Bombe aus Griechenland Paket an Merkel enthielt Sprengstoff
02.11.2010, 19:42 Uhr
Das Bundeskanzleramt in Berlin - gespiegelt in einem Autodach.
(Foto: dpa)
Das an Bundeskanzlerin Merkel adressierte Paket enthielt Sprengstoff. Das Paket hätte "nicht unerheblichen Schaden anrichten können", sagt Bundesinnenminister de Maizière. Die Spur führt nach Griechenland, einen Zusammenhang mit den Paketbomben aus Jemen gebe es nicht.
Bundeskanzlerin Angela Merkel ist zum Ziel eines versuchten Anschlags mit einer Paketbombe geworden. Untersuchungen der im Kanzleramt eingegangenen Sendung hätten gezeigt, dass der Inhalt "zumindest geeignet war, Menschen zu verletzen", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Die Kanzlerin befand sich allerdings nicht in Gefahr, sie war den Tag über in Belgien.
Das Paket kam aus Griechenland und war an Merkel persönlich adressiert. Laut Seibert wies es bei der üblichen Kontrolle der eingehenden Postsendungen im Kanzleramt "verdächtige Merkmale auf, die auf die Möglichkeit eines Sprengsatzes hindeuteten". Daraufhin seien Sprengstoffexperten der Polizei hinzugezogen worden. Es sei von Experten des Landeskriminalamtes unschädlich gemacht worden.
Sprengsatz steckt in einem Buch
Das Päckchen war nicht in die Poststelle des Kanzleramts gelangt, sondern im Postüberprüfungsraum außerhalb des Zentralgebäudes aufgefallen. Das Bundeskanzleramt wurde nicht evakuiert oder abgesperrt. Auch ein Krisenstab wurde nicht gebildet. "Wir sind vor allem heilfroh sagen zu können, dass niemand - kein Polizist und auch kein Mitarbeiter des Kanzleramtes - zu Schaden gekommen ist", sagte der Regierungssprecher.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière bestätigte, dass das gefundene Paket Sprengstoff enthielt. Die genaue Art sei noch nicht endgültig ermittelt. Das Paket hätte "nicht unerheblichen Schaden anrichten können". Nach Angaben von de Maizière wurde es vor zwei Tagen von Griechenland nach Deutschland versandt. Nach einem Bericht des Berliner "Tagesspiegel" trug die Paketbombe als Absender das griechische Wirtschaftsministerium. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete, war der Sprengsatz in einem ausgehöhlten Buch versteckt.
Spur führt nach Athen
In der griechischen Hauptstadt Athen waren am Montag und Dienstag zunächst insgesamt neun Paketbomben gefunden worden, die an mehrere ausländische Botschaften - darunter die deutsche - und an Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy adressiert waren.
Das an Merkel adressierte Paket sei gegen 13.00 Uhr in der Poststelle des Kanzleramts entdeckt worden, sagte de Maiziere. Es entsprach nach Bauart und Aussehen dem Paket, das in der Schweizer Botschaft in Athen explodiert war und vermutlich auch den anderen an weitere Botschaften adressierten Paketen. "Wir sind in engstem Kontakt mit den griechischen Behörden", sagte de Maizière weiter. Es habe aber keine vorherigen Warnhinweise aus Athen gegeben.
Für einen inhaltlichen oder einen Täterzusammenhang mit dem Jemen spreche derzeit nichts. Am Freitag waren in Großbritannien und Dubai zwei Paketbomben entdeckt worden, die als Fracht aus dem Jemen auf dem Weg in die USA waren. US-Ermittler vermuten die Extremistenorganisation Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel hinter der Tat.
Zwei Verdächtige in Athen festgenommen
Der Innenminister wies alle Poststellen der Bundesregierung an, "ihre Sicherheitsmaßnahmen zu überprüfen und lageangepasst zu verschärfen". Zudem rief er alle öffentlichen Stellen zu Vorsicht bei Postsendungen vor allem aus Griechenland auf.
De Maizière wies darauf hin, dass am Montag im Zusammenhang mit der Explosion einer Sendung an die Botschaft Mexikos in Athen zwei Verdächtige in Griechenland festgenommen wurden. Ein Verdächtiger sei Mitglied der linksradikalen Gruppierung "Verschwörung der Zellen vom Feuer", die seit 2008 in Griechenland zahlreiche Sprengstoffanschläge verübt habe.
Quelle: ntv.de, hvo/AFP/rts/dpa