche Dokumente veröffentlicht.
In seinem Vorwort, das in Auszügen bereits veröffentlicht wurde, beschreibt Chefredakteur Bill Keller die Beziehung zu Wikileaks-Gründer Julian Assange. Der Australier hätte einem Stieg Larsson-Thriller entstammen können, schreibt Keller. Die Journalisten, die mit ihm zu tun hatten, hätten Assange niemals als "Partner oder Mitarbeiter" angesehen, sondern als reine "Quelle", die ihre eigenen Ziele verfolge.
Keller bezeichnete Assange als "schwer zu fassen, manipulierend und unberechenbar". Seine Beziehung zur "NYT" sei zunehmend "feindselig" gewesen, zum Schluss habe er das Blatt sogar von weiteren Veröffentlichungen ausschließen wollen. Reporter, die mit ihm die Dokumente durchgingen, hätten ihn als "schlau, gebildet und technologisch ungemein versiert" erlebt, aber auch als "arrogant, dünnhäutig, verschwörerisch und seltsam leichtgläubig". Assange habe niemals Geld verlangt und nie verraten, wer die Dokumente zum Irak- und Afghanistankrieg sowie die diplomatischen Depeschen weitergegeben habe, versicherte Keller.
Wikileaks empört
In einer ersten Reaktion über Twitter, den Internetdienst für Kurzbotschaften, bezeichnete Wikileaks Kellers Ausführungen als "schwarzen Tag für den US-Journalismus". Mit dem "Geschmiere" habe die "New York Times" ohne Rücksicht auf die Fakten einmal mehr nur "sich selbst gedient".
Quelle: ntv.de, AFP