Anschluss Weißrusslands? Putin träumt von Großrussland
02.08.2011, 08:59 Uhr
Den starken Mann markieren: Putin beim Armdrücken. Wie es ausgegangen ist, wurde nicht überliefert.
(Foto: AP)
Russlands Premier Putin träumt von der Wiederauferstehung eines großrussischen Reiches. Ein Zusammenschluss mit Weißrussland sei "wünschenswert" erklärt Putin bei einem Besuch seiner Kaderreserve. Auch ein Zusammenschluss mit Nordossetien sei möglich. Ob Putin 2012 bei den Präsidentschaftswahlen antreten wird, lässt er offen.
Der russische Regierungschef Wladimir Putin hält einen Zusammenschluss seines Landes mit dem westlichen Nachbarn Weißrussland 20 Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion für möglich. Die Rückkehr zu einer Einheit nach sowjetischem Vorbild sei "wünschenswert", sagte Putin bei einem Ferienlager kremltreuer Jugendlicher. Ein solcher Schritt hänge aber "gänzlich vom Willen des weißrussischen Volkes ab", betonte er nach Angaben der Agentur Interfax.
Auch Weißrusslands autoritärer Staatschef Alexander Lukaschenko hatte in den 1990er Jahren mit dem Projekt sympathisiert. Er lehnt die Idee aber mittlerweile ab.
Auch Nordossetien willkommen
Russland und Weißrussland verbindet eine Zollunion, der auch die Ex-Sowjetrepublik Kasachstan angehört. Bürger beider Länder bejahen eine besondere Nähe, sie können dank einer offenen Grenze weitgehend ungehindert ins Nachbarland reisen. Die Zehn-Millionen-Einwohner- Republik Weißrussland steckt derzeit aber in der schwersten Finanzkrise seit der Unabhängigkeit 1991.
Putin schloss in dem Sommerlager am Seligersee nordwestlich von Moskau auch einen möglichen Anschluss der von Georgien abtrünnigen Region Südossetien an Russland nicht aus. Dies sei aber "eine Entscheidung des südossetischen Volkes".
Politiker in dem abtrünnigen Gebiet hatten wiederholt einen möglichen Zusammenschluss mit der russischen Teilrepublik Nordossetien ins Spiel gebracht. Georgien hatte die Kontrolle über Südossetien und Abchasien nach einem Krieg gegen Russland im August 2008 verloren. Russland hat beide Gebiete als unabhängig anerkannt und dort Truppen stationiert.
Kandidatur bleibt offen
Zu seinen Ambitionen auf eine mögliche Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen wollte Putin nichts sagen. Stattdessen lobte er demonstrativ seine Zusammenarbeit mit Kremlchef Dmitri Medwedew. "Dieses berüchtigte Tandem, von dem so viel gesprochen wird, hat sich als effektiv erwiesen", sagte Putin. Natürlich gebe es "unterschiedliche Ansichten", räumte er ein. Das Wichtigste sei aber, dass Beide "ausgewogene Beschlüsse im Rahmen der eigenen Kompetenz fassen" würden.
Die Teilnehmer am propagandistischen Ferienlager gelten als Kaderreserve Russlands. Auch Medwedew hält sich eine mögliche Kandidatur bei der Präsidentenwahl im März 2012 bisher offen. Zuletzt gab ein Video der Regierungspartei Geeintes Russland Spekulationen über eine mögliche Kandidatur Putins neue Nahrung. Der Film mit dem Titel "Wir bauen ein neues Russland" zeigt den Regierungschef als entschlossenen Macher. Putin war von 2000 bis 2008 bereits Präsident.
Quelle: ntv.de, dpa