Politik

Pressestimmen zu Kriegsausbruch "Putin hat Europa zum Narren gehalten"

Zeitungsstand in New York

Zeitungsstand in New York

(Foto: REUTERS)

Russlands Präsident Putin entfesselt einen Krieg - und Europa schaut fassungslos auf die Trümmer der eigenen Friedensbemühungen. Die Zeitungen kommentieren entsetzt die tiefe Zäsur. Die französische Zeitung "Le Parisien" zieht gar einen Vergleich zum 11. September 2001.

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sehen viele internationale Kommentatoren eine Zeitenwende. Was bedeutet das für die Ukraine, für die NATO, für die Weltordnung? Ein Überblick über wichtige Pressestimmen:

"Le Parisien" (Frankreich): "Nach dem 11. September 2001 wird der 24. Februar 2022 als das zweitwichtigste Datum in die Geschichte des 21. Jahrhunderts eingehen: als Datum der Rückkehr des Krieges in Europa. So etwas hat man seit 1945 nicht mehr erlebt. Niemand wollte glauben oder sehen, dass der russische Präsident Wladimir Putin so weit gehen würde."

"La Vanguardia" (Spanien): "Der Tod, der Schmerz, die Zerstörung und das Elend, die Putin mit seiner ungerechtfertigten Invasion verursachen wird, garantieren ihm bereits einen Platz auf der dunklen Seite der Geschichte."

"De Standaard" (Belgien): "Der russische Präsident hat zahllose europäische Spitzenpolitiker zum Narren gehalten, eine List nach der anderen ersonnen und seinen Krieg genau zu dem Zeitpunkt begonnen, als der UN-Sicherheitsrat eine Krisensitzung abhielt. Ein zynischerer Umgang mit der internationalen Rechtsordnung ist kaum denkbar."

"Guardian" (Großbritannien): "Großbritannien und die EU haben 'massive' Sanktionen versprochen, aber noch Stunden nach dem Einmarsch stritten sich die Staaten darüber, wie weit sie gehen sollten. Ein weiterer Anstieg der Energiepreise könnte die Länder in eine galoppierende Inflation und möglicherweise in eine Rezession stürzen, mit der Gefahr einer politischen Destabilisierung und einer weiteren Spaltung, wenn die Bürger darum kämpfen müssen, über die Runden zu kommen. Putin hat Grund zu der Annahme, dass er die Reaktion überstehen kann."

"New York Times": "Wenn ihn sonst nichts kümmert, sollte Putin bedenken, was dies für sein Volk bedeutet, das er Tag für Tag über angebliche Bedrohungen und Kränkungen durch die Ukraine und den Westen belogen hat.
Leichensäcke werden nach Russland zurückkehren, und es wird wirtschaftliche Verwerfungen und weltweite Ächtung für eine Nation geben, die im vergangenen Jahrhundert unter Krieg und totalitärer Herrschaft furchtbar gelitten hat"

"USA Today": "Ob diese neuen Sanktionen stark genug sind, und ob Sanktionen an sich, egal wie stark sie sind, Putin abschrecken können, ist ein Thema, das Gegenstand einer fairen und notwendigen Debatte sein kann. Der Weg aus diesem dunklen Wald ist noch nicht erkennbar."

"The Times" (Großbritannien): "Wenn Putin glaubt, dass die Ukraine nur der erste Schritt zur Ausdehnung Russlands auf seine zaristischen Grenzen einschließlich Finnlands ist, muss ihm jetzt gezeigt werden, dass die NATO genauso bereit ist, ihn zurückzuweisen, wie sie es bei Stalin und seinen Nachfolgern war. Die wichtigste Konsequenz aus Putins zynischen Täuschungen kann nur die sofortige Stärkung der NATO sein."

"Adevarul" (Rumänien): "Es geht im Grunde um die Stärke und die Glaubwürdigkeit des Westens, der jetzt vor einer großen Herausforderung steht, die plötzlich bestätigt, wie schnell sich dieser Kalte Krieg, in dem wir uns noch befinden, in einen offenen Konflikt verwandeln kann - wobei alles zunichtegemacht wird, was wir wussten und hofften, gestützt auf die Versprechen, auf denen die Welt aufgebaut wurde, in der wir leben."

"Pravda" (Slowakei): "Auch wenn die Ukraine nicht so nahe wäre, sondern am anderen Ende der Welt, würden die Ereignisse trotzdem unumkehrbar auch uns betreffen. Wir können uns die Folgen noch gar nicht vollständig vorstellen. Es geht nicht nur um die Preise von Gas, Benzin, Diesel oder Lebensmitteln bei uns. Um unsere Sicherheit und Verteidigung, selbstverständlich auch um die Hilfe, die wir leisten können, um die Vorbereitung auf eine Flüchtlingswelle aus dem überfallenen Nachbarland. Um den üblichen Umgang mit Konflikten in der zivilisierten Welt."

"Nowaja Gaseta" (Russland): "Krieg ist ein Verbrechen. Die Ukraine ist kein Feind. Russland bezahlt einen hohen Preis für diese Wahl, die Putin getroffen hat. Der Krieg ist binnen weniger Stunden von diesem einen Menschen vom Zaun gebrochen worden. Für jeden Einzelnen von uns wird der Weg zum Frieden nun zu einer Herausforderung."

Quelle: ntv.de, jog/dpa

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